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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen Empty No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Umbra Di Mai 26 2015, 16:49


No Man's Land

Teil I: Der raue Westen
No Man's Land - Teil I: Der raue Westen 00080210

"Oh, bury me not on the Lone Prairie;"
These words came sad and mournfully
From the pallid lips of a youth who lay
On his dying bed at the close of day.

"It matters not, so I've been told
Where the body lies when the heart grows cold,
But grant, oh grant, this wish to me;
Bury me not on the Lone Prairie."

"Bury me not on the Lone Prairie.
Where coyotes howl and the wind blows free,
In a narrow grave, six by three;
Oh, Bury me not on the Lone Prairie."

"Oh, Bury me not..." His voice failed there;
We took no heed of his dying prayer.
In a narrow grave, six by three,
We buried him there on the Lone Prairie.

And the Cowboys now, as they roam the Plains,
They mark the spot where his bones were lain;
Fling a handful of roses o'er his grave
With a prayer to God his soul to save.

~ "Oh bury me" (Gedicht von Edwin H. Chapin, ursprünglich als Klagelied bei Seebestattungen verwendet, angepasst an Cowboy-Bestattungen im "Meer aus Gras")


Zuletzt von Umbra am So Mai 31 2015, 19:33 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Beitrag von Elli Di Mai 26 2015, 17:00

Grey Falls.

Dayton ließ noch einmal seinen Blick auf die reichlich mitgenommen Karte sinken, bevor er in die Ferne starrte. Ein langsames Nicken war für den nächsten Moment alles was er tat, bevor er die Karte säuberlich zusammenrollte und sie in der Satteltasche, des auf dem Boden liegenden Sattels, verstaute.
Er hatte seit Tagen keine Menschenseele mehr gesehen, was ihn aber nicht weiter störte. Seit einigen Jahren war er von dem einen auf den anderen Tag zum Einzelgänger geworden. Bisher wusste nur Gott warum.
Er kratzte sich seinen juckenden Bart und verfluchte das Gewächs in seinem Gesicht. Warum hatte er nicht mehr Indianerblut in sich haben können? Indianer waren nicht damit gestraft sich dieses Zeug im Gesicht stehen zu lassen. Auch wenn er den Bart mit Absicht trug, so mochte er ihn doch gar nicht.
Das leise Schnalzen mit der Zunge wurde mit einem lauten Wiehern erwidert. Snow meldete sich zu Wort.  Das tat seine treue Stute immer. Sie war eben ein Mädchen dachte er lächelnd, ein bisschen Drama musste immer dabei. Auch wenn Snow gerade geantwortet hatte, so war sie nicht die Erste die Snow erreichte. Ihr Sohn, sein Hengst Frost, galoppierte, eine Staubwolke hinter sich ziehend, auf ihn zu. Kurz vor Dayton kam er zum Stehen und begrüßte seinen Reiter mit einer großen Portion Staub und einem leichten Knuff ans Ohr. Snow und Frost ihres Weges ziehen zu lassen, war hier kein Problem. Kein Menschenseele schien sich in diesen Teil des Landes zu verirren, schon gar kein Pferdedieb. Pferde waren wertvoll. Zwei auf einmal allemal, wenn sie schon zugeritten waren. Hier und dort hatte Dayton einige Spuren von Indianern gefunden, aber bisher ebenso wenig einen Sioux wie einen Cheyenne gesehen. Das hieß zwar nicht, dass sie nicht da waren, aber eine Gefahr für seine Tiere ging von ihnen im Regelfall nicht aus. Nach einigen Augenblicken gesellte sich auch Snow zu den Beiden dazu und schnaubte sanft. Drama. Dayton sagte es ja immer wieder.
Mit wenigen Handgriffen hatte er den Sattel auf dem Rücken von Frost verstaut, doch statt sich auf den dunklen Hengst zu schwingen, stieg er mit Leichtigkeit auf Snow auf und lenkte sie in die Richtung in die er wollte. Grey Falls. Er war sich sicher, diesmal richtig zu sein.
