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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
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Radagast
Leo
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Noemi blieb einfach liegen. Es war ihr egal, was die anderen sagten. Vielleicht hatte der Priester Recht. Die Geister wollten etwas von Ihnen. Wollten sie zu irgendetwas bringen. Aber sie hatte nicht vor Ihnen einen solchen Gefallen zu tun. Sie schuldete niemandem etwas. Sie hatte keine Rothäute getötet, kein Indianerblut vergossen. Sie wurde hier gegen ihren Willen festgehalten, wieder einmal. Und sie sollte verdammt sein, wenn sie sich nun dazu abmühte erneut Sklavenarbeit zu verrichten.
Sie hatte sich geschworen, nie wieder ein Sklave zu sein. Und nun würde sie einfach ihr Schicksal akzeptieren und abwarten. Wenn sie irgendetwas Falsches machten, würde sie der nächste Sturm wieder irgendwo anders hin schleudern. Es war zwecklos sich dagegen zu wehren. Diese Mächte waren dafür zu stark, als dass sie sich widersetzen konnte.
Aber wenn die Geister glaubten sie zur Hilfe zwingen zu können, hatten sie sich getäuscht. Sie wollte ihre Ruhe. Also hielt Noemi die Augen geschlossen und blieb einfach auf ihrem Fleck auf dem Leichenberg liegen.
Sie hatte sich geschworen, nie wieder ein Sklave zu sein. Und nun würde sie einfach ihr Schicksal akzeptieren und abwarten. Wenn sie irgendetwas Falsches machten, würde sie der nächste Sturm wieder irgendwo anders hin schleudern. Es war zwecklos sich dagegen zu wehren. Diese Mächte waren dafür zu stark, als dass sie sich widersetzen konnte.
Aber wenn die Geister glaubten sie zur Hilfe zwingen zu können, hatten sie sich getäuscht. Sie wollte ihre Ruhe. Also hielt Noemi die Augen geschlossen und blieb einfach auf ihrem Fleck auf dem Leichenberg liegen.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Terry war nicht begeistert. Ganz und gar nicht.
Er war dem Prügelpriester (mit gehörigem Abstand) nach oben gefolgt; dort saßen irgendwelche Saufbrüder, die sie nicht beachtet hatten. Dazu noch die Gesellen, denen sie vorhin schon begegnet waren, dem Aufseher an der Treppe und so weiter. Nichts in ihm wollte dort rauf, und nichts in ihm wollte wieder in den Leichenkeller. Er wollte einfach nur zu Alma und dann weg von hier. Aber damit würde er wohl nur den nächsten Sturm lostreten.
Megaätzend, ehrlich.
Also stieg er einfach die Treppe wieder hinunter und lehnte sich im Lagerraum ans nächstbeste Regal, einen Fuß dagegen gestemmt. Er hatte schon Leute gesehen, die so an Hauswänden gelehnt hatten, den Hut fast bis über die Augen gezogen. Sah ziemlich gut aus … … dummerweise hatte er keinen Hut. Irgendwas ging aber auch immer schief.
„Und du willst jetzt echt alle die tausenddreizehn Skelette da“, er zeigte mit dem Daumen auf das Leichenzimmer, „hier rausschleppen, um sie draußen zu verbuddeln? Und dann noch mit Weihwasser und so, das volle Programm? Segnen und alles?“ Er überlegte, was er hinterhersetzen könnte, irgendwas patziges – leider fiel ihm nichts ein. Was wohl auch damit zusammenhing, dass er die Idee gut fand. Oder zumindest für das Beste, was ihm nun in den Sinn kam. Dieser ganze Kram hier, mit Sturm und allem, war sowieso voll verrückt. Also – warum nicht was Verrücktes dagegen machen?
Er sah den Priester an, kaute auf einem nicht vorhandenen Grashalm, dann nahm er den Fuß vom Regal und steckte stattdessen die Daumen hinter den Gürtel. Oh yeah, Katzenmann Terry, lässig wie kein zweiter. „Alles klar! Bin dabei.“ Hm, das klang jetzt nicht so lässig. Egal. Musste ja … „Aber du musst den heiligen Kram übernehmen.“ Er zeigte grinsend Richtung Decke. „Ich hab die Genehmigung nich.“ Genau. Gott mochte keine … Leute wie ihn. Obwohl er ihn ja wohl trotzdem gemacht hatte … oder so … das hatte ihm schon der Pfarrer in Wells nicht erklären können. Kirche halt.
Ob die Leute im Saloon sie bemerken würden, wenn sie mit Armen voller Knochen an ihnen vorbeilaufen würden? Na, hoffentlich nicht … auf Ärger hatte Terry keine Lust. „Vielleicht finden wir ja draußen was zum Schaufeln … hier war doch ‘n Schmied inner Nähe. Wenn der uns auch nicht sehen kann, wie die andern, können wir uns vielleicht Werkzeug von ihm … äh … borgen. Oder so.“
Er war dem Prügelpriester (mit gehörigem Abstand) nach oben gefolgt; dort saßen irgendwelche Saufbrüder, die sie nicht beachtet hatten. Dazu noch die Gesellen, denen sie vorhin schon begegnet waren, dem Aufseher an der Treppe und so weiter. Nichts in ihm wollte dort rauf, und nichts in ihm wollte wieder in den Leichenkeller. Er wollte einfach nur zu Alma und dann weg von hier. Aber damit würde er wohl nur den nächsten Sturm lostreten.
Megaätzend, ehrlich.
Also stieg er einfach die Treppe wieder hinunter und lehnte sich im Lagerraum ans nächstbeste Regal, einen Fuß dagegen gestemmt. Er hatte schon Leute gesehen, die so an Hauswänden gelehnt hatten, den Hut fast bis über die Augen gezogen. Sah ziemlich gut aus … … dummerweise hatte er keinen Hut. Irgendwas ging aber auch immer schief.
„Und du willst jetzt echt alle die tausenddreizehn Skelette da“, er zeigte mit dem Daumen auf das Leichenzimmer, „hier rausschleppen, um sie draußen zu verbuddeln? Und dann noch mit Weihwasser und so, das volle Programm? Segnen und alles?“ Er überlegte, was er hinterhersetzen könnte, irgendwas patziges – leider fiel ihm nichts ein. Was wohl auch damit zusammenhing, dass er die Idee gut fand. Oder zumindest für das Beste, was ihm nun in den Sinn kam. Dieser ganze Kram hier, mit Sturm und allem, war sowieso voll verrückt. Also – warum nicht was Verrücktes dagegen machen?
Er sah den Priester an, kaute auf einem nicht vorhandenen Grashalm, dann nahm er den Fuß vom Regal und steckte stattdessen die Daumen hinter den Gürtel. Oh yeah, Katzenmann Terry, lässig wie kein zweiter. „Alles klar! Bin dabei.“ Hm, das klang jetzt nicht so lässig. Egal. Musste ja … „Aber du musst den heiligen Kram übernehmen.“ Er zeigte grinsend Richtung Decke. „Ich hab die Genehmigung nich.“ Genau. Gott mochte keine … Leute wie ihn. Obwohl er ihn ja wohl trotzdem gemacht hatte … oder so … das hatte ihm schon der Pfarrer in Wells nicht erklären können. Kirche halt.
Ob die Leute im Saloon sie bemerken würden, wenn sie mit Armen voller Knochen an ihnen vorbeilaufen würden? Na, hoffentlich nicht … auf Ärger hatte Terry keine Lust. „Vielleicht finden wir ja draußen was zum Schaufeln … hier war doch ‘n Schmied inner Nähe. Wenn der uns auch nicht sehen kann, wie die andern, können wir uns vielleicht Werkzeug von ihm … äh … borgen. Oder so.“
Leo-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
"Scheiß doch der Hund drauf! Ich werde hier keinen verdammten Knochen in igrendein Grab legen."
Dayton ging raschen Schrittes an Terry vorbei und packte das erstbeste Skelett das er erreichen konnte. Mit einem Ruck zog er heraus, dass hatte eine kleine Kettenreaktion zur Folge, was dazu führte, dass Noemit nun wesentlich schiefer lag, als noch einen Augenblick zuvor. Der Leichnam, den er sich nun über die Schulter warf, besaß weder Hände noch ein rechtes Bein, aber auch das war Dayton völlig egal. Ohne auf die anderen zu achten, machte er sich auf dem Weg nach oben, mitsamt dem Knochengerüst über seinen Rücken trat er wieder unter die Saloonbesucher, die wieder einmal so taten als seien sie quicklebendig.
An Daytons "Opfer" war nicht mehr viel auszumachen, nur ein vager Rest einer Weste war zu erkennen, ebenso wie eine Taschenuhr, die einst einmal eine silberne Kette gehabt hatte. Nun war sie abgeriffen und von dem Lauf der Zeit angelaufen. Den Träger in "lebender" Form hatte er schnell ausgemacht, er saß an einem Tisch an dem gerade Karten gemischt wurden.
Mit Leichtigkeit warf Dayton den Leichnam auf den Tisch. "Entschuldigt! Lasst euch nicht nicht stören! Ich will hier nur kurz was in Flammen setzen!" Das Knochen eher schlecht brannten war Dayton bewusst, doch was hatte er sonst für Alternativen? Schlimme Verletzungen trug er ja offenbar nicht davon, der nächste Sturm würde es schon richten.
Vielleicht hatten die lebenden Toten, oder toten Lebenden ja etwas dagegen wenn sie verbrannt wurden. In welcher Form auch immer. Er griff zur Öllampe die auf dem naheliegenden Klavier stand und holte aus um in Flammen zu setzen, was noch in Flammen aufzugehen vermochte.
Dayton ging raschen Schrittes an Terry vorbei und packte das erstbeste Skelett das er erreichen konnte. Mit einem Ruck zog er heraus, dass hatte eine kleine Kettenreaktion zur Folge, was dazu führte, dass Noemit nun wesentlich schiefer lag, als noch einen Augenblick zuvor. Der Leichnam, den er sich nun über die Schulter warf, besaß weder Hände noch ein rechtes Bein, aber auch das war Dayton völlig egal. Ohne auf die anderen zu achten, machte er sich auf dem Weg nach oben, mitsamt dem Knochengerüst über seinen Rücken trat er wieder unter die Saloonbesucher, die wieder einmal so taten als seien sie quicklebendig.
An Daytons "Opfer" war nicht mehr viel auszumachen, nur ein vager Rest einer Weste war zu erkennen, ebenso wie eine Taschenuhr, die einst einmal eine silberne Kette gehabt hatte. Nun war sie abgeriffen und von dem Lauf der Zeit angelaufen. Den Träger in "lebender" Form hatte er schnell ausgemacht, er saß an einem Tisch an dem gerade Karten gemischt wurden.
Mit Leichtigkeit warf Dayton den Leichnam auf den Tisch. "Entschuldigt! Lasst euch nicht nicht stören! Ich will hier nur kurz was in Flammen setzen!" Das Knochen eher schlecht brannten war Dayton bewusst, doch was hatte er sonst für Alternativen? Schlimme Verletzungen trug er ja offenbar nicht davon, der nächste Sturm würde es schon richten.
Vielleicht hatten die lebenden Toten, oder toten Lebenden ja etwas dagegen wenn sie verbrannt wurden. In welcher Form auch immer. Er griff zur Öllampe die auf dem naheliegenden Klavier stand und holte aus um in Flammen zu setzen, was noch in Flammen aufzugehen vermochte.
Elli- Piratenpinguin
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Diego musste sich eingestehen, dass die Ansicht des Padres tatsächlich Sinn machte, so verrückt die Situation auch war. Ehe sie wie Hühner mit abgeschlagenen Köpfen umher rannten, oder wie die Kleine apathisch auf ihr Ende warteten, konnten sie auch wenigstens versuchen, zu tun was sie für richtig hielten.
Die Unruhe und aufkeimende Hektik, welche das Greenhorn mit seinen Worten ausdrückte, halfen Pezosa selbst etwas ruhiger zu werden und zu beobachten, wie die anderen Reagierten. Wozu auch den ersten machen, wo jeder Fehltritt wenigstens mit echtem Schmerz geahndet wurde?
Auch der Mexikaner begab sich beim aufkommenden Tatendrang seiner Kameraden ans Treppenende und beobachtete kühl und berechnend jede Bewegung des Bärtigen und der Geister im Saloon. Schlimmstenfalls würden sie wohl gleich eine Erkenntnis gewinnen. Dem Padre raunte er zu, während er gebannt die Situation beobachtete. „Wenn ich euch richtig verstanden habe, Padre, dann ist das wohl das schlechteste, was man tun kann.“
Die Hand des Bandido lag gewohnt ruhig nahe am Halfter, bereit den Colt wie eine Cobra zu zücken.
Die Unruhe und aufkeimende Hektik, welche das Greenhorn mit seinen Worten ausdrückte, halfen Pezosa selbst etwas ruhiger zu werden und zu beobachten, wie die anderen Reagierten. Wozu auch den ersten machen, wo jeder Fehltritt wenigstens mit echtem Schmerz geahndet wurde?
Auch der Mexikaner begab sich beim aufkommenden Tatendrang seiner Kameraden ans Treppenende und beobachtete kühl und berechnend jede Bewegung des Bärtigen und der Geister im Saloon. Schlimmstenfalls würden sie wohl gleich eine Erkenntnis gewinnen. Dem Padre raunte er zu, während er gebannt die Situation beobachtete. „Wenn ich euch richtig verstanden habe, Padre, dann ist das wohl das schlechteste, was man tun kann.“
Die Hand des Bandido lag gewohnt ruhig nahe am Halfter, bereit den Colt wie eine Cobra zu zücken.
Fade-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
El Pezosa musste Jim nicht sagen, dass Dayton gerade dabei war, einen großen Fehler zu machen. Jim wusste es bereits. Erst noch perplex konnte er den Bärtigen nur dabei beobachten, wie er, mit einer Leiche in den Armen, an ihnen vorbeistiefelte und den Saloon damit betrat. Es war erschreckend, wie respektlos dieser Mann mit den Überresten des Verstorbenen umging, so, wie er sie auf den Tisch warf wie Futter vor die Schweine.
Keiner der Geister zeigte auch nur die geringste Reaktion darauf, selbst nicht, als Dayton ankündigte, etwas in Flammen setzen zu wollen – aber in Jim kam plötzlich Bewegung. „Nein, nicht! Das ist nicht richtig!“
Hastig hauchte er seinen ausgezehrten Gliedern Leben ein und stürzte sich Dayton in den Weg, als dieser gerade nach der Öllaterne griff und versuchte, diesen unkontrollierten Bastard festzuhalten.
Jim musste verhindern, was Dayton im Begriff war, zu tun. Er hatte es bereits erwähnt: Sie durften die Toten nicht verbrennen, wie nur Heiden es tun würden. Nicht nur die Kirche hieß das nicht gut: Wenn sie die sterblichen Überreste vernichteten, wäre diesem Toten die Wiederauferstehung am Tag des Jüngsten Gerichts nicht möglich. Wie sollten der Geist dieses armen Geschändeten so jemals Ruhe finden?
„Du hast kein Recht, ihm das Reich Gottes verwehren, mein Sohn!“
Keiner der Geister zeigte auch nur die geringste Reaktion darauf, selbst nicht, als Dayton ankündigte, etwas in Flammen setzen zu wollen – aber in Jim kam plötzlich Bewegung. „Nein, nicht! Das ist nicht richtig!“
Hastig hauchte er seinen ausgezehrten Gliedern Leben ein und stürzte sich Dayton in den Weg, als dieser gerade nach der Öllaterne griff und versuchte, diesen unkontrollierten Bastard festzuhalten.
Jim musste verhindern, was Dayton im Begriff war, zu tun. Er hatte es bereits erwähnt: Sie durften die Toten nicht verbrennen, wie nur Heiden es tun würden. Nicht nur die Kirche hieß das nicht gut: Wenn sie die sterblichen Überreste vernichteten, wäre diesem Toten die Wiederauferstehung am Tag des Jüngsten Gerichts nicht möglich. Wie sollten der Geist dieses armen Geschändeten so jemals Ruhe finden?
„Du hast kein Recht, ihm das Reich Gottes verwehren, mein Sohn!“
Umbra- Tiefseemonster
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Terry war den anderen die Treppe hoch gefolgt (wobei er versucht hatte, die sich tot stellende Noemi zu vergessen), aber ähnlich wie Pancho Mexicano hatte er wenig Lust, den Bartmann am Zündeln zu hindern. Stattdessen verdrehte er nur die Augen und versuchte, die Pose von vorhin nachzustellen. Wieder kein Hut … er brauchte einen, dringend. „Jetzt drehnse alle durch“, meinte er resigniert, während er den Prügelpriester beobachtete. Versuchte ganz alleine, den Kerl aufzuhalten … na, sollte er mal machen. Terry wollte keine Scherereien, außerdem gab es jetzt wichtigeres.
„Pancho, oder wie du heißt, wenn’s hier zur Sache geht, dann hilf dem Prügelpriester, ja? Er is ‘n Arsch, aber jetzt hat er grade mal recht. Ich geh solange nach ner Schaufel gucken.“ Mit diesen Worten stieß er sich galant von der Wand ab (und verlor nur fast das Gleichgewicht). Dann machte er sich zügig auf zum Ausgang, trat durch die Saloontür und hielt sich in Richtung des Gebäudes, in dem er die Schmiede in Erinnerung hatte … und hielt ganz nebenbei natürlich Ausschau nach Alma. Hoffentlich war sie mit dem letzten Dreckssturm nicht wieder verschwunden.
„Pancho, oder wie du heißt, wenn’s hier zur Sache geht, dann hilf dem Prügelpriester, ja? Er is ‘n Arsch, aber jetzt hat er grade mal recht. Ich geh solange nach ner Schaufel gucken.“ Mit diesen Worten stieß er sich galant von der Wand ab (und verlor nur fast das Gleichgewicht). Dann machte er sich zügig auf zum Ausgang, trat durch die Saloontür und hielt sich in Richtung des Gebäudes, in dem er die Schmiede in Erinnerung hatte … und hielt ganz nebenbei natürlich Ausschau nach Alma. Hoffentlich war sie mit dem letzten Dreckssturm nicht wieder verschwunden.
Leo-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Dayton blickte zu Jim herüber, der auf ihn zu kam und etwas von Gott schwafelt. Gott! Das er nicht lachte. Gott war lange tot für Dayton, er war mit seinen Kindern gestorben.
Der Priester versuchte ihn merklich daran zu hindern, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
"Dein Gottes Reich kann mich mal!" schrei Dayton während er mit Jim rangelte.
Er warf die Lampe auf das Skelett. "Die sind schon in der Hölle, du Spinner!"
Der Priester versuchte ihn merklich daran zu hindern, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
"Dein Gottes Reich kann mich mal!" schrei Dayton während er mit Jim rangelte.
Er warf die Lampe auf das Skelett. "Die sind schon in der Hölle, du Spinner!"
Elli- Piratenpinguin
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
El Pezosas Instinkt sagte ihm, dass er gerade im Begriff war, das Wichtigste zu übersehen. Das sich die Beiden da draußen um das Seelenheil einer Körpers stritten, war im Grunde doch lächerlich. Was sollte es sie überhaupt angehen, was die Toten im Keller betraf? Diego hatte schon schlimmeres mit Toten getan, als sie zu verbrennen oder in einem alten Kellerraum verrotten zu lassen und unter gewissen Umständen war dies ja auch völlig legitim. Es war in Ordnung, die Toten zu berauben, denn schließlich hatten die Seelen für das Weltliche doch keine Verwendung mehr und überhaupt. Was würde es ihn nach seinem Tode jucken, was mit seinem Kadaver geschah? Wenn man den Toten kannte war es durchaus gerechtfertigt, die Leiche zu zu behandeln, wie sie es verdiente und wenn die Leichen dort unten tatsächlich die Geister aus dem Saloon waren, dann hatten sie ihn vorhin noch eben zu hängen versucht verdammt?!
Es machte jedenfalls keinen Sinn, dass die Toten, die sich gerade einen Scheiß für den Kadaver und die beiden Streithähne interessierten, die Gruppe von Fremden hier absichtlich festhalten sollte um irgendetwas wichtiges mit den sterblichen Überresten zu unternehmen. War es nicht viel naheliegender, dass der eigentliche Strippenzieher direkt unter ihnen war und sich gerade über ihr kopfloses Handeln freute? Wer kam denn nun in Frage, wenn hier nicht einmal Leben und Tod eine sichere Grenze darstellte? Der Alte mit seinem Zauberkasten? Die kleine Hexe, die sich wohl noch immer in dem Leichenhaufen aalte wie ein Succubus? Die Beiden wären jedenfalls am ehesten befähigt, mehr mit dem ganzen zu tun zu haben, als die übrigen beschloss Pezosa in Gedanken und wendete sich wieder dem Kellerraum zu, während der pickelgesichtige Spinner mit der Todessehnsucht ihn erneut grundlos zu beleidigen versuchte. Es juckte Diego in den Fingern, den Burschen von der Sinnlosigkeit seiner Existenz zu befreien, doch hätte das gerade nur für noch mehr Chaos gesorgt, was man beim Wahnsinn ihrer Lage nicht gebrauchen konnte.
Langsam und ruhig stiefelte der Bandito den kurzen Gang zurück in den Kellerraum. Der schwache Lichtschein der Lampe warf gerade genug Licht herüber, um die Silhouetten der Körper noch halbwegs voneinander unterscheiden zu können, da sich seine Augen bereits etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die kleine Lag immer noch unter den Toten und rührte sich nicht. In der Dunkelheit konnte Pezosa auch nicht erkennen, ob sie noch atmete. Er blieb am Zugang des Raumes stehen und blickte Regungslos zu Noemi herüber. „Eh. Kleine? Findest du es bequem, auf den Gebeinen zu liegen? Gehörst du vielleicht schon dazu?“ Diego beobachtete die junge Frau genau. Es war gut möglich dass sie tatsächlich eine Hexe war und was Sie tat, also sich auf den verblichenen zu räkeln, war unter allen Umständen wohl schlimmer, als die Überreste einfach zu verbrennen. Er war durchaus bereit, zwölf Kugeln in ihrem Leib zu versenken und wie sie sich verhielt wäre es vielleicht in jedem Fall ein Akt der Gnade.
Mit ruhiger Stimme fuhr El Pezosa fort mit Noemi zu reden. „Du glaubst nicht daran, dass wir von hier entkommen können? Weißt du vielleicht etwas über diesen Ort und den Sturm, was wir nicht wissen? Hast du keine Angst, dass die Gebeine, auf denen du liegst, dich einfach greifen und in Stücke reißen?“
Abwägig wäre nun wohl ohne hin nichts mehr und Diegos Ungeduld wuchs, endlich Antworten zu erhalten. Warum waren die Geister gerade so passiv? Was hatte die Hexe hier vor? Wo lag die Verbindung zwischen ihnen allen, dass sie überhaupt ein so obskures Schicksal teilten?
Es machte jedenfalls keinen Sinn, dass die Toten, die sich gerade einen Scheiß für den Kadaver und die beiden Streithähne interessierten, die Gruppe von Fremden hier absichtlich festhalten sollte um irgendetwas wichtiges mit den sterblichen Überresten zu unternehmen. War es nicht viel naheliegender, dass der eigentliche Strippenzieher direkt unter ihnen war und sich gerade über ihr kopfloses Handeln freute? Wer kam denn nun in Frage, wenn hier nicht einmal Leben und Tod eine sichere Grenze darstellte? Der Alte mit seinem Zauberkasten? Die kleine Hexe, die sich wohl noch immer in dem Leichenhaufen aalte wie ein Succubus? Die Beiden wären jedenfalls am ehesten befähigt, mehr mit dem ganzen zu tun zu haben, als die übrigen beschloss Pezosa in Gedanken und wendete sich wieder dem Kellerraum zu, während der pickelgesichtige Spinner mit der Todessehnsucht ihn erneut grundlos zu beleidigen versuchte. Es juckte Diego in den Fingern, den Burschen von der Sinnlosigkeit seiner Existenz zu befreien, doch hätte das gerade nur für noch mehr Chaos gesorgt, was man beim Wahnsinn ihrer Lage nicht gebrauchen konnte.
Langsam und ruhig stiefelte der Bandito den kurzen Gang zurück in den Kellerraum. Der schwache Lichtschein der Lampe warf gerade genug Licht herüber, um die Silhouetten der Körper noch halbwegs voneinander unterscheiden zu können, da sich seine Augen bereits etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die kleine Lag immer noch unter den Toten und rührte sich nicht. In der Dunkelheit konnte Pezosa auch nicht erkennen, ob sie noch atmete. Er blieb am Zugang des Raumes stehen und blickte Regungslos zu Noemi herüber. „Eh. Kleine? Findest du es bequem, auf den Gebeinen zu liegen? Gehörst du vielleicht schon dazu?“ Diego beobachtete die junge Frau genau. Es war gut möglich dass sie tatsächlich eine Hexe war und was Sie tat, also sich auf den verblichenen zu räkeln, war unter allen Umständen wohl schlimmer, als die Überreste einfach zu verbrennen. Er war durchaus bereit, zwölf Kugeln in ihrem Leib zu versenken und wie sie sich verhielt wäre es vielleicht in jedem Fall ein Akt der Gnade.
Mit ruhiger Stimme fuhr El Pezosa fort mit Noemi zu reden. „Du glaubst nicht daran, dass wir von hier entkommen können? Weißt du vielleicht etwas über diesen Ort und den Sturm, was wir nicht wissen? Hast du keine Angst, dass die Gebeine, auf denen du liegst, dich einfach greifen und in Stücke reißen?“
Abwägig wäre nun wohl ohne hin nichts mehr und Diegos Ungeduld wuchs, endlich Antworten zu erhalten. Warum waren die Geister gerade so passiv? Was hatte die Hexe hier vor? Wo lag die Verbindung zwischen ihnen allen, dass sie überhaupt ein so obskures Schicksal teilten?
Fade-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Dayton ließ sich leider nicht zur Vernunft bringen. Father O’Reilly war ein wenig überrascht, dass sich der Bärtige unter seinem Griff nicht innehielt, sondern sich zu wehren begann wie ein Tollwütiger – gleichermaßen hatte er aber insoweit damit gerechnet, dass er dagegenhalten konnte… Jedoch geschah das vielleicht nur einen Sekundenbruchteil zu spät.
Mit Entsetzen musste Jim beobachten, wie die Lampe durch die Luft flog und mit einem lauten Klirren und einem sogleich folgenden Aufrauschen von Flammen auf dem Leichnam zerbarst.
Sofort ließ der irische Priester den Verrücktgewordenen los und stürzte sich stattdessen dem Tisch entgegen. Kurzerhand griff er nach der hölzernen Kante und stieß das Möbelstück, mitsamt brennender Leiche, um. Flackernd rollte der Tote über den Saloonboden, und das Lampenöl, das dessen Kleidung getränkt hatte, arbeitete gegen Jim, aber zumindest lag der Tote nicht mehr in einer brennenden Lache.
Hastig sprang Jim dem Verstorbenen hinterher. Er musste die Flammen ersticken!
Unterdessen hatte Terry bereits feststellen können, dass kein Sturm ihn aus den Stiefeln gerissen hatte. Er hatte den Saloon unbehelligt verlassen und in die gleißende Sonne treten können. Es schien gerade Mittag zu sein und es regte sich kein Lüftchen. Dementsprechend trockene Hitze griff nach ihm, als er die „Straße“ überquere in Richtung der Schmiede stapfte. Wie er feststellen konnte, war sie gerade genauso intakt, wie der Saloon und das Hotel es waren.
Seine geliebte Stute Alma fiel ihm dabei leider nicht ins Auge – dafür aber ein Kojote, der sich hechelnd in den Schatten einer Mauer verzogen hatte. Terry konnte ein warnendes Knurren vernehmen, als sein Blick sich mit dem des Tieres kreuzte, das ihm (glücklicherweise) nicht den Weg zur Schmiede versperrte.
Hinter einem Holztor verbarg sich das Innenleben der Schmiede – gut ausgestattet mit allerlei Werkzeug und natürlich dem Ofen, der momentan nichts als kalte Asche zu bieten hatte. Zwischen dem ganzen Rohmetall, Hufeisen, Blasebälgern, Hämmern und Zangen, war es nicht leicht, sich zurechtzufinden. Schließlich wurde Terry dann in der Ecke fündig, wo er auch auf eine Harke, mehrere Hacken und eine Sense entdeckte. Das Schaufelblatt war etwas rostig, der Stiel schien aber noch stabil und das gesamte Ding noch brauchbar zu sein.
Mit Entsetzen musste Jim beobachten, wie die Lampe durch die Luft flog und mit einem lauten Klirren und einem sogleich folgenden Aufrauschen von Flammen auf dem Leichnam zerbarst.
Sofort ließ der irische Priester den Verrücktgewordenen los und stürzte sich stattdessen dem Tisch entgegen. Kurzerhand griff er nach der hölzernen Kante und stieß das Möbelstück, mitsamt brennender Leiche, um. Flackernd rollte der Tote über den Saloonboden, und das Lampenöl, das dessen Kleidung getränkt hatte, arbeitete gegen Jim, aber zumindest lag der Tote nicht mehr in einer brennenden Lache.
Hastig sprang Jim dem Verstorbenen hinterher. Er musste die Flammen ersticken!
Unterdessen hatte Terry bereits feststellen können, dass kein Sturm ihn aus den Stiefeln gerissen hatte. Er hatte den Saloon unbehelligt verlassen und in die gleißende Sonne treten können. Es schien gerade Mittag zu sein und es regte sich kein Lüftchen. Dementsprechend trockene Hitze griff nach ihm, als er die „Straße“ überquere in Richtung der Schmiede stapfte. Wie er feststellen konnte, war sie gerade genauso intakt, wie der Saloon und das Hotel es waren.