In der Ferne hörte er einen Kojoten heulen, als die Dunkelheit über die Prärie hereinbrach. Dayton schauderte es. Auch wenn seine Großmutter selbst einen Kojoten besessen hatte, so vertraute er diesen Tieren ganz und gar nicht.
Die meisten Personen neigten dazu am Tage zu reisen, doch Dayton mochte die Dunkelheit und die Stille der Nacht. Er liebte es die Grillen zirpen zu hören und nichts weiter als die Hufe seiner Pferde. Entsprechend wenig schlief er in solchen Zeiten der Wanderschaft, doch alles hatte seine Schattenseite.
Im Grunde genommen war Dayton Priests ganzes Leben eine Schattenseite, zumindest seit einigen Jahren. In düsteren Gedanken versunken ließ Dayton Snow einfach geradeaus laufen, Frost hielt stets Schritt und ging in einem leichten Trab nebenher. Meist bestimmten die Tiere die Geschwindigkeit. Es sei denn Dayton hatte etwas dringendes zu erledigen.
Die Stille die Dayton sonst so genoss wurde erneut von dem Heulen eines Kojoten unterbrochen, diesmal doch jedoch etwas näher, als noch vor einiger Zeit. Der Cowboy trug stets seine Waffen bei sich und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, Kojoten vergriffen sich im Regelfall nicht an Pferden, doch wenn sie verzweifelt waren und in großer Anzahl…dann wusste man ja nie.
Sein Blick in die Dunkelheit verlor sich, auch wenn der Mond halbvoll am Himmel stand, konnte Dayton nichts erkennen. Doch auch Frost und Snow blieben aufs Erste ruhig, auch wenn die Stute immer wieder ihr Ohr drehte und in die Umgebung lauschte.
Dennoch ließ Dayton das Tier stoppen, als er in der Ferne ein Lagerfeuer erkannte. Einen Augenblick saß er einfach nur da und überlegte, was er nun tun sollte. Sein Bedürfnis auf Gesellschaft hielt sich in Grenzen und man konnte nie ahnen mit wem es als nächstes zu tun hatte. Dayton scheute den Kontakt mit Menschen, wenn er keinerlei Information hatte, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. Andererseits trieben sich hier Kojoten rum und eine Nacht am Feuer würde ihm sicherlich gut tun. 
Er schnalzte wieder leise und Snow trabte auch gleich wieder drauf los. Es dauerte nicht lange und es war kein Kojotengeheul mehr zu hören, sondern die Saiten einer Gitarre. Verwunderlich. Doch das Lagerfeuer lag genau auf dem Weg nach Grey Falls. Also kein Grund nicht dort vorbeizureiten.
Diesmal ließ Dayton Snow ein Stück galoppieren, bevor er einige Meter entfernt zum Stehen kam. An dem Lagerfeuer war nur ein einzelner Mann zu sehen, der in der Nähe eines Pferdewagens saß und auf der Gitarre spielte. Ab und an stoppte er sein Spiel.
Dayton beschloss dass er auf den ersten Blick keine Gefahr darstellte und näherte sich im Schritttempo dem Mann an. Als er nur noch wenige Meter von dem Feuer entfernt war, sah er dass der Mann immer das Spiel stoppte um aus einer Flasche zu trinken. Immer diese Säufer. Ein weiterer Blick ließen Daytons Nackenhaare zu Berge stehen. Dort saß ein Kojote. Dieser Typ (was hatte er überhaupt an?), hatte einen Kojoten. Dayton resignierte und wollte schon klangheimlich wieder aufbrechen, als ihm die leichte Wärme des Feuers gewahr wurde, die zum ihm strahlte. Am Feuer zu sitzen wäre wirklich einmal wieder etwas bequemer.
Also ging Dayton langsam auf das Feuer zu, seine Pferde einige Meter entfernt, denn sie hatten den Kojoten ebenso bemerkt, wie ihr Herr und blieb stehen als er gerade dabei war in den Lichtschein des Feuers zu treten. “Hey da! Hast du vielleicht noch ein Plätzchen an deinem Lagerfeuer frei?“

Bei diesen Worten trat er in das angenehme Licht des Feuers und hob grüßend die Hand. Hoffentlich war das kein Fehler gewesen.
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Beitrag von Umbra Do Mai 28 2015, 18:59

Die Orte hier draußen in der Mitte des nordamerikanischen Kontinents lagen Tage bis Wochen voneinander entfernt und stellten meist einen recht primitiven Versuch dar, Zivilisation in dieses Niemandsland zu bringen. Wenn man das Leben in der Stadt gewohnt war, war das Leben weit im Westen wie ein unwirklicher Traum – oder Albtraum. Mit jeder Meile, die man von den größeren Ansiedlungen weiter in die Prärie hinausfuhr oder -ritt, wurden die Menschen eigener und verschlossener. Misstrauen war allerdings, und das durfte man nicht unterschätzen, eins der wichtigsten Überlebenswerkzeuge in den noch weitestgehend einsamen Regionen der Vereinigten Staaten. Nicht zuletzt verlieh das eigenbrötlerische Verhalten seiner Bewohner dem Westen einen gewissen Charme, dem man sich wohl einfacher hätte entziehen können, würde er nicht auch mit dem Duft von Freiheit und leicht verdientem Geld locken.
Gerade die Gerüchte über die erst vor wenigen Monaten bekannt gewordenen Goldfunde in den Black Hills, im Westen South Dakotas, hatte einen Strom von Glücksrittern dazu animiert, mit Schaufeln, Spitzhacken und Waschschalen im Gepäck, dem Sonnenuntergang entgegenzuziehen. Die Aussicht auf Gold zog allerdings alle möglichen Arten von Menschen wie magisch an: Da wären nicht nur die professionellen und amateurhaften Goldsucher und deren Familien, sondern auch Händler, Saloonbetreiber, Handwerker, Huren sowie Mitglieder aller möglichen anderen Gewerbe, die sich in den neu gegründeten Goldrauschstädten einen guten Absatzmarkt erhofften. Wie aus dem Nichts schossen Ortschaften aus dem Boden hervor, wo sie strategisch günstig waren. Dies geschah nicht immer unter Absprache mit der Regierung, was dazu führte, dass auch Land, dass eigentlich bereits jemand anderem gehörte, von übereifrigen Siedlern zum Baugrund deklariert wurde. Die Aussicht auf Reichtum nahm keine Rücksicht auf Befindlichkeiten anderer, erst recht nicht auf Befindlichkeiten der Lakota-Indianer, denen durch den Vertrag von Fort Laramie eigentlich das gesamte Gebiet South Dakotas westlich des Missouris – und einschließlich der Black Hills, die für sie ein heiliger Ort waren – zugesprochen war. Dass die Goldsuche in Indianerreservaten illegal war, kümmerte kaum einen weißen Siedler.

So waren die Straßen durch die Prärie in Richtung von Goldgräberorten wie Grey Falls selten leer und die Prärie lange nicht mehr so einsam wie vor einigen Monaten. Nahm man die Route gen Westen, kam man zwangsläufig durch Käffer, die meist aus nicht viel mehr als einem Saloon, einem Gasthaus mit Schlafmöglichkeiten, einer Hufschmiede und Ställen bestanden. Mit Glück fanden Leute in Not an solchen, meist an Kreuzungen gelegenen Orten einen Arzt… wenn nicht, fanden ihre Begleiter in der Prärie genug Platz, um Gräber auszuheben.
Die meisten Reisenden suchten, wenn sie sich nach etwas Zerstreuung nach einigen langen Tagen unterwegs sehnten, den nächstgelegenen Saloon auf. Alkohol, Kartenspiel und, wenn vorhanden, auch ein wenig weibliche Unterhaltung, waren stets beliebt bei der Kundschaft.
Auch der „The Weeping Cat Saloon & Theatre“ – ein dunkles, eng wirkendes Etablissement, das mit Tischen und Stühlen vollgestopft war – in einem kleinen, namenlosen Ort am Wegesrand war an diesem Abend gut  frequentiert. Alkohol ging in großen Mengen über die Theke, Münzen stapelten sich auf den Pokertischen, und leicht bekleidete Damen saßen lachend auf Schößen von Gästen oder verbrachten bereits vergnügliche Momente mit Freiern in entsprechenden Räumlichkeiten im ersten Stock. In einer Ecke des Raumes spielte ein bärtiger, fast zahnloser Greis beschwingt Klavier. Begleitet wurde er von einem milchgesichtigen Burschen, der die Saiten einer Geige quälte. Bei der Lautstärke, die im Saloon herrschte, war es schwer, sich auf einzelne Gespräche zu konzentrieren, sofern man das denn wollte. Allerdings waren die meisten Besucher, die durch die Doppelflügel-Schwingtür traten, wahrscheinlich ohnehin nicht auf einen geselligen Plausch aus. Mit diesem Anliegen wäre man im angrenzenden „Dry Cup Inn“, wo die etwas gehobenen oder zumindest weniger lasterhaften Reisegesellschaften speisten und residierten, wohl besser aufgehoben gewesen.

Unter den Saloonbesuchern befanden sich drei Reisende, die völlig unabhängig voneinander hier eingetroffen waren. Vielleicht hatten sie sich zuvor schon auf der Straße gesehen… oder auch nicht. Vielleicht hatten sie einander zuvor einfach nur keine Beachtung geschenkt. Andere anzustarren war hier im Westen keine gute Idee, wenn man keinen Ärger haben wollte. Der Mexikaner, den man „El Pezosa“ nannte, machte beispielsweise den Eindruck, als solle man ihm lieber nicht zu nahe kommen – Geschweige denn, ihn reizen. Die junge Noemi Flint lud aufgrund ihrer Verunstaltungen vermutlich ebenso nicht zu genaueren Blicken ein – jedenfalls nicht, wenn sich daneben vollbusige „Saloondamen“ einladend in engen Kleidern räkelten. Terry Carter, hingegen, war einfach nur ein unscheinbarer, pickelgesichtiger Jüngling, dem wohl niemand – nicht einmal der bärtige Barkeeper – Beachtung schenken würde, bevor der selbsternannte Abenteurer kein Geld in die Hand nahm. Jeder von diesen drei Gestalten hatte den Saloon aus höchstwahrscheinlich unterschiedlichen, aber doch ähnlichen Gründen betreten – vermutlich nicht ahnend, dass sich diese Entscheidung noch als bisher schlechteste Idee dieses Tages herausstellen könnte.
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Beitrag von Fade Do Mai 28 2015, 21:59