Seine geliebte Stute Alma fiel ihm dabei leider nicht ins Auge – dafür aber ein Kojote, der sich hechelnd in den Schatten einer Mauer verzogen hatte. Terry konnte ein warnendes Knurren vernehmen, als sein Blick sich mit dem des Tieres kreuzte, das ihm (glücklicherweise) nicht den Weg zur Schmiede versperrte.
Hinter einem Holztor verbarg sich das Innenleben der Schmiede – gut ausgestattet mit allerlei Werkzeug und natürlich dem Ofen, der momentan nichts als kalte Asche zu bieten hatte. Zwischen dem ganzen Rohmetall, Hufeisen, Blasebälgern, Hämmern und Zangen, war es nicht leicht, sich zurechtzufinden. Schließlich wurde Terry dann in der Ecke fündig, wo er auch auf eine Harke, mehrere Hacken und eine Sense entdeckte. Das Schaufelblatt war etwas rostig, der Stiel schien aber noch stabil und das gesamte Ding noch brauchbar zu sein.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Die Schritte verklangen, der Lichtschein schwand. Noemi blieb im Dunklen zurück. Sie atmete leise ein und aus. Nun hatte sie ihre Ruhe. Immer noch mit geschlossenen Augen drehte sie sich zur Seite und bettete ihren Kopf auf den Korpus der toten Saloondame.
Es verging einige Zeit, bis sie wieder etwas hörte. Es waren langsame Schritte, die näher kamen. Noemi ließ sich keine Regung anmerken und blieb einfach liegen. Auf ihrer Netzhaut bildete sich etwas rot heraus. Licht, schwach. Eine Stimme erklang- es war der Mexikaner.
Ruhig ließ sie sich die Fragen durch den Kopf gehen. Immer noch lag ein angenehmer Schleier auf ihren Gedanken. Dann, als sich der Mexikaner vielleicht schon fragte, ob Noemi ihn überhaupt gehört hatte, antwortete sie ihm: „Nein…ich glaube nicht, dass ich schon tot bin. Aber bald, vielleicht. Gut möglich…dass es mir ergeht….wie dem Mann mit der Maschine.“
Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn Blut spucken und zu Staub zerfallen.
„Und…doch: Vielleicht lässt man uns entkommen, wenn wir unsere Aufgabe hier erfüllen. Wer kann das schon wissen. Ob mich die Gebeine in Stücke reißen, kann ich nicht sagen. Aber wenn die Geister mich töten wollen, dann werde ich sie ohnehin nicht aufhalten können.“
Sie schwieg einen Augenblick, setzte dann aber noch eine Frage hinterher: „Wie ist es mit dir, Diego? Fürchtest du den Tod?“
Wieder schwieg sie kurz, als sie über ihre eigene Frage nachdachte und fügte dann noch an:
„Gibt es für dich einen Grund, für den es sich zu leben lohnt?“
Es verging einige Zeit, bis sie wieder etwas hörte. Es waren langsame Schritte, die näher kamen. Noemi ließ sich keine Regung anmerken und blieb einfach liegen. Auf ihrer Netzhaut bildete sich etwas rot heraus. Licht, schwach. Eine Stimme erklang- es war der Mexikaner.
Ruhig ließ sie sich die Fragen durch den Kopf gehen. Immer noch lag ein angenehmer Schleier auf ihren Gedanken. Dann, als sich der Mexikaner vielleicht schon fragte, ob Noemi ihn überhaupt gehört hatte, antwortete sie ihm: „Nein…ich glaube nicht, dass ich schon tot bin. Aber bald, vielleicht. Gut möglich…dass es mir ergeht….wie dem Mann mit der Maschine.“
Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn Blut spucken und zu Staub zerfallen.
„Und…doch: Vielleicht lässt man uns entkommen, wenn wir unsere Aufgabe hier erfüllen. Wer kann das schon wissen. Ob mich die Gebeine in Stücke reißen, kann ich nicht sagen. Aber wenn die Geister mich töten wollen, dann werde ich sie ohnehin nicht aufhalten können.“
Sie schwieg einen Augenblick, setzte dann aber noch eine Frage hinterher: „Wie ist es mit dir, Diego? Fürchtest du den Tod?“
Wieder schwieg sie kurz, als sie über ihre eigene Frage nachdachte und fügte dann noch an:
„Gibt es für dich einen Grund, für den es sich zu leben lohnt?“
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Selbst als Noemi schließlich sprach, war es schwer zu erkennen, ob sie sich dabei auch nur ein wenig regte. Sie schien tatsächlich resigniert zu haben und El Pezosa konnte beim besten Willen nicht sagen, ob man das depressive Mädchen bedauern, fürchten oder auslachen sollte. Natürlich schien die Lage aussichtslos, aber hier stank es nach Verwesung und anderem und Diego hätte so ziemlich jeden anderen Ort auf der Welt vorgezogen um sich sterben zu legen, als einen Berg aus Toten, mit dem er nicht das geringste zu tun hatte.
Noemi hatte ihm nicht geantwortet, ob sie nicht vielleicht doch etwas über den Ort hier wusste, oder wenigstens zu wissen glaubte, aber wie eine Hexe nach seiner Vorstellung klang sie nun auch gerade nicht mehr. Die Fragen, die sie ihm nun stellte, empfand der Mexikaner irgendwie dumm. Brauchte alles einen Grund? Diego brummte etwas und näherte sich dem Leichenberg, auf dem Noemi sich gebettet hatte um zwei Schritte. Es wirkte noch nicht einmal bequem, wie sie sich einfach zu den Toten gelegt hatte und wieso wollte sie überhaupt zu denen gehören?
„Ich fürchte den Tod nicht, Kleine.“ Gab er schließlich in einem halbwegs versöhnten Tonfall wieder. „Wenn er kommt, dann kommt er, aber das heißt nicht, dass ich ihn willkommen heiße, wenn es mir nicht in den Kram passt und an diesem Ort zu verrecken passt mir nicht in den Kram. Ich weiß nicht ob man einen Grund braucht, um zu Leben. Die Tiere fragen auch nicht danach, auch wenn man die Kojoten nachts jammern hört. Wenn man nicht für seine Leute lebt dann für sich selbst und ich lebe für das Gefühl, mein eigener Herr zu sein. Ich will sehen, was die Welt für mich noch bereit hält und wenn ich dabei durch solche Höllen gehen muss wie diesen Ort hier, dann lache ich dem entgegen. Sterben ist einfach und die meisten von uns werden sowieso nicht gefragt werden, wenn es soweit ist. Frei zu sein erfordert dagegen viel und dafür bekommt man auch viel. Ich habe keine Ahnung was der Ort noch für uns bereit hält. Töten will er uns nicht. Der Alte war vielleicht immer schon einer von denen hier, wie sollen wir das schon unterscheiden können, so verrückt wie es hier zugeht? Das hier ist vielleicht auch nur ein Schritt von der Geschichte, die man uns hier erzählen will. Oben streiten sich inzwischen der Padre und sein bärtiger Kumpel darüber was man mit den Kadavern anfangen soll, während die Geister im Raum einfach so tun, als würde es uns nicht geben. Vielleicht wars das ja auch und wir könnten nun einfach weiterziehen und haben es nur noch nicht kapiert.“ Pezosa machte noch einen Schritt nach vorn und ergriff einen Schädel, der ein Stück davongerollt war. Schwermut ergriff den Bandito, als er in die leeren Augenhöhlen blickte. Was hier geschehen war konnte keiner mehr sagen. Die Leute hier waren sicher nicht freiwillig abgetreten. Nicht so, wie die Kleine es gerade anscheinend vorhatte. „Komm.“ Meinte Diego schließlich nur in ruhigem Tonfall. „Wenn die Toten hier unten nicht lebendig werden, dann wartet unsere Herausforderung wohl woanders. Wenn du lieber entschlafen willst, dann suche dir wenigstens einen Ort der nicht so stinkt.“
Der Mexikaner sah sich nun noch einmal im Raum um. Es gab nichts aufregendes zu entdecken. Es war ein normaler Kellerraum. Unheimlich auf jeden Fall und doch in Anbetracht der Umstände beinahe friedvoll. Sie waren doch immerhin zu fünft hier. Selbst wenn keiner einen echten Geistesblitz hatte, mussten sie durch Zufall doch etwas finden, was eine Spur von Sinn in diesen alptraumhaften Ort brachte. „Erst hat man uns nach draußen gelegt, Damit der Padre und sein Kumpan uns finden. Dann hat man uns die Hände in Blut getunkt. Nun hat man uns in den Saloon zurück gelockt und uns die Toten gezeigt. Wer würde auf so eine Art mit seinen … Gästen sprechen?“ Pezosa dachte laut nach, während er sich wieder Richtung Gang aufmachte und zu Noemi zurückblickte, ob sie ihm nun folgte.
Noemi hatte ihm nicht geantwortet, ob sie nicht vielleicht doch etwas über den Ort hier wusste, oder wenigstens zu wissen glaubte, aber wie eine Hexe nach seiner Vorstellung klang sie nun auch gerade nicht mehr. Die Fragen, die sie ihm nun stellte, empfand der Mexikaner irgendwie dumm. Brauchte alles einen Grund? Diego brummte etwas und näherte sich dem Leichenberg, auf dem Noemi sich gebettet hatte um zwei Schritte. Es wirkte noch nicht einmal bequem, wie sie sich einfach zu den Toten gelegt hatte und wieso wollte sie überhaupt zu denen gehören?
„Ich fürchte den Tod nicht, Kleine.“ Gab er schließlich in einem halbwegs versöhnten Tonfall wieder. „Wenn er kommt, dann kommt er, aber das heißt nicht, dass ich ihn willkommen heiße, wenn es mir nicht in den Kram passt und an diesem Ort zu verrecken passt mir nicht in den Kram. Ich weiß nicht ob man einen Grund braucht, um zu Leben. Die Tiere fragen auch nicht danach, auch wenn man die Kojoten nachts jammern hört. Wenn man nicht für seine Leute lebt dann für sich selbst und ich lebe für das Gefühl, mein eigener Herr zu sein. Ich will sehen, was die Welt für mich noch bereit hält und wenn ich dabei durch solche Höllen gehen muss wie diesen Ort hier, dann lache ich dem entgegen. Sterben ist einfach und die meisten von uns werden sowieso nicht gefragt werden, wenn es soweit ist. Frei zu sein erfordert dagegen viel und dafür bekommt man auch viel. Ich habe keine Ahnung was der Ort noch für uns bereit hält. Töten will er uns nicht. Der Alte war vielleicht immer schon einer von denen hier, wie sollen wir das schon unterscheiden können, so verrückt wie es hier zugeht? Das hier ist vielleicht auch nur ein Schritt von der Geschichte, die man uns hier erzählen will. Oben streiten sich inzwischen der Padre und sein bärtiger Kumpel darüber was man mit den Kadavern anfangen soll, während die Geister im Raum einfach so tun, als würde es uns nicht geben. Vielleicht wars das ja auch und wir könnten nun einfach weiterziehen und haben es nur noch nicht kapiert.“ Pezosa machte noch einen Schritt nach vorn und ergriff einen Schädel, der ein Stück davongerollt war. Schwermut ergriff den Bandito, als er in die leeren Augenhöhlen blickte. Was hier geschehen war konnte keiner mehr sagen. Die Leute hier waren sicher nicht freiwillig abgetreten. Nicht so, wie die Kleine es gerade anscheinend vorhatte. „Komm.“ Meinte Diego schließlich nur in ruhigem Tonfall. „Wenn die Toten hier unten nicht lebendig werden, dann wartet unsere Herausforderung wohl woanders. Wenn du lieber entschlafen willst, dann suche dir wenigstens einen Ort der nicht so stinkt.“
Der Mexikaner sah sich nun noch einmal im Raum um. Es gab nichts aufregendes zu entdecken. Es war ein normaler Kellerraum. Unheimlich auf jeden Fall und doch in Anbetracht der Umstände beinahe friedvoll. Sie waren doch immerhin zu fünft hier. Selbst wenn keiner einen echten Geistesblitz hatte, mussten sie durch Zufall doch etwas finden, was eine Spur von Sinn in diesen alptraumhaften Ort brachte. „Erst hat man uns nach draußen gelegt, Damit der Padre und sein Kumpan uns finden. Dann hat man uns die Hände in Blut getunkt. Nun hat man uns in den Saloon zurück gelockt und uns die Toten gezeigt. Wer würde auf so eine Art mit seinen … Gästen sprechen?“ Pezosa dachte laut nach, während er sich wieder Richtung Gang aufmachte und zu Noemi zurückblickte, ob sie ihm nun folgte.
Fade-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Als Pezosa zurück in die Finsternis blickte, zu Noemi und dem Berg an Leichen, auf dem sie lag, fiel ihm etwas nahe ihrer rechten Hand auf. Etwas, das ihm bekannt vorkam. Seine Augen hatten sich bereits genug an das mangelnde Licht gewöhnt, um mehr als nur grobe Konturen in dem ungeordneten Haufen zu erkennen. Es war ein Hut, der sich nun deutlich vom Rest abhob, denn die Form und auch alle anderen Charakteristika – besonders eine markante Kerbe an der Krempe – ließen in ihm keinen Zweifel, dass es sich um seinen eigenen Hut handelte.
Allerdings trug er selbigen gerade auch auf seinem Kopf.
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Dayton fasst es nicht was gerade geschah. Dieser bibeltreue Spinner, versuchte die einzig logische Lösung zu zerstören. Dayton eilte Jim hinterher, er durfte keinesfalls verhindern, dass die Flammen nicht ihre Arbeit taten. Also sprang Dayton das letzte Stück und schlug mit einiger Wucht in den Rücken von Jim auf. Die beiden stürzten zu Boden.
"Es muss brennen!" rief Dayton, sich seiner schmerzenden Schulter bewusst
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Sie hatte nicht wirklich das Gefühl, dass der Mexikaner sie verstand, aber sie hörte ihm, immer noch mit geschlossenem Lid und ruhig atmend, geduldig zu. Einige Dinge, die er sagte, deckten sich sogar mit ihrer eigenen Vorstellung.
„Ich sehne den Tod auch nicht herbei, falls du das vermutest“, meinte sie halblaut. „Das Gefühl dein eigener Herr, zu sein…das ist ein guter Gedanke. Nur sind wir das hier nicht.“
Sie öffnete ihr Auge uns spähte in die Dunkelheit. Ein paar Meter weiter konnten sie die Lampe des Mexikaners erfassen, der dort als schwarzer, grob umrissener Schemen stand.
„Ich weiß nicht, was dieser Ort von uns will. Aber auf jeden Fall sind wir ihm hilflos ausgeliefert. Und das gefällt mir nicht.“
Sie packte sich ihre Flinte und begann sich vorsichtig und langsam von dem unebenen Grund aufzurichten. Das Metall des Gewehrlaufs glänzte im schwachen Schein der Lampe. „Ich habe mir geschworen nie wieder ein Sklave zu sein. Und nun bin ich mit euch in dieser Hölle gelandet.“
Ihre Stimme klang düster und trocken. Sie spuckte ein wenig bitteren Speichel aus.