Er war schon halb wund geritten und es war eher Zufall, dass er den kleinen Ort bei stetig schwindenden Tageslicht fand, welchen er beinahe aus Unachtsamkeit passiert hätte. El Pezosa war auf dem Weg nichts aufgefallen, umso mehr war er über den regen Betrieb im kleinen Ort verwundert. Nur aus Neugier wäre er wohl nicht geblieben, doch sein Gaul konnte frisches Wasser und etwas ruhe vertragen und so führte er ihn zu einer der Tränken, die noch nicht überfüllt war.
Nachdem er das Tier versorgt hatte wendete er sich auf direkten Weg dem Saloon zu um sich ein Bild von der Lage zu machen und vielleicht herauszufinden, warum es die Leute gerade in diese gottverlassene Gegend zog.
Sein Blick schweifte routiniert fließend durch den Raum, während er den direkten Weg auf die Bar einschlug um sich dort einen Platz zwischen zwei Typen zu erkämpfen, welche nicht so einzuschätzen waren, dass sie zurückdrängeln würden. Echte Gunslinger hatte er aufs erste nicht unter den Gästen ausmachen können und so orderte er ein Glas Wiskey vor einem obligatorischen Saloonchili, wie er es sich am liebsten nach einem längeren Ritt gönnte.  
Der Lärm im Raum machte es schwer sinnvolle Informationen zu erlauschen und so wartete der Mexikaner einfach auf sein Essen und ließ sich Zeit. Irgendwann würde es schon leerer werden und man würde das ein oder andere Aufschnappen. Gemütliche Stimmung stellte sich jedenfalls nicht ein. Stattdessen machte sich ein zunehmendes Gefühl von Ärger in El Pezosa breit. Gegenüber dem meist ruhigen und fast schon harmonischen Dasein in der Prärie erschien ihm der Saloon doch zu voll und laut und im Falle einer Bedrohung war wahrscheinlich nicht rechtzeitig zu reagieren. Vielleicht war ja die Tanzshow gut genug, ihn auf eigene Gedanken zu bringen, aber die hatte noch nicht begonnen und die Aufmerksamkeit von etwas angenehmeren als den stinkenden Kerlen neben sich hatte er auch noch nicht erregen können.
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Beitrag von Darnamur Fr Mai 29 2015, 17:42

Es war schon Abend als die Frau mit ihren schwarzen Schnürstiefeln in die kleine Ortschaft hinein schritt. Ihr Gang war gemächlich und ruhig. Scheinbar schien sie keine Eile dabei zu empfinden, den nächstbesten Saloon aufzusuchen, obwohl sie schon lange die Wildnis durchquert haben musste, dem Dreck an ihren Schuhen und ihrer braunen Hose nach zu urteilen.
Noemi bewegte langsam den Kopf von rechts nach links. Das war der Nachteil, wenn man nur ein Auge besaß. Man musste ständig seinen Hals verrenken, um alles sehen zu können. Der Rest lag für sie in einer Finsternis, die dunkler war, als schwarz. So dunkel, wie es auch der Tod sein musste. So stellte sie ihn sich vor. Düster, leer und hoffnungslos. In diesem finsteren Königreich musste sich auch ihr Bruder befinden, Tommy. Und Mr. Fletcher, Mr. Hanson und Mr. Kelly. Mit ihrem Bruder sprach sie hin und wieder, weil er ein freundlicher Mensch gewesen war, der sie immer beschützt hatte. Den anderen drei antwortete sie nie, so oft sie es auch versuchten. Sie waren es gewesen, vor denen sie ihr Bruder nicht hatte beschützen können. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Nun brauchte sie niemanden mehr, der sie verteidigte. Das erledigte sie nun selbst.
Noemi hatte sich vorgenommen nicht lange zu zögern, wenn erst einmal eine kritische Situation kommen würde. Sie würde ihr Gewehr nehmen und die schwarze Mündung würde zu ihrem zweiten Auge werden. Dann würde sie damit blinzeln. Fall erledigt. So sah zumindest der Plan aus.
Aber in letzter Zeit hatte kaum jemand sie in irgendeiner Form belästigt. Das liegt sicher an meinem hübschen Gesicht, dachte sie mit einem leichten Lächeln, während sie sich mit der rechten Hand sanft über die Wange strich. Wenn sie Glück hatte, würde das auch heute nicht der Fall sein. Sie erreichte den Eingang des The Weeping Cat Saloon & Theatre und begab sich ohne lange zu Zögern ins Innere. Dort waren die Vergnügungen gleich welcher Art bereits gut im Gange. Mit gesenkten Augenbrauen und verständnislosem Blick musterte sie die Saloondamen, die keine Scheu davor zeigten, ihre körperlichen Vorzüge zur Schau zu stellen. Noemi hatte immer noch nicht begriffen, warum sie das machten. Sie forderten die Männer dadurch im Grunde nur dazu auf, sich an ihnen zu vergehen und auszutoben. Wollten sie das wirklich so gern?
Noemi verstand es nicht, also ging sie zur Bar hinüber, neben eine Gruppe von drei Männern und reichte ihr Gewehr über die Theke. „Können sie das für mich verwahren?“, fragte sie mit neutraler Stimme, was vom Keeper akzeptiert wurde. Im Gegenzug bekam sie eine Marke mit der Nummer ihrer Waffe zurück, welche sie sorgfältig verstaute. Ihre anderen Waffen, die Messer, würde sie nicht abgeben. Man konnte nie wissen, wann und wo eine gefährliche Situation eintreten konnte. Nur das Gewehr war ihr in dieser dichtgedrängten Masse an Menschen, die sich über alle möglichen Tische ausgebreitet hatte, zu unhandlich.
Kurzerhand bestellte sie sich schon einmal ein Bier. Alkohol war seit ihrer Flucht von der Fletcher-Ranch zu einer ihrer größten Leidenschaften geworden. Er war tröstlich, ließ sie einiges von dem Erlebten vergessen und brachte sie Orten näher, an denen es schöner war. An denen sie in Frieden mit ihrem Bruder und ihrer Familie leben konnte. Grüne Wiesen, galoppierende Pferde, ein frischer, klarer Wasserstrom…der Alkohol brachte sie ihren Träumen und Wunschvorstellungen näher, als alles andere.
Dennoch wollte sie es für den heutigen Abend erst einmal ruhig angehen. Sie wollte nicht die Kontrolle über sich verlieren, wenn so viele unberechenbare Gestalten in der Nähe waren. Sie blickte zu den drei Männern hinüber, die neben ihr an der Theke standen. Zwei der Beiden sahen eher harmlos aus. So als wären sie gerne Revolverhelden, aber ohne das Zeug dazu zu haben. Und nun waren sie wohl auf der Suche nach Gold. Wie der Rest der Welt. Noemi war sich nicht so sicher, was sie davon halten sollte. Diese Gier nach Gold, kam ihr stellenweise wie ein Wahn, wie eine Krankheit vor. Andererseits war sie selbst auch alles andere als vermögend. Vielleicht wäre es sogar das Beste für sie, sich einem dieser Trupps anzuschließen.
Der Kerl, der jedoch zwischen diesen Beiden stand, vermittelte jedoch durch seine Körpersprache eine andere Botschaft an seine Umgebung. Gekleidet war er in dunkle Lederkleidung und dunkel wirkte auch der Gesichtsausdruck des Mannes, als er ein Glas Whiskey bestellte. Sie konnte es von ihrem Standpunkt aus nicht sehen, aber sie war sich relativ sicher, dass dieser Kerl gut mit Waffen bestückt war. Er strahlte zweifelsohne Stärke aus. Stärke und Gefahr. Es wäre vielleicht klug den Fremden ein wenig im Auge zu behalten. Besonders wenn er gereizt war, denn Noemi vermeinte Ärger in der Mimik des Mannes zu erkennen.
Da kam auch schon ihr Bier bei ihr an, welches Noemi gleich bezahlte, um sich später Scherereien zu ersparen. Sie drehte ihren Körper so, dass sie Tische ein wenig überblicken konnte. Leider war hier alles relativ gut gefüllt. Aber die ganze Zeit hier zu stehen, gefiel ihr auch nicht. Also begann sie die Tische abzusuchen. Am liebsten wäre ihr eine Gesellschaft, die nicht viel Interesse an ihr hatte und nicht nach einer Gefahr aussah.
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Beitrag von Leo Sa Mai 30 2015, 22:25