„Aber ich werde mit nach oben kommen. Dort gibt es dann vielleicht zumindest etwas Interessantes zu sehen. Hier unten regieren nur die Fäulnis und der Tod…“
Sie blickte dorthin, wo sie die Augen des Mexikaners vermutete. In der Dunkelheit und mit dem ihr entgegen blendenden Licht war das nicht so einfach zuzuordnen. Sie würde ihm mit hinauffolgen, wenn er losging.
„Ich sehne den Tod auch nicht herbei, falls du das vermutest“, meinte sie halblaut. „Das Gefühl dein eigener Herr, zu sein…das ist ein guter Gedanke. Nur sind wir das hier nicht.“
Sie öffnete ihr Auge uns spähte in die Dunkelheit. Ein paar Meter weiter konnten sie die Lampe des Mexikaners erfassen, der dort als schwarzer, grob umrissener Schemen stand.
„Ich weiß nicht, was dieser Ort von uns will. Aber auf jeden Fall sind wir ihm hilflos ausgeliefert. Und das gefällt mir nicht.“
Sie packte sich ihre Flinte und begann sich vorsichtig und langsam von dem unebenen Grund aufzurichten. Das Metall des Gewehrlaufs glänzte im schwachen Schein der Lampe. „Ich habe mir geschworen nie wieder ein Sklave zu sein. Und nun bin ich mit euch in dieser Hölle gelandet.“
Ihre Stimme klang düster und trocken. Sie spuckte ein wenig bitteren Speichel aus.
„Aber ich werde mit nach oben kommen. Dort gibt es dann vielleicht zumindest etwas Interessantes zu sehen. Hier unten regieren nur die Fäulnis und der Tod…“
Sie blickte dorthin, wo sie die Augen des Mexikaners vermutete. In der Dunkelheit und mit dem ihr entgegen blendenden Licht war das nicht so einfach zuzuordnen. Sie würde ihm mit hinauffolgen, wenn er losging.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Jim hatte die brennende Leiche noch nicht erreicht, als ihn mit einem Mal eine übermächtige Kraft von den Füßen riss. Diesmal handelte es sich dabei nicht um dubiose Magie oder um einen Geistersog, sondern um den wildgewordenen Dayton, der urplötzlich einen Fanatiker in sich entdeckt zu haben schon.
Schmerz durchflutete Jim, als er hart am Boden aufschlug, kurz darauf noch viel mehr, als Daytons Gewicht auf ihm landete. Es presste Jim die Luft aus den Lungen und hinterließ taubes Brennen in seinem Brustkorb. Hatten seine Rippen den Aufprall heil überstanden?
Mit rasselndem Atem versuchte Jim, die Benommenheit, die ihn ergriffen hatte, wieder loszuwerden – zusammen mit Dayton.
Allerdings hielt dieser Rüpel Jim fest, als er versuchte, unter dem massigen Gewicht hervorzukriechen. Wie in einen Schraubstock eingeklemmt oder am Boden festgenageln, konnte Father O’Reilly sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren. Selbst mit seiner Hand, die er kraftlos zitternd nach den Flammen ausstreckte, konnte er den brennenden Leichnam nicht erreichen.
Ein rau krächzendes „Nein!“ kroch aus Jims Kehle.
Das Feuer begann, den Toten zu verzehren. Die Kleidung kräuselte sich in schwarzen Fetzen und der unangenehm beißende Geruch von verbranntem, organischen Material ätzte sich in Augen und Atemwege.
Es war ein furchtbarer Anblick. Es war ein furchtbarer Gestank.
Und der brennende Tote vor ihm schien auf einmal einer von vielen zu sein, inmitten von Kratern, aufgewühlter Erde, Seen aus Blut und Haufen von abgetrennten Körperteilen. Inmitten von Schreien der Verwundeten, dem Weinen der Traumatisierten und den letzten Gebeten auf den Lippen der Sterbenden.
Jim fühlte sich genauso machtlos wie damals.
Einen nach dem anderen hatte Jim begraben. Hunderte, vielleicht, ermordet in einem vermeidbaren Bruderkrieg mit ungerechtem Ausgang. Mann um Mann war der Verdammnis anheimgefallen, und Vergebung würde am Ende nur denjenigen zuteilwerden, die Buße taten, bis zum Jüngsten Tag. Doch nur diejenigen, die dann ins Angesicht des Herrn treten konnten, blieb die Chance auf Vergebung. Eine erneuerte Welt blieb denjenigen verwehrt, die nicht auf ihr würden wandeln können.
Feuer und Asche. Blut und Tod.
Dem Priester entfuhr ein Schluchzen, als das Gefühl der Schwäche vollends von ihm Besitz ergriff. Nicht nur die Hitze und der Rauch des Feuers trieb ihm Tränen in die Augen.
Er hatte versagt, wieder einmal.
Jim hörte auf, sich zu wehren. Er konnte nichts gegen Daytons Kraft ausrichten, aber noch viel weniger konnte er im Allgemeinen etwas gegen die Übel und Grausamkeiten der Menschheit ausrichten.
Nicht einmal er selbst konnte ein Licht sein, so wie er es vor Gott geschworen hatte. Die Dunkelheit überschattete auch seine eigene Seele.
Wer dem Herrn nicht dient, dient dem Teufel.
Jim war viel zu nüchtern, um sich dieser Situation gewachsen zu fühlen. Der Schmerz, wenn auch weniger ein körperlicher, war zu groß. Die Erinnerungen an den Sioux-Aufstand, an Gettysburg und auch an jede einzelne seiner eigenen Schandtaten danach zu lebhaft. Der Schreck über die versuchte Erhängung Pezosas, die er ebenfalls nicht hatte verhindern können, zu frisch.
Gerade blieb Jim nichts als die Trauer um die Seele des Brennenden und um das, was aus seinem alten, glücklichen Ich geworden war.
Mit geschlossenen Augen versuchte Jim, sich von seiner Umgebung zu distanzieren; Dayton zu vergessen. Die Tränen glühten heiß auf seinen rauen, trockenen Wangen. Jedwede Anspannung verschwand aus Jims Körper und er sank einfach ausgelaugt komplett zu Boden. Nur das Schluchzen brachte ihn zu, unter Dayton zu zucken, wenn er stockend nach Luft rang.
Schmerz durchflutete Jim, als er hart am Boden aufschlug, kurz darauf noch viel mehr, als Daytons Gewicht auf ihm landete. Es presste Jim die Luft aus den Lungen und hinterließ taubes Brennen in seinem Brustkorb. Hatten seine Rippen den Aufprall heil überstanden?
Mit rasselndem Atem versuchte Jim, die Benommenheit, die ihn ergriffen hatte, wieder loszuwerden – zusammen mit Dayton.
Allerdings hielt dieser Rüpel Jim fest, als er versuchte, unter dem massigen Gewicht hervorzukriechen. Wie in einen Schraubstock eingeklemmt oder am Boden festgenageln, konnte Father O’Reilly sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren. Selbst mit seiner Hand, die er kraftlos zitternd nach den Flammen ausstreckte, konnte er den brennenden Leichnam nicht erreichen.
Ein rau krächzendes „Nein!“ kroch aus Jims Kehle.
Das Feuer begann, den Toten zu verzehren. Die Kleidung kräuselte sich in schwarzen Fetzen und der unangenehm beißende Geruch von verbranntem, organischen Material ätzte sich in Augen und Atemwege.
Es war ein furchtbarer Anblick. Es war ein furchtbarer Gestank.
Und der brennende Tote vor ihm schien auf einmal einer von vielen zu sein, inmitten von Kratern, aufgewühlter Erde, Seen aus Blut und Haufen von abgetrennten Körperteilen. Inmitten von Schreien der Verwundeten, dem Weinen der Traumatisierten und den letzten Gebeten auf den Lippen der Sterbenden.
Jim fühlte sich genauso machtlos wie damals.
Einen nach dem anderen hatte Jim begraben. Hunderte, vielleicht, ermordet in einem vermeidbaren Bruderkrieg mit ungerechtem Ausgang. Mann um Mann war der Verdammnis anheimgefallen, und Vergebung würde am Ende nur denjenigen zuteilwerden, die Buße taten, bis zum Jüngsten Tag. Doch nur diejenigen, die dann ins Angesicht des Herrn treten konnten, blieb die Chance auf Vergebung. Eine erneuerte Welt blieb denjenigen verwehrt, die nicht auf ihr würden wandeln können.
Feuer und Asche. Blut und Tod.
Dem Priester entfuhr ein Schluchzen, als das Gefühl der Schwäche vollends von ihm Besitz ergriff. Nicht nur die Hitze und der Rauch des Feuers trieb ihm Tränen in die Augen.
Er hatte versagt, wieder einmal.
Jim hörte auf, sich zu wehren. Er konnte nichts gegen Daytons Kraft ausrichten, aber noch viel weniger konnte er im Allgemeinen etwas gegen die Übel und Grausamkeiten der Menschheit ausrichten.
Nicht einmal er selbst konnte ein Licht sein, so wie er es vor Gott geschworen hatte. Die Dunkelheit überschattete auch seine eigene Seele.
Wer dem Herrn nicht dient, dient dem Teufel.
Jim war viel zu nüchtern, um sich dieser Situation gewachsen zu fühlen. Der Schmerz, wenn auch weniger ein körperlicher, war zu groß. Die Erinnerungen an den Sioux-Aufstand, an Gettysburg und auch an jede einzelne seiner eigenen Schandtaten danach zu lebhaft. Der Schreck über die versuchte Erhängung Pezosas, die er ebenfalls nicht hatte verhindern können, zu frisch.
Gerade blieb Jim nichts als die Trauer um die Seele des Brennenden und um das, was aus seinem alten, glücklichen Ich geworden war.
Mit geschlossenen Augen versuchte Jim, sich von seiner Umgebung zu distanzieren; Dayton zu vergessen. Die Tränen glühten heiß auf seinen rauen, trockenen Wangen. Jedwede Anspannung verschwand aus Jims Körper und er sank einfach ausgelaugt komplett zu Boden. Nur das Schluchzen brachte ihn zu, unter Dayton zu zucken, wenn er stockend nach Luft rang.
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Fröhlich pfeifend marschierte Terry durch das frisch wiedererstandene Dorf. Irgendwie war er gut wieder gelaunt. Vielleicht, weil diese Situation eh nicht zu ändern war, egal, was sie taten. Oder doch? Würde das Leichenbuddeln helfen? Den Versuch war es wert.
Alma war nicht zu sehen, aber auch das machte ihm gerade bemerkenswert wenig aus. Es war ein Stich, sie nicht zu sehen, aber bestimmt würde sie mit dem nächsten Sturm wieder da sein. Ganz bestimmt. Sie würde ihn nicht jetzt schon verlassen. Das … ging einfach nicht.
Die Schmiede stand, und obwohl er daraus Geräusche hörte, beachtete ihn hier niemand, genauso wie im Saloon gerade. Umso besser. Er summte irgendeine Melodie, die er selbst nicht kannte, während er zwischen lauter verschiedenen Geräten und Werkzeugen herumkramte, mit einem Getöse, das eigentlich weithin zu hören hätte sein müssen; schließlich fand er, was er suchte. Die Schaufel war nicht hübsch, aber tat sicher noch ihren Dienst. Prüfend ließ er den Stiel in seine offene Handfläche klatschen, dann nickte er sich selbst zu, schulterte das Ding und machte sich pfeifend auf, zurück zum Saloon.
Kein Sturm weit und breit. Vielleicht hatten sie sich ja nun endlich eine Pause verdient. Er kapierte immer noch nicht, was der ganze Kram eigentlich sollte. Hatte er was Schlimmes gemacht? Also, außer seinen … Gedanken hin und wieder? Was sprach da schon gegen? Solange er nichts Schlimmes tat, störte es doch keinen. Naja, und dann natürlich noch seine kleinen Kartentricks … aber … so oft war das doch gar nicht gewesen. Oder doch …?
Im Saloon war die Hölle losgebrochen, als er zurückkam … nur, dass es keinen der Anwesenden interessierte. Also, außer dem Priester, der zu heulen angefangen hatte, wie ein kleines Mädchen. Terry bekam trotzdem kurz Mitleid, bis er sich daran erinnerte, dass der Typ ein Dreckskerl in Soutaneverkleidung war.
Der Bart saß auf ihm drauf, scheinbar waren die beiden auf Prügelei umgestiegen, während er die Schaufel geholt hatte. Hinter ihnen fackelte der Leichnam lustig vor sich hin. Terry packte die Schaufel fester und lief mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zu dem brennenden Kadaver, wobei er sich ausnahmsweise einen Kommentar verkniff. Verdammt, das war eine ernste Sache. Überall Lampenöl … Mist. Zu spät zum Löschen. Frustriert kratzte er sich hinterm Ohr, was seinen Ohrring zum Klimpern brachte, dann wandte er sich an die beiden Steithähne und packte den Bartmann von hinten an der Schulter, bereit, sich, wenn nötig, zu verteidigen. „Mann, Leute, das macht die Sache auch nicht besser! Schlagen könnt ihr euch später noch, hört schon auf mit dem Bullshit!“
Alma war nicht zu sehen, aber auch das machte ihm gerade bemerkenswert wenig aus. Es war ein Stich, sie nicht zu sehen, aber bestimmt würde sie mit dem nächsten Sturm wieder da sein. Ganz bestimmt. Sie würde ihn nicht jetzt schon verlassen. Das … ging einfach nicht.
Die Schmiede stand, und obwohl er daraus Geräusche hörte, beachtete ihn hier niemand, genauso wie im Saloon gerade. Umso besser. Er summte irgendeine Melodie, die er selbst nicht kannte, während er zwischen lauter verschiedenen Geräten und Werkzeugen herumkramte, mit einem Getöse, das eigentlich weithin zu hören hätte sein müssen; schließlich fand er, was er suchte. Die Schaufel war nicht hübsch, aber tat sicher noch ihren Dienst. Prüfend ließ er den Stiel in seine offene Handfläche klatschen, dann nickte er sich selbst zu, schulterte das Ding und machte sich pfeifend auf, zurück zum Saloon.
Kein Sturm weit und breit. Vielleicht hatten sie sich ja nun endlich eine Pause verdient. Er kapierte immer noch nicht, was der ganze Kram eigentlich sollte. Hatte er was Schlimmes gemacht? Also, außer seinen … Gedanken hin und wieder? Was sprach da schon gegen? Solange er nichts Schlimmes tat, störte es doch keinen. Naja, und dann natürlich noch seine kleinen Kartentricks … aber … so oft war das doch gar nicht gewesen. Oder doch …?
Im Saloon war die Hölle losgebrochen, als er zurückkam … nur, dass es keinen der Anwesenden interessierte. Also, außer dem Priester, der zu heulen angefangen hatte, wie ein kleines Mädchen. Terry bekam trotzdem kurz Mitleid, bis er sich daran erinnerte, dass der Typ ein Dreckskerl in Soutaneverkleidung war.
Der Bart saß auf ihm drauf, scheinbar waren die beiden auf Prügelei umgestiegen, während er die Schaufel geholt hatte. Hinter ihnen fackelte der Leichnam lustig vor sich hin. Terry packte die Schaufel fester und lief mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zu dem brennenden Kadaver, wobei er sich ausnahmsweise einen Kommentar verkniff. Verdammt, das war eine ernste Sache. Überall Lampenöl … Mist. Zu spät zum Löschen. Frustriert kratzte er sich hinterm Ohr, was seinen Ohrring zum Klimpern brachte, dann wandte er sich an die beiden Steithähne und packte den Bartmann von hinten an der Schulter, bereit, sich, wenn nötig, zu verteidigen. „Mann, Leute, das macht die Sache auch nicht besser! Schlagen könnt ihr euch später noch, hört schon auf mit dem Bullshit!“
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Diego war für einige Sekunden wie versteinert, als er in dem Hut unter den Leichen seinen eigenen zu erkennen glaubte. Das konnte nicht sein?! Das hier musste ein Traum sein oder spielten ihm nur seine Sinne inzwischen einen Streich? Er schritt unvermittelt und Zielsicher auf die Stelle zu und kramte einige der Leichen beiseite, um den Kopf auszumachen, auf dem der Hut saß.
Auch Noemi musste inzwischen bemerkt haben, dass die beiden Kopfbedeckungen, die, welche auf Ihrem Haufen lag und Pezosas Aufmerksamkeit vereinnahmt hatte, mit der, welche der Mexikaner auf dem Kopf trug, geradezu beunruhigend harmonierte.
Ein Traum. Etwas anderes kam doch gar nicht mehr in Frage. Warum erschien alles so echt? Warum konnte er seine Umgebung so detailliert wahrnehmen und dennoch nicht aufwachen? Geister, Sandstürme und eine Bande Verrückter war eine Sache, aber das?! Das ging einfach zu weit.
Die groben Finger betasteten den Hut vor sich. Er erkannte die Scharten und auch auf der Innenseite war die Lasche an der Oberseite vorhanden, in der er manchmal ein paar Dollar oder Munition verstaute. Seine Augen wanderten Tiefer auf das Gesicht der Leiche, die den Hut aufgehabt hatte. Ein kalter Schauer lief dem Bandito dabei über den Rücken. Was musste man hier tun um aufzuwachen? „Hol den Padre.“ Raunte er in einer gefährlich, ruhigen Tonlage zu Noemi. „Er muss das hier sehen.“
Von Oben hatte man gedämpfte Geräusche gehört, die nichts gutes erahnen ließen, doch war dies El Pezosa gerade herzlich egal. Selbst wenn dort oben die Hölle losbrach, war hier doch der tatsächliche Horror gegenwärtig und gleichzeitig wohl die Antwort auf ihre Fragen, die sie vielleicht besser überhaupt nicht begreifen sollten.
Der Mexikaner begann hörbar zu schnaufen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Gedanken rasten, während er sich den neuen Wahrheiten stellte. Wenn es ein Traum war, dann waren alle anderen nicht real. Es war dann aber auch völlig gleich, was er tun würde. Nur das Erwachen konnte diesen Irrsinn stoppen.
Auch Noemi musste inzwischen bemerkt haben, dass die beiden Kopfbedeckungen, die, welche auf Ihrem Haufen lag und Pezosas Aufmerksamkeit vereinnahmt hatte, mit der, welche der Mexikaner auf dem Kopf trug, geradezu beunruhigend harmonierte.
Ein Traum. Etwas anderes kam doch gar nicht mehr in Frage. Warum erschien alles so echt? Warum konnte er seine Umgebung so detailliert wahrnehmen und dennoch nicht aufwachen? Geister, Sandstürme und eine Bande Verrückter war eine Sache, aber das?! Das ging einfach zu weit.
Die groben Finger betasteten den Hut vor sich. Er erkannte die Scharten und auch auf der Innenseite war die Lasche an der Oberseite vorhanden, in der er manchmal ein paar Dollar oder Munition verstaute. Seine Augen wanderten Tiefer auf das Gesicht der Leiche, die den Hut aufgehabt hatte. Ein kalter Schauer lief dem Bandito dabei über den Rücken. Was musste man hier tun um aufzuwachen? „Hol den Padre.“ Raunte er in einer gefährlich, ruhigen Tonlage zu Noemi. „Er muss das hier sehen.“
Von Oben hatte man gedämpfte Geräusche gehört, die nichts gutes erahnen ließen, doch war dies El Pezosa gerade herzlich egal. Selbst wenn dort oben die Hölle losbrach, war hier doch der tatsächliche Horror gegenwärtig und gleichzeitig wohl die Antwort auf ihre Fragen, die sie vielleicht besser überhaupt nicht begreifen sollten.
Der Mexikaner begann hörbar zu schnaufen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Gedanken rasten, während er sich den neuen Wahrheiten stellte. Wenn es ein Traum war, dann waren alle anderen nicht real. Es war dann aber auch völlig gleich, was er tun würde. Nur das Erwachen konnte diesen Irrsinn stoppen.
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Dayton grinste zufrieden, dass der Pfaffe zu Boden ging, auch wenn er selbst einen schmerzhaften Tritt gegen die Innenseite des Oberschenkels abbekam. Zum Glück nicht weiter rechts. Das wäre deutlich schmerzintensiver gewesen. Nach einem Augenblick des Triumphes erkannte er jedoch, dass Jim sich nicht weiter wehrte, sondern heulend unter ihm lag und was noch schlimmer war, keiner der Saloongäste schien sich dafür zu interessieren, dass gerade einer von ihnen verbrannte.
Fuck!
Als er sich darüber bewusst wurde und dennoch ein großes Feuer innerlich vorbereitete, zog ihn jemand von hinten hoch.
Yiha! Der Spaß began also doch noch! Endlich reagierte einer der....das Greenhorn. Ach Scheiße!
Dayton rappelte sich fluchend los und machte sich von den Händen von Terry frei. "Ich schlage niemanden. Ich bringe nur zur Vernunft!" erwiderte Dayton, dem plötzlich klar wurde, was geschehen war. Jim war nicht nett zu ihm gewesen, aber heulen wollte er ihn nun auch nicht sehen.
Er beugte sich herunter und klopfte Jim auf die Schulter. "Tut mir leid Kumpel. Aber wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich das auch durch. Komm hoch, Priester."
Er hielt seine Hand hin, einerseits als Entschuldigung, andererseits um Jim wieder auf die Beine zu helfen.
Fuck!
Als er sich darüber bewusst wurde und dennoch ein großes Feuer innerlich vorbereitete, zog ihn jemand von hinten hoch.
Yiha! Der Spaß began also doch noch! Endlich reagierte einer der....das Greenhorn. Ach Scheiße!
Dayton rappelte sich fluchend los und machte sich von den Händen von Terry frei. "Ich schlage niemanden. Ich bringe nur zur Vernunft!" erwiderte Dayton, dem plötzlich klar wurde, was geschehen war. Jim war nicht nett zu ihm gewesen, aber heulen wollte er ihn nun auch nicht sehen.
Er beugte sich herunter und klopfte Jim auf die Schulter. "Tut mir leid Kumpel. Aber wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich das auch durch. Komm hoch, Priester."
Er hielt seine Hand hin, einerseits als Entschuldigung, andererseits um Jim wieder auf die Beine zu helfen.
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Jim spürte, wie die Kraft, die ihm am Boden hielt, verschwand. Dayton ließ ihn los; so konnte er wieder frei atmen. Aber das Gefühl, machtlos zu sein, blieb. Das Gefühl, versagt zu haben. Erneut. Selbst unter den Wilden, in den Zeiten, in denen er noch Missionar gewesen war, hatte er mehr Zivilisation als in Gesellschaft dieser Gesetzlosen hier erfahren.
Auch wenn der physische Druck von seinem Brustkorb fort war, spürte Father O’Reilly seelischen Schmerz, der in seinem Herz steckte wie ein dicker, brennender Holzpflock.
Jim zeigte Daytons scheinheiliger Hilfestellung die kalte Schulter und rappelte sich selbst wieder auf die Beine. Auch, wenn es ihm schwerfiel, nicht liegenzubleiben. Er fühlte sich ausgelaugt.
„Es tut dir leid?“, wiederholte Jim leise. „Es tut dir leid?“
Er schnaubte verächtlich – zumindest verachtete er Dayton. Vielleicht klang es eher verzweifelt. Aber Verzweiflung verspürte Jim ebenso wie Verachtung.
„Du bist ein grausamer, brutaler Verbrecher“, krächzte der Prediger mit Kloß im Hals. „Du hast seine Leiche geschändet. Du hast ihm das Reich Gottes gestohlen. Du hast seine Seele der Verdammnis übergeben. Im vollen Bewusstsein. Und es tut dir leid, sagst du?“
Darüber konnte Jim nur noch den Kopf schütteln.
„Elender Lügner.“
Zitternd griff Jim in seine Soutane und fand halt an wohlgeformtem, beruhigendem Metall. Rasch befreite er den Flachmann von seinem Verschluss und schüttete sich den Rest seinen Whiskeys in den Rachen. Schwer atmend, als er danach nach Luft schnappte, schloss er die Augen und versuchte sich zu besinnen.
„Herr, hab Erbarmen mit diesem Sünder“, bat Jim, „er hat offenbar den Verstand verloren.“
Die Tränen brannten noch auf seinen Wangen. Sie trockneten. Und das flüssige Gold brannte wohlig aus seiner Brust heraus in seine Gliedmaßen.
Das war noch lange nicht genug.
Jim steckte den leeren Flachmann wieder ein, als er die Augen wieder öffnete, und rieb sich das Gesicht.
Dann, allerdings, fixierte er Terry. Fordernd streckte er die Hand nach dem pickligen Dieb aus.
„Los, gib mir die Schaufel, Junge.“
Auch wenn der physische Druck von seinem Brustkorb fort war, spürte Father O’Reilly seelischen Schmerz, der in seinem Herz steckte wie ein dicker, brennender Holzpflock.
Jim zeigte Daytons scheinheiliger Hilfestellung die kalte Schulter und rappelte sich selbst wieder auf die Beine. Auch, wenn es ihm schwerfiel, nicht liegenzubleiben. Er fühlte sich ausgelaugt.
„Es tut dir leid?“, wiederholte Jim leise. „Es tut dir leid?“
Er schnaubte verächtlich – zumindest verachtete er Dayton. Vielleicht klang es eher verzweifelt. Aber Verzweiflung verspürte Jim ebenso wie Verachtung.
„Du bist ein grausamer, brutaler Verbrecher“, krächzte der Prediger mit Kloß im Hals. „Du hast seine Leiche geschändet. Du hast ihm das Reich Gottes gestohlen. Du hast seine Seele der Verdammnis übergeben. Im vollen Bewusstsein. Und es tut dir leid, sagst du?“
Darüber konnte Jim nur noch den Kopf schütteln.
„Elender Lügner.“
Zitternd griff Jim in seine Soutane und fand halt an wohlgeformtem, beruhigendem Metall. Rasch befreite er den Flachmann von seinem Verschluss und schüttete sich den Rest seinen Whiskeys in den Rachen. Schwer atmend, als er danach nach Luft schnappte, schloss er die Augen und versuchte sich zu besinnen.
„Herr, hab Erbarmen mit diesem Sünder“, bat Jim, „er hat offenbar den Verstand verloren.“
Die Tränen brannten noch auf seinen Wangen. Sie trockneten. Und das flüssige Gold brannte wohlig aus seiner Brust heraus in seine Gliedmaßen.
Das war noch lange nicht genug.
Jim steckte den leeren Flachmann wieder ein, als er die Augen wieder öffnete, und rieb sich das Gesicht.
Dann, allerdings, fixierte er Terry. Fordernd streckte er die Hand nach dem pickligen Dieb aus.
„Los, gib mir die Schaufel, Junge.“
Umbra- Tiefseemonster
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Noemis dunkles Auge fiel auf den Hut, in den sich die Finger des Mexikaners krallten. Ja, das war ein Hut, der ihr bekannt vorkam. Und die Art, wie Diego die Leiche beäugte...sie wusste, was los war. Lag ihr eigener toter Körper auch bereits irgendwo hier unten? Noemi wusste es nicht. Es war möglich.
Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Andererseits war es ihr auch irgendwie gleichgültig. Denn etwas ändern an dieser Situation konnte sie ohnehin nicht. Also musste sie sich auch gar nicht die Mühe geben, darüber nachzudenken.
Sie nickte Diego zu, auch wenn dieser es, ob der Dunkelheit und der Tatsache, dass er gerade sehr auf seinen eigenen, toten Körper fixiert war, vermutlich nicht wahrnahm. Dann stiefelte sie auf den Durchgang zu, die der Pater und seine Gefolgschaft freigelegt hatten. Dahinter fand sich, wie es aussah, schnell ein nach oben führender Weg.
Und schon war sie wieder im Saloon. Zum dritten Mal an diesem Tag. Und vermutlich auch nicht zum letzten Mal. Was hier vor sich ging war fraglich. Der Priester heulte, ein brennender Leichnam lag herum. Ihr Auge haftete sich wieder auf den Gekutteten: "Keine Ahnung, was ihr hier treibt, aber ihr solltet alle mal hinunter in den Keller sehen."
Sie musterte die Geister, die sie gar nicht wahrzunehmen schienen: "Der...Diego hat eine Entdeckung gemacht, die euch gefallen wird."
Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Andererseits war es ihr auch irgendwie gleichgültig. Denn etwas ändern an dieser Situation konnte sie ohnehin nicht. Also musste sie sich auch gar nicht die Mühe geben, darüber nachzudenken.
Sie nickte Diego zu, auch wenn dieser es, ob der Dunkelheit und der Tatsache, dass er gerade sehr auf seinen eigenen, toten Körper fixiert war, vermutlich nicht wahrnahm. Dann stiefelte sie auf den Durchgang zu, die der Pater und seine Gefolgschaft freigelegt hatten. Dahinter fand sich, wie es aussah, schnell ein nach oben führender Weg.
Und schon war sie wieder im Saloon. Zum dritten Mal an diesem Tag. Und vermutlich auch nicht zum letzten Mal. Was hier vor sich ging war fraglich. Der Priester heulte, ein brennender Leichnam lag herum. Ihr Auge haftete sich wieder auf den Gekutteten: "Keine Ahnung, was ihr hier treibt, aber ihr solltet alle mal hinunter in den Keller sehen."
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Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Dayton blickte auf den Pfaffen herab. Er gab ein trauriges Bild ab, als er versuchte sich mit Alkohol aufzubauen.
"ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich den Kerl angezündet habe, sondern weil du unsanft aufgekommen bist. Aber sei es drum, ich kann auch ohne dich gut leben und werde jetzt nach unten gehen und den verdammten Rest Haufen anzünden!"
Plötzlich war die Einäugige da. Ihre Worte ließen Hoffnung in Dayton aufflammen. Etwas das uns gefallen wird! Vielleicht würden sie endlich aus diesem Irrenhaus herauskommen.
Er machte auf der Stelle kehrt und ließ die anderen einfach stehen. Das wollte er sich ansehen und dabei die Gelegenheit am Schopfe packen und alles anzünden. Ja!
So schnell seine Füße ihn trugen polterte er wieder nach unten zu dem Maisfresser, welcher regungslos vor den Leichen stand.