Der Goldrausch.
Ja, es war wirklich eine Art Rausch, der Terry überkommen hatte. Es war nicht lange her, dass er die Gerüchte gehört hatte. Gold in den Black Hills! Eine Sensation! Genug, um uns alle reich zu machen!
Ob das stimmte, würde sich noch herausstellen, doch Terry war da optimistisch. Hellauf begeistert hatte er sich innerhalb eines Tages eine Goldsuchausrüstung zusammengekauft, dann hatte er sich mit Alma auf den Weg zurück gen Westen gemacht. Zurück Richtung Heimat … doch wenn er an die Farm zurückdachte, empfand er kein Heimweh. Er hätte gern gewusst, was seine Geschwister in den drei Jahren seiner Abwesenheit so getrieben hatten; doch brennend interessieren tat es ihn dann auch nicht.
Und nun saß er hier im Weeping Cat Saloon, irgendwo im Nirgendwo, in einem Ort, dessen Namen er nicht kannte. Überall roch es nach Leder, Schweiß und Staub. Der Mann neben ihm, so schien es ihm, stank noch einmal besonders entsetzlich. Er hatte Glück gehabt und einen Platz an einem der Tische ergattert; zudem war sein Platz nicht weit vom Fenster entfernt, sodass er problemlos hinaus und nach seiner Stute schauen konnte. Die Tränken waren heillos überfüllt und dunkle Füchse standen zuhauf vor dem Saloon, doch Alma war für ihn trotzdem unverkennbar.
Vor sich hatte Terry ein halbleeres Bierglas stehen, doch es war sein erstes, und die Auswirkungen des Alkohol merkte er noch nicht. Er vertrug nicht allzu viel, aber ein einzelnes Bier war noch nicht der Rede wert.
Da er nicht recht etwas zu tun hatte, beschäftigte Terry sich damit, zum Takt der Musik mit den Fingern an den Tisch zu klopfen und die Leute um ihn her zu beobachten. Gerade stand ein junges Mädchen an der Bar und gab ihr Gewehr ab; Terry zuckte zusammen, als sie sich umdrehte. Sie hatte nur ein Auge, ihre leere Augenhöhle war zugleich abstoßend wie auch faszinierend und machte es schwer, den Blick von ihr abzulenken. Er ertappte sich bei dem Wunsch, dass sich das Mädchen bloß nicht an seinem Tisch niederlassen würde, doch er verwarf den Gedanken gleich darauf. Man sollte niemals vom Aussehen eines Menschen auf dessen Charakter schließen … auch, wenn das manchmal nicht leicht fiel.
Er warf noch einen zügigen Blick nach draußen. Alma war noch da, gut. So lange war alles in Ordnung.
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Beitrag von Fade Sa Mai 30 2015, 23:12

Vielleicht war es sein Katzenhaftes Gespür, oder auch nur die Fliege, die ihn an der Wange kitzeln musste, aber Pezosa bemerkte, dass eine Frau seitlich am Tresen ihn gemustert hatte. Er hatte sie nicht gut gesehen, als sie an der Bar stand, aber als sie begann sich durch den Saloon zu bewegen beobachtete er neugierig ihren Kurs. Sie fiel zweifellos auf, war sie schließlich als Mann verkleidet. Das jedoch schlecht genug um eben doch neugierige Blicke sowohl von Frauen als auch Männern auf sich zu ziehen. Schön war sie nicht gerade, sondern eher so zugerichtet, als hätte sie mit ein paar Indianern Karten gespielt und ob man sie überhaupt als Frau bezeichnen konnte war auch nicht sicher, schließlich schien sie den Entstellungen zum trotz verdächtig jung. Vielleicht hätte er sich gefragt, was sie hier wollte, aber diese Frage hätte er wohl jedem Beliebigen Cowboy hier stellen können. Einige wirkten aber wie Goldschürfer, soviel zumindest war ihm inzwischen aufgefallen.
Pezosa hätte sich niemals dazu herabgelassen, in einem miesen engen Erdloch nach Edelmetall zu wühlen, aber mit einem erfolgreichem Vertreter dieses Menschenschlages dessen Funde zu teilen empfand er als durchaus fairen Gedanken. Das die kleine Präriemaus nach Gold suchte schloss Pezosa nach einigem Überlegen vorerst aus, aber vielleicht wollte sie sich ja einen dieser Glücksritter angeln. Ständig im Dunkeln war denen das Aussehen einer Frau wahrscheinlich auch völlig egal.
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Beitrag von Darnamur So Mai 31 2015, 22:10

Ihre dunkelbraune Iris durchquerte langsam die weiße Augenhaut, als Noemi den Saloon nach einem geeigneten Sitzplatz absuchte. Es war ein schönes Auge, ein Auge, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte.
Ihre Mutter. Noemi konnte sich kaum noch an sie erinnern. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen, dass hatte sie in Erinnerung behalten können. Aber in Noemis Kopf hatte sich im Laufe der Zeit nur ein einziges Bild von ihr festgesetzt. In diesem lag ihre Mutter auf dem Boden. Ihr langes, rotes Haar hatte ihre Gestalt wie ein blutiger Schleier umflossen. Rebekkas Mund stand leicht offen, ihre braunen Augen hingegen waren weit aufgerissen. Sie fixierten leblos die von Qualm verhüllte Decke ihres Hausflurs.
Und dann war da noch ihr Hals. Es sah aus, als hätte sich ein großer, hungriger Wurm seinen Weg durch ihn hindurch gegraben. Ihre Kehle war regelrecht zerrissen und ihr blutiges Fleisch war an die Oberfläche getreten. Diese eine Wunde zerstörte ihre sonst vollkommene Schönheit.
Schöne Frauen starben schnell.
Noemis Auge verharrte. Sie hatte einen Tisch erspäht. Nahe an einer der Wände des Saloons gelegen, besetzt lediglich mit zwei einsamen Gestalten, die beide einen eher harmloseren Eindruck erweckten. Der eine war regelrecht zusammengezuckt, als er sie erblickt hatte. Ein Mann mit kariertem Hemd und brauner Weste, dem die unordentlichen, blonden Haare bis zum Kinn reichten. Seine Augenfarbe konnte sie aus der Entfernung nicht sonderlich gut erkennen.
Der Mann neben ihm, hatte sie wohl noch nicht erblickt, er schien sich auch  völlig auf seine Mahlzeit, eine Gemüsesuppe zu konzentrieren, die ihm schon aus den Haaren seines schwarzen Vollbarts triefte. Er hatte dunkle, kurze Haare und eine wettergegerbte Haut. An sich wirkte er aber ebenfalls nicht wie jemand, der ihr Probleme bereiten würde.
Noemi bezahlte ihr Bier und ging damit zu den Beiden hinüber. Sie wählte einen Stuhl von Tischende, von dem aus sie das Geschehen im Saloon relativ gut im Blick haben würde. Außerdem bot der Sitzplatz den Vorteil, dass noch genau ein weiterer Stuhl einen Abstand zwischen ihr und dem Blonden gewährleistete. Um Erlaubnis fragte sie nicht, sonst wäre sie vielleicht wieder weggeschickt worden. Sie nickte dem Blonden kurz zu, der Andere schien sich immer noch mit ausgiebigem Interesse seiner Suppe zu widmen. Das Verhalten des Mannes war überaus interessant. Er schien wirklich hungrig zu sein, denn er fraß wie ein Schwein und schmatzte dabei laut.
Jedenfalls sollte das Nicken ausreichen, denn Noemi hatte keine Lust mit dem Mann zu reden. Stattdessen nahm sie einen Schluck von ihrem Bier und lehnte sich entspannt zurück, als sie den bitteren Geschmack der Flüssigkeit unter ihrem Gaumen fühlte. Ihr fiel auf, dass der Mann mit dem blonden Haar einen Ohrring im linken Ohrläppchen trug. So etwas hatte sie auch noch nicht so oft gesehen. Außerdem schien er ein Problem mit seiner Haut zu haben. Sein Gesicht wurde von einer Menge aus Pickeln verunziert. Noemi wünschte sich, sie hätte eine solche Haut gehabt. Das hätte ihr mit Sicherheit viele Qualen erspart.
Es erinnerte sie an ihr erstes Gespräch mit Fletcher. Sie hatte ihm zuerst ihre Zeichenkünste gezeigt gehabt und dann war sie von ihm auf ihr Zimmer verwiesen worden. Er hatte ihr künstlich zugelächelt. Die langen, dürren Finger, die sie immer an bleiche Spinnenbeine erinnert hatten, aufeinander gepresst, die Augen über den Rand des silbernen Brillengestells schielend. „Ah, Noemi“, hatte er gesagt. „Ich wollte dich noch beglückwünschen. Du bist wirklich mit einer sehr schönen, samtweißen Haut gesegnet.“
Schon damals, als sie den Satz hörte, war ihr ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. Mittlerweile hatte er sich für die Ewigkeit in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Noemi öffnete ihren Rucksack und holte einen Zeichenblock und einen Bleistift hervor. Das Malen von Bildern hatte ihr schon immer gelegen und sie vertrieb sich gerne die Zeit damit. Es lenkte sie von düsteren Gedanken ab. Und Noemi hatte sehr viele düstere Gedanken. Sie hatte lernen müssen, dass man sein Gewissen nicht ersticken konnte.
Ohne lange zu überlegen, nahm sie den Stift in die Hand und begann zu Zeichnen. Was es werden würde, würde sich schon noch herausstellen.
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Beitrag von Leo So Mai 31 2015, 23:42