"Hey das Mädchen hat gesagt, du hättest..." Doch Dayton stoppte mitten im Satz. Er sah, was die anderen zuvor entdeckt hatte. Fassungslos starrte er auf die Leiche, die aussah, wie das Ebenbild von Diego - nur mit wesentlich weniger Fleisch auf den Rippen. Eiskalt lief es ihm den Rücken herunter. Was wenn er einen von ihnen angezündet hätte?
"Scheiße." war alles was er hervorbrachte, als er began zwischen den anderen Leichen zu suchen, ob die anderen und vorallem auch er hier in Knochengestalt lag.
"ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich den Kerl angezündet habe, sondern weil du unsanft aufgekommen bist. Aber sei es drum, ich kann auch ohne dich gut leben und werde jetzt nach unten gehen und den verdammten Rest Haufen anzünden!"
Plötzlich war die Einäugige da. Ihre Worte ließen Hoffnung in Dayton aufflammen. Etwas das uns gefallen wird! Vielleicht würden sie endlich aus diesem Irrenhaus herauskommen.
Er machte auf der Stelle kehrt und ließ die anderen einfach stehen. Das wollte er sich ansehen und dabei die Gelegenheit am Schopfe packen und alles anzünden. Ja!
So schnell seine Füße ihn trugen polterte er wieder nach unten zu dem Maisfresser, welcher regungslos vor den Leichen stand.
"Hey das Mädchen hat gesagt, du hättest..." Doch Dayton stoppte mitten im Satz. Er sah, was die anderen zuvor entdeckt hatte. Fassungslos starrte er auf die Leiche, die aussah, wie das Ebenbild von Diego - nur mit wesentlich weniger Fleisch auf den Rippen. Eiskalt lief es ihm den Rücken herunter. Was wenn er einen von ihnen angezündet hätte?
"Scheiße." war alles was er hervorbrachte, als er began zwischen den anderen Leichen zu suchen, ob die anderen und vorallem auch er hier in Knochengestalt lag.
Elli- Piratenpinguin
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Terry verfolgte den Streit stumm und fragte sich einmal mehr, ob er hier eigentlich nur mit Durchgeknallten unterwegs war. Er hatte gedacht, wenigstens der Bart wäre normal … aber nein, der war genauso bekloppt wie alle anderen.
Was machte er noch hier?
Er wollte sich gerade abwenden, als sich Prügelpriester überraschend an ihn wendete – und seine neu errungene Schaufel forderte. Fast schon reflexartig drückte Terry das Werkzeug fester an sich, als sei es ein Kind, das man schützen musste. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Das war seine, sollte er sich selbst eine holen! Außerdem … „Wozu, damit du besser ausholen kannst? Pah! Bin doch nich blöd.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, dann machte er sich halbwegs eilig auf in Richtung Treppe, dem Bart hinterher. Bevor Prügelpriester auf die Idee kam, ihm die Schaufel mit Gewalt abzunehmen.
Im Keller war es nicht mehr ganz so düster wie vorhin, irgendjemand, wohl der mexikanische Mistkäfer, hatte eine Lampe angestellt – und sie leuchtete genau auf etwas, das Terry lieber nicht gesehen hätte. Der Mexikaner selbst lag dort … wobei, nein … er stand daneben. Neben sich selbst.
Häh?
Das alles hier fühlte sich mit jeder Minute unwirklicher an. Ob sich so Leute kurz vor dem Verrücktwerden gefühlt haben mussten? Terry erinnerte sich an einen alten Mann aus Wells, den die Leute dort immer nur ‚den Spinner‘ genannt hatten. Der Spinner hatte nur noch schwarze Lumpen angehabt und hatte meist an irgendeiner Hausecke gehockt oder war ziellos durch die Straßen gestreift; dabei hatte er meist komisches Zeug vor sich hin geredet. Die Leute hatten ihn gemieden, weil sie ihn für einen Dämon oder so gehalten hatten. Eines Tages war er einfach weg gewesen, und Terry hatte sich lange gefragt, ob nicht einer der Dörfler einfach seine Schrotflinte hergenommen hatte, um dem Problem zu Leibe zu rücken.
Er wollte nicht wie der Spinner enden. Auf keinen Fall!
Trotzdem wollte irgendwas in ihm den Leichenhaufen durchsuchen. So wie der Bartmann. Und wenn schon nur, um sicher zu sein, dass er selbst … also, seine Kopie … nicht hier lag.
Das Schaufelblatt klapperte in seinen zitternden Händen; er biss sich auf die Lippen, während er versuchte, seine langen Finger ruhig zu halten. Scheiße, Mann … das konnte doch gar nicht mehr gut ausgehen … was, wenn er den anderen Terry doch fand? Sollte er ihn dann begraben? War der fucking Sturm dann zufrieden? Er stach mit der Schaufel in den Leichenhaufen, als wäre er aus Sand; dann fing er, genau wie der Bart, mit der Suche an, räumte Leichen mit der Schaufel zur Seite und zwang sich, nicht zu genau hinzusehen; er atmete durch den Mund, spürte eisigen Schweiß auf seinen Lippen und roch den Leichengestank trotzdem. Er war kein Spinner … er war kein Spinner!
War das hier echt? Egal. Buddel einfach.
Was machte er noch hier?
Er wollte sich gerade abwenden, als sich Prügelpriester überraschend an ihn wendete – und seine neu errungene Schaufel forderte. Fast schon reflexartig drückte Terry das Werkzeug fester an sich, als sei es ein Kind, das man schützen musste. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Das war seine, sollte er sich selbst eine holen! Außerdem … „Wozu, damit du besser ausholen kannst? Pah! Bin doch nich blöd.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, dann machte er sich halbwegs eilig auf in Richtung Treppe, dem Bart hinterher. Bevor Prügelpriester auf die Idee kam, ihm die Schaufel mit Gewalt abzunehmen.
Im Keller war es nicht mehr ganz so düster wie vorhin, irgendjemand, wohl der mexikanische Mistkäfer, hatte eine Lampe angestellt – und sie leuchtete genau auf etwas, das Terry lieber nicht gesehen hätte. Der Mexikaner selbst lag dort … wobei, nein … er stand daneben. Neben sich selbst.
Häh?
Das alles hier fühlte sich mit jeder Minute unwirklicher an. Ob sich so Leute kurz vor dem Verrücktwerden gefühlt haben mussten? Terry erinnerte sich an einen alten Mann aus Wells, den die Leute dort immer nur ‚den Spinner‘ genannt hatten. Der Spinner hatte nur noch schwarze Lumpen angehabt und hatte meist an irgendeiner Hausecke gehockt oder war ziellos durch die Straßen gestreift; dabei hatte er meist komisches Zeug vor sich hin geredet. Die Leute hatten ihn gemieden, weil sie ihn für einen Dämon oder so gehalten hatten. Eines Tages war er einfach weg gewesen, und Terry hatte sich lange gefragt, ob nicht einer der Dörfler einfach seine Schrotflinte hergenommen hatte, um dem Problem zu Leibe zu rücken.
Er wollte nicht wie der Spinner enden. Auf keinen Fall!
Trotzdem wollte irgendwas in ihm den Leichenhaufen durchsuchen. So wie der Bartmann. Und wenn schon nur, um sicher zu sein, dass er selbst … also, seine Kopie … nicht hier lag.
Das Schaufelblatt klapperte in seinen zitternden Händen; er biss sich auf die Lippen, während er versuchte, seine langen Finger ruhig zu halten. Scheiße, Mann … das konnte doch gar nicht mehr gut ausgehen … was, wenn er den anderen Terry doch fand? Sollte er ihn dann begraben? War der fucking Sturm dann zufrieden? Er stach mit der Schaufel in den Leichenhaufen, als wäre er aus Sand; dann fing er, genau wie der Bart, mit der Suche an, räumte Leichen mit der Schaufel zur Seite und zwang sich, nicht zu genau hinzusehen; er atmete durch den Mund, spürte eisigen Schweiß auf seinen Lippen und roch den Leichengestank trotzdem. Er war kein Spinner … er war kein Spinner!
War das hier echt? Egal. Buddel einfach.
Leo-
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Noemi unterbrach die angespannte Situation, und das auf für Jim recht unangenehme Weise. Es mochte womöglich wirklich interessant sein, was der Mexikaner entdeckt hatte, aber Dayton nutzte die Situation sogleich, um mit der Ankündigung davonzustürmen, auch die restlichen Leichen zu verbrennen.
Dieser Kerl war des Wahnsinns!
Tatsächlich wäre Jim nun dankbar dafür gewesen, die Schaufel bei Hand zu haben, um diesem Verrückten eins überzubraten, bevor dieser noch ein größeres Unheil anrichten konnte… andererseits fehlte nun einfach die Zeit, der Pickelfresse die Schaufel zwangsweise zu entreißen.
Jim stürzte, alle anderen weitestgehend ignorierend, Dayton hinterher – fest entschlossen, ihn aufzuhalten.
Allerdings ließ Jim das, was ihn schlussendlich im Keller erwartete, wie die anderen, einen Moment innehalten, anstatt sich auf Dayton zu stürzen.
Dass der Mexikaner gerade seine eigene(!) Leiche in den Händen hielt, war schwer zu übersehen. Und während Dayton und auch Terry begannen, ebenfalls im Leichenberg zu wühlen, stand Jim einfach nur da, und versuchte zu analysieren, was dieser Fund bedeuten mochte. Was er für sie alle bedeuten mochte.
Irgendwie war es bedenklich, dass Terry den Leichen mit der Schaufel zuleiberückte, aber Jim stand trotzdem nur da, stirnrunzelnd und irgendwie verstört. Geister, Fluch, Satanswerk, oder was auch immer sie gerade umgab: Es war für Jim nicht nachzuvollziehen. Natürlich machte ihm das Angst. Es versetzte ihn sogar in Panik. Aber äußerlich war er ruhig, stand nur da und beobachtete die Scharade in diesem stinkenden Keller.
Die anderen förderten nach und nach alle Mitglieder der Gruppe in mumifiziertem bis skelettiertem Zustand aus dem stinkenden Haufen hervor. Terry brach Noemis Leiche mit der Schaufel fast die Beine. Dayton fand erst eine Leiche in Soutane, bevor er seine eigene entdeckte.
Und gerade, als sie alle innehielten, vor Anstrengung und vielleicht auch vor Entsetzen schnaufend, ging es wieder los.
Jim fühlte sich benommen, als der Sturm sich legte. Er selbst lag dieses Mal jedoch nicht. Auf wackligen Beinen, stellte er fest, dass er draußen vor dem Saloon stand, als er sein Gesicht aus seinen Ärmeln löste, mit denen er es vor dem peitschenden Dreck geschützt hatte. Die heiße Mittagssonne brannte auf ihn herab, aber er bemerkte, dass er tatsächlich seinen Hut noch trug. Der Sturm hatte ihn ihm nicht genommen.
Doch sobald sich Father O’Reilly nun seiner Umgebung gewahr wurde, und auch, dass neben ihm der Mexikaner, Priest, der Langfinger und das Mädchen aufgetaucht waren, stieg ihm der metallische Geruch von Blut in die Nase.
Bevor er sich auch nur fragen konnte, was dieses wahrgewordene Reich Satans als nächstes für sie bereithielt, machte er auch schon den Ursprung des Blutgestanks ausfindig. Jim schrak zurück, als seine eigenen, leer wirkenden Augen ihm von Boden aus entgegenstarrten.
Aufgereiht, wie auch zuvor, lagen Körper, dicht an dicht im Dreck. Wunden, Löcher und Pfeilschäfte, die aus ihnen herausragten, ließen keinen Zweifel daran, dass sie tot waren. Jeder von seinen Gefährten, offenbar alle unversehrt vom Sturm, stand vor der eigenen, übel zugerichteten Leiche.
Jims Abbild hatte eine tiefe Kerbe an der Stirn, die ihm sichtbar den Schädel gespalten hatte. Unwillkürlich suchte Jim sie mit der Hand in seinem eigenen Gesicht… er erinnerte sich an den stechenden Schmerz, den er dort verspürt hatte, als der Sturm ihn gegen die Bar des Saloons geschleudert hatte… doch seine Haut war glatt. Er versuchte, sich zu erinnern… Auch Dayton hatte eine Wunde am Kopf gehabt. Die linke Schläfe seines Abbilds war praktisch nicht mehr vorhanden. Haut und Fleisch zerfetzt, darunter ein grauenerregendes, längliches Loch im Schädel. An Pezosas Kehle prangte ein tiefblaues Würgemal und die Äderchen in dessen Augen waren geplatzt… Die verlumpten Exsoldaten und ihr Strick! Doch… war das wirklich passiert? Ein Pfeil ragte aus Noemis Schulter, aus ihrem aufgeschlitzten Arm sickerte Blut. Terry schien von zwei Kugeln erwischt worden sein: Eine hatte seine Schulter durchlöchert, die andere seine Stirn.
Doch diese vier Leichen waren nicht die einzigen. Der komische, schnauzbärtige Mann lag neben ihnen, mit aufgeschlitzter Kehle. Und der Wirt, Dex, die Schurken aus dem Saloon… Arm an Arm, ein makabrer Appell. Auch die Saloondamen. Besser gestellt wirkende Personen, ihrer (nun zerfetzten) Kleidung nach zu urteilen… vielleicht ja ehemals Gäste des Hotels. Insgesamt bestimmt dreißig Leichen an der Zahl. Und nicht alt und trocken, wie im Keller des Saloons, sondern als wären sie gerade erst aus dem Leben gerissen worden.
Jims ganzer Körper war mit einer Gänsehaut bedeckt. Er wusste einmal mehr nicht, war real war und was nicht. Die Prüfung seines Glaubens war noch nicht beendet.
Während seine Augen bebend an dem trügerischen Zeugnis von Grausamkeit entlanghuschten, ihm diese kleine Siedlung chaotisch, zerstört, mit Pfeilen durchsiebt und mit Blut und Kotze getränkt vorkam, fiel ihm an Ende der Leichenreihe, und er hätte sie fast übersehen, zwei Gestalten auf, die über einem der Toten hockten und sich an dessen Überresten irgendwie zu schaffen machen schienen. Jim konnte nicht genau erkennen, was sie da taten. Diese Kerle selbst (Jim war sich recht sicher, dass es sich im Männer handelte), jagten ihm aber den nächsten Schreck ein. Denn ihre freien Oberkörper, bis zu ihren kahl rasierten Schädeln, waren überdeckt mit weißer Farbe, sodass sie im Licht der Sonne die Augen blendeten. Oder waren sie so blass wie Schnee? Jedenfalls hob sich das Rot des Blutes hervorragend von der hellen Haut ab.
Sie rückten weiter zur nächsten Leiche, ein Stückchen auf die Gruppe zu. Stahl blitzte auf, als eine der Gestalten, weit ausholend, Opfer ein Messer in die Brust rammte. Doch anders als die Leiche zuvor, fing dieser Mann plötzlich an, zu zucken und zu zappeln. Ein schmerzerfülltes, ohrenzerreißendes Kreischen gellte durch die Prärie, während der Gepeinigte kraftlos um sich schlug und versuchte, seinen Peiniger von sich fortzuschieben. Dieser beendete den überraschenden Widerstand jäh damit, dass er die Klinge mit Kraft durch das Fleisch zog. Der Schrei seines Opfers erstickte und dessen Glieder fielen schlaff in den Staub.
Nach einem weiteren Schnitt, griff der Weiße mit den bereits blutroten Armen in den geöffneten Torso und riss das Herz hinaus. Er warf es, wie ein Stück Fleisch in den triefenden Sack, den der andere ihm darbot, und rückte weiter zur nächsten Leiche.
Dieser Kerl war des Wahnsinns!
Tatsächlich wäre Jim nun dankbar dafür gewesen, die Schaufel bei Hand zu haben, um diesem Verrückten eins überzubraten, bevor dieser noch ein größeres Unheil anrichten konnte… andererseits fehlte nun einfach die Zeit, der Pickelfresse die Schaufel zwangsweise zu entreißen.
Jim stürzte, alle anderen weitestgehend ignorierend, Dayton hinterher – fest entschlossen, ihn aufzuhalten.
Allerdings ließ Jim das, was ihn schlussendlich im Keller erwartete, wie die anderen, einen Moment innehalten, anstatt sich auf Dayton zu stürzen.
Dass der Mexikaner gerade seine eigene(!) Leiche in den Händen hielt, war schwer zu übersehen. Und während Dayton und auch Terry begannen, ebenfalls im Leichenberg zu wühlen, stand Jim einfach nur da, und versuchte zu analysieren, was dieser Fund bedeuten mochte. Was er für sie alle bedeuten mochte.
Irgendwie war es bedenklich, dass Terry den Leichen mit der Schaufel zuleiberückte, aber Jim stand trotzdem nur da, stirnrunzelnd und irgendwie verstört. Geister, Fluch, Satanswerk, oder was auch immer sie gerade umgab: Es war für Jim nicht nachzuvollziehen. Natürlich machte ihm das Angst. Es versetzte ihn sogar in Panik. Aber äußerlich war er ruhig, stand nur da und beobachtete die Scharade in diesem stinkenden Keller.
Die anderen förderten nach und nach alle Mitglieder der Gruppe in mumifiziertem bis skelettiertem Zustand aus dem stinkenden Haufen hervor. Terry brach Noemis Leiche mit der Schaufel fast die Beine. Dayton fand erst eine Leiche in Soutane, bevor er seine eigene entdeckte.
Und gerade, als sie alle innehielten, vor Anstrengung und vielleicht auch vor Entsetzen schnaufend, ging es wieder los.
Jim fühlte sich benommen, als der Sturm sich legte. Er selbst lag dieses Mal jedoch nicht. Auf wackligen Beinen, stellte er fest, dass er draußen vor dem Saloon stand, als er sein Gesicht aus seinen Ärmeln löste, mit denen er es vor dem peitschenden Dreck geschützt hatte. Die heiße Mittagssonne brannte auf ihn herab, aber er bemerkte, dass er tatsächlich seinen Hut noch trug. Der Sturm hatte ihn ihm nicht genommen.
Doch sobald sich Father O’Reilly nun seiner Umgebung gewahr wurde, und auch, dass neben ihm der Mexikaner, Priest, der Langfinger und das Mädchen aufgetaucht waren, stieg ihm der metallische Geruch von Blut in die Nase.
Bevor er sich auch nur fragen konnte, was dieses wahrgewordene Reich Satans als nächstes für sie bereithielt, machte er auch schon den Ursprung des Blutgestanks ausfindig. Jim schrak zurück, als seine eigenen, leer wirkenden Augen ihm von Boden aus entgegenstarrten.
Aufgereiht, wie auch zuvor, lagen Körper, dicht an dicht im Dreck. Wunden, Löcher und Pfeilschäfte, die aus ihnen herausragten, ließen keinen Zweifel daran, dass sie tot waren. Jeder von seinen Gefährten, offenbar alle unversehrt vom Sturm, stand vor der eigenen, übel zugerichteten Leiche.
Jims Abbild hatte eine tiefe Kerbe an der Stirn, die ihm sichtbar den Schädel gespalten hatte. Unwillkürlich suchte Jim sie mit der Hand in seinem eigenen Gesicht… er erinnerte sich an den stechenden Schmerz, den er dort verspürt hatte, als der Sturm ihn gegen die Bar des Saloons geschleudert hatte… doch seine Haut war glatt. Er versuchte, sich zu erinnern… Auch Dayton hatte eine Wunde am Kopf gehabt. Die linke Schläfe seines Abbilds war praktisch nicht mehr vorhanden. Haut und Fleisch zerfetzt, darunter ein grauenerregendes, längliches Loch im Schädel. An Pezosas Kehle prangte ein tiefblaues Würgemal und die Äderchen in dessen Augen waren geplatzt… Die verlumpten Exsoldaten und ihr Strick! Doch… war das wirklich passiert? Ein Pfeil ragte aus Noemis Schulter, aus ihrem aufgeschlitzten Arm sickerte Blut. Terry schien von zwei Kugeln erwischt worden sein: Eine hatte seine Schulter durchlöchert, die andere seine Stirn.
Doch diese vier Leichen waren nicht die einzigen. Der komische, schnauzbärtige Mann lag neben ihnen, mit aufgeschlitzter Kehle. Und der Wirt, Dex, die Schurken aus dem Saloon… Arm an Arm, ein makabrer Appell. Auch die Saloondamen. Besser gestellt wirkende Personen, ihrer (nun zerfetzten) Kleidung nach zu urteilen… vielleicht ja ehemals Gäste des Hotels. Insgesamt bestimmt dreißig Leichen an der Zahl. Und nicht alt und trocken, wie im Keller des Saloons, sondern als wären sie gerade erst aus dem Leben gerissen worden.
Jims ganzer Körper war mit einer Gänsehaut bedeckt. Er wusste einmal mehr nicht, war real war und was nicht. Die Prüfung seines Glaubens war noch nicht beendet.
Während seine Augen bebend an dem trügerischen Zeugnis von Grausamkeit entlanghuschten, ihm diese kleine Siedlung chaotisch, zerstört, mit Pfeilen durchsiebt und mit Blut und Kotze getränkt vorkam, fiel ihm an Ende der Leichenreihe, und er hätte sie fast übersehen, zwei Gestalten auf, die über einem der Toten hockten und sich an dessen Überresten irgendwie zu schaffen machen schienen. Jim konnte nicht genau erkennen, was sie da taten. Diese Kerle selbst (Jim war sich recht sicher, dass es sich im Männer handelte), jagten ihm aber den nächsten Schreck ein. Denn ihre freien Oberkörper, bis zu ihren kahl rasierten Schädeln, waren überdeckt mit weißer Farbe, sodass sie im Licht der Sonne die Augen blendeten. Oder waren sie so blass wie Schnee? Jedenfalls hob sich das Rot des Blutes hervorragend von der hellen Haut ab.
Sie rückten weiter zur nächsten Leiche, ein Stückchen auf die Gruppe zu. Stahl blitzte auf, als eine der Gestalten, weit ausholend, Opfer ein Messer in die Brust rammte. Doch anders als die Leiche zuvor, fing dieser Mann plötzlich an, zu zucken und zu zappeln. Ein schmerzerfülltes, ohrenzerreißendes Kreischen gellte durch die Prärie, während der Gepeinigte kraftlos um sich schlug und versuchte, seinen Peiniger von sich fortzuschieben. Dieser beendete den überraschenden Widerstand jäh damit, dass er die Klinge mit Kraft durch das Fleisch zog. Der Schrei seines Opfers erstickte und dessen Glieder fielen schlaff in den Staub.
Nach einem weiteren Schnitt, griff der Weiße mit den bereits blutroten Armen in den geöffneten Torso und riss das Herz hinaus. Er warf es, wie ein Stück Fleisch in den triefenden Sack, den der andere ihm darbot, und rückte weiter zur nächsten Leiche.
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
Noemi hatte sich im Hintergrund gehalten, sich gegen eine der Wände gelehnt und aus ihrem verbliebenem Auge den anderen dabei zugesehen, wie sie ihre eigenen Leichen ausgruben. Irgendwo dort war sicher auch ihre Leiche. Ihre Finger waren geistesabwesend über das Mauerwerk gefahren. Sie fühlte eine gähnende Leere und Hoffnungslosigkeit in sich und mit jeder Stunde, die sie in diesem Wahnsinn hinter sich ließ verstärkte sich das Gefühl. Sie fühlte sich hin und her gerissen. Dann und wann hatte sie das Gefühl nichts ausrichten zu können. Sie wollte die Situation einfach nur hinnehmen, auf ein Ende warten, egal, wie es aussehen würde. Im schlimmsten Fall würde ihr kleines, schwach züngelndes Kerzenlicht erlöschen. Und dann war es Schwarz. Für immer. Eigentlich gar kein so schlechter Gedanke. Es war bestimmt wie träumen, nur das sie nicht mehr aufwachen würde. Und es wären keine Alpträume davon, wie sie vergewaltigt wurde und links oben der Mond vor dem Fenster tanzte. Es wären keine Alpträume davon, wie Fletcher sie schwängerte, dessen Augen zornig das Brillenglas durchbrannten, während er brüllte wie ein Raubtier. Sie spürte immer noch die fast pergamenthafte Haut seiner Hand in ihrem Gesicht.
Noemi befühlte ihre leere Augenhöhle. Ließ die Hand wieder sinken. Terry arbeitete sich mit der Schaufel durch den Leichenhaufen. Ein bizarrer Anblick.
Sie bemerkte, dass sie mit ihren Gedanken abgeschweift war. Sie hatte eigentlich über ihr Verhalten nachgedacht. Hin und wieder fühlte sie sich, als könnte sie nichts tun. Fühlte sich so, dass sie nichts tun wollte. So wie vorher. Andererseits hatte sie hin und wieder...
Noemi bemerkte, dass es wieder losging. Was für eine sinnlose Scheiße, ging es ihr nur noch durch den Kopf, dann erfasste sie bereits der Sturm.
Noemi fand sich neben ihren "Gefährten" vor dem Saloon vor. Sie hatte unglaubliche Kopfschmerzen. Und ihr war speiübel. Sie verstand einfach nicht, was hier für eine kranke Scheiße vor sich ging. Zornig brachte sie sich auf die Beine. Ein wenig Sand rieselte ihren Ärmel herunter. Ihr dunkles Auge, in dem offenkundig einige Äderchen aufgeplatzt waren irrte durch die Gegend. Ja, hier lagen also ihre Leichen.
Das wollt ihr, dass ich mir ansehe, oder, ihr kranken Schweine?
Ihre Zähne fletschten sich zur einer Grimasse, während sie auf ihren entstellten Leichnam blickte. Eine Ader an ihrer Schläfe pochte. Welcher sadistische Bastard auch immer hinter dem hier stecke, sie wollte ihn umbringen. Sie wollte ihm den Gewehrlauf in seinen fetten Arsch schieben und abdrücken. Das würde ein hübsches Schauspiel nach ihrem Geschmack geben. Ihre Finger krümmten sich hassgeladen um den Gewehrlauf. Da lag ihr beschissener Leichnam, ihr eigener beschissener Leichnam. Sie hatte ihn nicht sehen wollen, sie hatte nicht danach gegraben, aber das konnte ihr Herr und Meister ja nicht zulassen. Sie musste sich diese Scheiße ansehen. Damit er sich in Perversion an ihrem zunehmenden Wahnsinn erfreuen konnte. Noemi wollte laut brüllen.
Ich scheiß' auf dich, du Wichser. Sie richtete den Gewehrlauf auf ihren toten Körper, um den Schädel wegzusprengen. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug, aber sie tat es nicht. Ihre Aufmerksamkeit wurde plötzlich von den beiden Gestalten rechts von ihr angezogen, die sie erst für eine Sinnestäuschung gehalten hatte. Mit geweitetem Auge musterte sie, wie dem Leichnam das Herz herausgerissen wurde. Sie war nicht wirklich geschockt, ihr Hirn war nur schlichtweg nicht in der Lage, all diesen Irrsinn zu verarbeiten. Sie legte auf den ersten der Fremden an. Seid ihr die Bastarde, die hinter dem hier stecken? Oder seid ihr hierher geschickt worden, damit wir mit euch reden können?
Noemi wollte mit niemandem reden. Sie wollte Blut fließen sehen. Wollte alles in Blut tränken, bis die Welt nur noch ein blutroter Film war, bis ihr eine Kugel in den Schädel schlug und sie es nicht selbst tun musste. Sie wollte abdrücken, aber konnte ihren Blick nicht von dem Blut lösen, dass die Unterarme der Gestalten hinab triefte. Ihre Arme waren blutrot gewesen! So hatten ihre Arme ausgesehen!
Noemis Augenlid zuckte, während sie versuchte einen klaren Gedankengang zu fassen.
Sie senkte den Gewehrlauf, atmete durch, Hass durchströmte jede Ader ihres Körpers. Mit äußerlich entschlossenem Aussehen, aber in Wirklichkeit völliger Hilflosigkeit stampfte sie auf den Saloon zu, riss die Tür auf, schmiss sie hinter sich zu.
Sie packte sich einen Stuhl, klemmte die Lehne unter die Klinke. Dann richtete sie ihr Gewehr auf das Inventar. Gläser, Stühle, Schilder, alles, was ein einigermaßen passables Ziel anbot. Dann begann sie laut zu schreien, wie wahnsinnig. Sie feuerte ihr Gewehr ab, die Kugel raste los, schlug in das sorgfältig geordnete Sortiment des Wirts ein. Die Nächste folgte sogleich und mit einem lauten Krachen schlug sie ein und ließ Glassplitter in sämtliche Himmelsrichtungen fetzen. Sie hörte nicht auf zu brüllen, schoss auf den berstenden Kronleuchter. Mit ihrem Fuß versetzte sie einem Tisch einen Tritt, der sich dadurch nicht sonderlich weiter bewegte. Ihr Fuß schmerzte leicht, aber das war ihr in diesem Augenblick gar nicht bewusst. Das einzige, was sie in sich spürte, war Hilflosigkeit und Zorn, der sich ein Ventil suchte.
In ihren Gedanken zog sie das blutfleckte Messer aus dem Säuglingsleib von Fletchers Sohn. Ihrem Sohn.
Noemi befühlte ihre leere Augenhöhle. Ließ die Hand wieder sinken. Terry arbeitete sich mit der Schaufel durch den Leichenhaufen. Ein bizarrer Anblick.
Sie bemerkte, dass sie mit ihren Gedanken abgeschweift war. Sie hatte eigentlich über ihr Verhalten nachgedacht. Hin und wieder fühlte sie sich, als könnte sie nichts tun. Fühlte sich so, dass sie nichts tun wollte. So wie vorher. Andererseits hatte sie hin und wieder...
Noemi bemerkte, dass es wieder losging. Was für eine sinnlose Scheiße, ging es ihr nur noch durch den Kopf, dann erfasste sie bereits der Sturm.
Noemi fand sich neben ihren "Gefährten" vor dem Saloon vor. Sie hatte unglaubliche Kopfschmerzen. Und ihr war speiübel. Sie verstand einfach nicht, was hier für eine kranke Scheiße vor sich ging. Zornig brachte sie sich auf die Beine. Ein wenig Sand rieselte ihren Ärmel herunter. Ihr dunkles Auge, in dem offenkundig einige Äderchen aufgeplatzt waren irrte durch die Gegend. Ja, hier lagen also ihre Leichen.
Das wollt ihr, dass ich mir ansehe, oder, ihr kranken Schweine?
Ihre Zähne fletschten sich zur einer Grimasse, während sie auf ihren entstellten Leichnam blickte. Eine Ader an ihrer Schläfe pochte. Welcher sadistische Bastard auch immer hinter dem hier stecke, sie wollte ihn umbringen. Sie wollte ihm den Gewehrlauf in seinen fetten Arsch schieben und abdrücken. Das würde ein hübsches Schauspiel nach ihrem Geschmack geben. Ihre Finger krümmten sich hassgeladen um den Gewehrlauf. Da lag ihr beschissener Leichnam, ihr eigener beschissener Leichnam. Sie hatte ihn nicht sehen wollen, sie hatte nicht danach gegraben, aber das konnte ihr Herr und Meister ja nicht zulassen. Sie musste sich diese Scheiße ansehen. Damit er sich in Perversion an ihrem zunehmenden Wahnsinn erfreuen konnte. Noemi wollte laut brüllen.
Ich scheiß' auf dich, du Wichser. Sie richtete den Gewehrlauf auf ihren toten Körper, um den Schädel wegzusprengen. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug, aber sie tat es nicht. Ihre Aufmerksamkeit wurde plötzlich von den beiden Gestalten rechts von ihr angezogen, die sie erst für eine Sinnestäuschung gehalten hatte. Mit geweitetem Auge musterte sie, wie dem Leichnam das Herz herausgerissen wurde. Sie war nicht wirklich geschockt, ihr Hirn war nur schlichtweg nicht in der Lage, all diesen Irrsinn zu verarbeiten. Sie legte auf den ersten der Fremden an. Seid ihr die Bastarde, die hinter dem hier stecken? Oder seid ihr hierher geschickt worden, damit wir mit euch reden können?
Noemi wollte mit niemandem reden. Sie wollte Blut fließen sehen. Wollte alles in Blut tränken, bis die Welt nur noch ein blutroter Film war, bis ihr eine Kugel in den Schädel schlug und sie es nicht selbst tun musste. Sie wollte abdrücken, aber konnte ihren Blick nicht von dem Blut lösen, dass die Unterarme der Gestalten hinab triefte. Ihre Arme waren blutrot gewesen! So hatten ihre Arme ausgesehen!
Noemis Augenlid zuckte, während sie versuchte einen klaren Gedankengang zu fassen.
Sie senkte den Gewehrlauf, atmete durch, Hass durchströmte jede Ader ihres Körpers. Mit äußerlich entschlossenem Aussehen, aber in Wirklichkeit völliger Hilflosigkeit stampfte sie auf den Saloon zu, riss die Tür auf, schmiss sie hinter sich zu.
Sie packte sich einen Stuhl, klemmte die Lehne unter die Klinke. Dann richtete sie ihr Gewehr auf das Inventar. Gläser, Stühle, Schilder, alles, was ein einigermaßen passables Ziel anbot. Dann begann sie laut zu schreien, wie wahnsinnig. Sie feuerte ihr Gewehr ab, die Kugel raste los, schlug in das sorgfältig geordnete Sortiment des Wirts ein. Die Nächste folgte sogleich und mit einem lauten Krachen schlug sie ein und ließ Glassplitter in sämtliche Himmelsrichtungen fetzen. Sie hörte nicht auf zu brüllen, schoss auf den berstenden Kronleuchter. Mit ihrem Fuß versetzte sie einem Tisch einen Tritt, der sich dadurch nicht sonderlich weiter bewegte. Ihr Fuß schmerzte leicht, aber das war ihr in diesem Augenblick gar nicht bewusst. Das einzige, was sie in sich spürte, war Hilflosigkeit und Zorn, der sich ein Ventil suchte.
In ihren Gedanken zog sie das blutfleckte Messer aus dem Säuglingsleib von Fletchers Sohn. Ihrem Sohn.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen
El Pezosa wirkte gebrochen, wie er niedergekauert die Gebeine in den Händen hielt. Er wusste nicht, wie lange er auf seine Leiche gestarrt hatte. Das erscheinen der anderen und deren Suche nach ihren eigenen sterblichen Überresten erlebte Diego nur schleierhaft, während seine Gedanken sich um das ableben des Körpers vor ihm drehten. Es ergab doch keinen Sinn. War er im Saloon gestorben und nun in dieser gleichen Scheiße hier wiederauferstanden? Mit einem zweiten Hut und gleicher Kleidung? Blödsinn. Alles ein Traum. Was sollte es sonst sein?
Der Schädel vor ihm stimmte ihn traurig und bedrückt. Es war nichts ruhmreiches daran abzutreten, ganz gleich auf welche Weise. Selbst wenn alles hier nur Produkt seiner Einbildung war, so war es doch ganz und gar kein gutes Omen.
Die Geräusche, die die anderen machten, störten den Bandito in seinen tiefgreifenden Gedankengängen und doch musste er, wenn er ehrlich zu sich war, eingestehen, dass es etwas tröstendes hatte, zumindest nicht allein in dieser Lage zu stecken. Er wollte sich gerade aufrichten, als der Sturm wieder zuschlug, nur diesmal empfand er es als Erleichterung. Er schloss die Augen und ließ seine Sinne frei. So makaber und quälend dieses Erlebnis auch sein mochte, so war es ganz sicher etwas einzigartiges. Außerdem war er selbst oft genug ein Quäler gewesen, um darin eine gewisse Form von Kunst zu erkennen. Das Heulen und Zischen des unheiligen Windes in dem engen Kellerraum wurde zu einer Symphonie des Chaos, welche einst wohl noch besungen werden wollte und der Schmerz durch die peitschenden Sand- und Trümmerstückchen, unter welchen diesmal mit Sicherheit auch Knochen waren, besiegelten nur den erneuten Übergang ins nächste Kapitel dieses Alptraumes.
El Pezosa fühlte die Sonne und das Weichen des Schmerzes und wusste, dass sie angekommen waren, wo auch immer es sie diesmal hingeschickt haben sollte. Den Kopf hatte er immer noch gesenkt und es wirkte, als würde er im stehen schlafen, als er langsam die Augen öffnete und dabei beinahe sofort wieder Blickkontakt mit seinen eigenen sterblichen Überresten aufnahm. Verdammt?!
Diesmal war der Tote noch frisch und er musste sich neidlos eingestehen, dass ein Diego Gonzales Pancho Pezosa doch eine stattliche Leiche abgab, selbst wenn man ihn erhängt hatte, wie einen Hund. Nicht nur er, sie alle lagen tot darnieder und auch Zahllose andere Körper, die wohl den verwesenden Leibern aus dem Keller von eben entsprachen. Himmel, die ganze Umgebung sah aus wie Schlachtfeld. Was für ein Gemetzel. Die meisten waren scheinbar von Indianern dahingerafft worden, wenn Diego es richtig erkannte und ein Hauch von Wut kam in ihm auf.
Er gehörte nicht dazu und wo waren bitte die lebenden Gegenstücke der anderen hier versammelten Opfer?
Auch er bemerkte die beiden Gestalten, die damit am Werke waren, die niederliegenden ihrer Herzen zu berauben und beobachtete einige Sekunden lang das Schauspiel.
Der kleinen Noemi schienen nun endgültig alle Pferde durchgegangen zu sein und als er sie schreien und schießen hörte, kam endlich auch wieder Leben in die Gliedmaßen des Mexikaners. Er drehte sich langsam zu den beiden Gestalten um. Sie würden auch ihre Leichen schänden und wenn jemand Pezosa das Herz stehlen wollte, ob tot oder lebendig, so hatte es gefälligst eine ansehnliche Chica zu sein und nicht solche abartigen Kalkvisagen.
Wie in Zeitlupe setzte der Bandito sich in Bewegung, wobei schwacher Wind seinen Poncho leicht zur Seite wehte.
Ein Schritt. Es gab viele Möglichkeiten, was geschehen würde. Diese Typen waren zweifellos ebenfalls ganz eigenen Regeln unterstellt, doch ein Mann tat was ein Mann tat. Zwei Schritte. Der Sombrero stand El Pezosa tief ins Gesicht und die zusammengekniffenen dunklen Augen blickten gerade so darunter hervor um die Beiden, welche sich scheinbar nicht gestört fühlten, zu taxieren. Drei Schritte. Man nahm Toten vieles, was sie ohnehin nicht mehr benötigten. Das war gutes Recht im Westen. Hier im Niemandsland. Pezosa war niemand, der sich eingemischt hätte, wenn er nichts davon hatte. Aber im Moment hatte er Probleme. Sie alle hatten Probleme. Man kam einem Pezosa, der Probleme hatte, nicht in die Quere.
Fast zärtlich fuhren die Hände zeitgleich zu den Holstern und natürlich fließend wanderten die Läufe seiner Colts in Sekundenbruchteilen in eine geradlinige Position mit seinen, nach vorne durchgestreckten Armen. Ihm selbst erschien der Moment wie in Zeitlupe zu verstreichen und sein Blick auf die Gestalten wirkte unnatürlich klar. Nichts war hier, wie es sein sollte. Nichts außer El Pezosa. "Hasta la vista Muchachos!" Trocken entkamen die Worte seiner Kehle, die er schon häufiger in diesem Zusammenhang gebraucht hatte, wenngleich auch nie unter so bizarren Bedingungen. *TANG* Zielsicher feuerte er den rechten Colt zuerst und einen Augenblick darauf auch den Zweiten auf die andere Gestalt *TANG* . Alles mögliche konnte nun geschehen, doch für den Bruchteil des Moments fühlte es sich endlich richtig an.
Der Schädel vor ihm stimmte ihn traurig und bedrückt. Es war nichts ruhmreiches daran abzutreten, ganz gleich auf welche Weise. Selbst wenn alles hier nur Produkt seiner Einbildung war, so war es doch ganz und gar kein gutes Omen.
Die Geräusche, die die anderen machten, störten den Bandito in seinen tiefgreifenden Gedankengängen und doch musste er, wenn er ehrlich zu sich war, eingestehen, dass es etwas tröstendes hatte, zumindest nicht allein in dieser Lage zu stecken. Er wollte sich gerade aufrichten, als der Sturm wieder zuschlug, nur diesmal empfand er es als Erleichterung. Er schloss die Augen und ließ seine Sinne frei. So makaber und quälend dieses Erlebnis auch sein mochte, so war es ganz sicher etwas einzigartiges. Außerdem war er selbst oft genug ein Quäler gewesen, um darin eine gewisse Form von Kunst zu erkennen. Das Heulen und Zischen des unheiligen Windes in dem engen Kellerraum wurde zu einer Symphonie des Chaos, welche einst wohl noch besungen werden wollte und der Schmerz durch die peitschenden Sand- und Trümmerstückchen, unter welchen diesmal mit Sicherheit auch Knochen waren, besiegelten nur den erneuten Übergang ins nächste Kapitel dieses Alptraumes.
El Pezosa fühlte die Sonne und das Weichen des Schmerzes und wusste, dass sie angekommen waren, wo auch immer es sie diesmal hingeschickt haben sollte. Den Kopf hatte er immer noch gesenkt und es wirkte, als würde er im stehen schlafen, als er langsam die Augen öffnete und dabei beinahe sofort wieder Blickkontakt mit seinen eigenen sterblichen Überresten aufnahm. Verdammt?!
Diesmal war der Tote noch frisch und er musste sich neidlos eingestehen, dass ein Diego Gonzales Pancho Pezosa doch eine stattliche Leiche abgab, selbst wenn man ihn erhängt hatte, wie einen Hund. Nicht nur er, sie alle lagen tot darnieder und auch Zahllose andere Körper, die wohl den verwesenden Leibern aus dem Keller von eben entsprachen. Himmel, die ganze Umgebung sah aus wie Schlachtfeld. Was für ein Gemetzel. Die meisten waren scheinbar von Indianern dahingerafft worden, wenn Diego es richtig erkannte und ein Hauch von Wut kam in ihm auf.
Er gehörte nicht dazu und wo waren bitte die lebenden Gegenstücke der anderen hier versammelten Opfer?
Auch er bemerkte die beiden Gestalten, die damit am Werke waren, die niederliegenden ihrer Herzen zu berauben und beobachtete einige Sekunden lang das Schauspiel.
Der kleinen Noemi schienen nun endgültig alle Pferde durchgegangen zu sein und als er sie schreien und schießen hörte, kam endlich auch wieder Leben in die Gliedmaßen des Mexikaners. Er drehte sich langsam zu den beiden Gestalten um. Sie würden auch ihre Leichen schänden und wenn jemand Pezosa das Herz stehlen wollte, ob tot oder lebendig, so hatte es gefälligst eine ansehnliche Chica zu sein und nicht solche abartigen Kalkvisagen.
Wie in Zeitlupe setzte der Bandito sich in Bewegung, wobei schwacher Wind seinen Poncho leicht zur Seite wehte.
Ein Schritt. Es gab viele Möglichkeiten, was geschehen würde. Diese Typen waren zweifellos ebenfalls ganz eigenen Regeln unterstellt, doch ein Mann tat was ein Mann tat. Zwei Schritte. Der Sombrero stand El Pezosa tief ins Gesicht und die zusammengekniffenen dunklen Augen blickten gerade so darunter hervor um die Beiden, welche sich scheinbar nicht gestört fühlten, zu taxieren. Drei Schritte. Man nahm Toten vieles, was sie ohnehin nicht mehr benötigten. Das war gutes Recht im Westen. Hier im Niemandsland. Pezosa war niemand, der sich eingemischt hätte, wenn er nichts davon hatte. Aber im Moment hatte er Probleme. Sie alle hatten Probleme. Man kam einem Pezosa, der Probleme hatte, nicht in die Quere.
Fast zärtlich fuhren die Hände zeitgleich zu den Holstern und natürlich fließend wanderten die Läufe seiner Colts in Sekundenbruchteilen in eine geradlinige Position mit seinen, nach vorne durchgestreckten Armen. Ihm selbst erschien der Moment wie in Zeitlupe zu verstreichen und sein Blick auf die Gestalten wirkte unnatürlich klar. Nichts war hier, wie es sein sollte. Nichts außer El Pezosa. "Hasta la vista Muchachos!" Trocken entkamen die Worte seiner Kehle, die er schon häufiger in diesem Zusammenhang gebraucht hatte, wenngleich auch nie unter so bizarren Bedingungen. *TANG* Zielsicher feuerte er den rechten Colt zuerst und einen Augenblick darauf auch den Zweiten auf die andere Gestalt *TANG* . Alles mögliche konnte nun geschehen, doch für den Bruchteil des Moments fühlte es sich endlich richtig an.
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