Terry fühlte sich unwohl. Und schämte sich dafür.
Das einäugige Mädchen hatte sich tatsächlich an seinen Tisch gesetzt, als hätte es seine Gedanken erraten. Sie konnte nicht älter als 20 sein, und er fragte sich, was sie hier trieb. Wo waren ihre Eltern? Und warum ließen sie einfach zu, dass ihre Tochter sich in einem Etablissement wie diesem hier herumtrieb, wo eine Menge zwielichtiger Männer anzutreffen waren?
Und vor allem – wo hatte sie ihr Auge gelassen?
Er merkte, dass er das Mädchen anstarrte, und wandte schnell den Blick ab. Doch der Mann mit der Suppe bot kein viel schöneres Bild, oder zumindest nicht sehr viel appetitlicher. Terry zog eine Augenbraue in die Höhe, dann sah er erneut in eine andere Richtung, und weil ihm nichts Besseres einfiel, dieses Mal aus dem Fenster. Es hatte sich draußen nichts verändert. Alma stand weiterhin zwischen zwei anderen Füchsen und soff.
Da er nicht mehr wusste, wo er hinsehen sollte, sah er wieder zu dem Mädchen. Sie hatte Zeichenutensilien herausgeholt, aber viel war von dem Bild noch nicht zu erkennen, schon gar nicht von seinem Sitzplatz aus.
Hübsch.
Terry hatte nicht besonders laut gesprochen, und er war sich auch nicht sicher, was er gemeint hatte; das Bild, das Gesicht des Mädchens oder möglicherweise beides. Er starrte auf den Tisch, fuhr sich durch die Haare, befühlte einen Pickel an seinem Kinn, sah dann doch wieder das Mädchen an und setzte ein Lächeln auf.
Sie sah nicht aus, als wäre sie in ihrem Leben schon häufig angelächelt geworden, und er spürte, dass auch sein Versuch etwas gezwungen wirkte, doch besser als nichts.
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Beitrag von Fade Mo Jun 01 2015, 18:47

Pezosa beobachtete aufmerksam, wie die Chica durch den Raum schwebte, wie ein kleines Vögelchen, welches nach den dicksten und saftigsten Würmern suchte. Wenn es eins gab, was Frauen in die Wiege gelegt war, so war es die Gabe, reiche, oder zumindest erfolgversprechende Männer zu umflattern um ihnen den Kopf zu verdrehen. So hatte El Pezosa auch keinen Zweifel daran, dass der Tisch mit den zwei Kerlen, an welchem sie sich schließlich niederließ, eben so eine Gattung Mann beinhaltete. Goldsucher ja. Es dämmerte ihm immer einleuchtender. Zweifellos würde sie anbieten die Herrschaften zu begleiten. Mit den Dirnen im Saloon hätte sie ohnehin nicht konkurrieren können, aber so wie sie sich gekleidet hatte verkaufte sie sicherlich ihre Gesellschaft auf den langen einsamen Reisen. Was nützten schon die schönsten Weiblein im Saloon, wenn der Goldclaim Tage und Wochen davon entfernt lag.
Die beiden Gringos sahen dabei noch nicht einmal nach etwas besonderem aus. Der Jüngere war ein Greenhorn wie er im Buche stand, welches Pezosa weder lesen wollte noch konnte und der ältere wirkte wie ein Habenichts und Säufer. Es war spannend zuzusehen, wem sie sich wohl an den Hals hängen würde, auch wenn Pezosa aus ihrer Herangehensweise nicht wirklich schlau wurde. Womöglich musste sie sich zuerst wichtig machen oder so etwas.
Zu viel Zeit wollte er dem Treiben jedenfalls nicht lassen, vielleicht entkam ihm sonst noch die Chance, unprovoziert ins Geschäft mit einzusteigen. Der Plan war dabei denkbar einfach. Er würde den Schürfer und seine Dirne begleiten und seinen Schutz vor diesen wirklich schrecklichen Bandidos im Gegenzug für einen wirklich bedeutungslosen Anteil von vielleicht 10% vom Goldfund des Schürfers anbieten. Damit meinte er natürlich 85-100% je nachdem, ob die Chica sich als nützlich entpuppen würde und einen Anteil vom Gewinn beanspruchte.

Das Greenhorn schien auf die Wichtigmach-Masche hin anzubeissen, während der Nichtsnutz von den spärlichen Reizen des dürren Geschöpfes unbeeindruckt blieb. Zwei zu eins, dass sie es von Anfang an auf den jüngeren Burschen abgesehen hatte. Was an ihm so erfolgversprechend war konnte Pezosa nicht erfassen, aber es reichte ja, sich auf ihr weibliches Gespür zu verlassen. Den Chilitopf greifend beobachtete er noch, wie Blicke und womöglich auch Worte ausgetauscht wurden, während er sich zielsicher seinen Weg zum Tisch bahnte. Auf dem freien Stuhl sezte er sich nieder und ließ ersteinmal einen eisigen Blick über die Gesichter der Anwesenden wandern. Hauptsächlich eigentlich nur um zu sehen, wie stark sie sich von seiner Gegenwart einschüchtern ließen. Bei dem Suppenschlürfer wirkte der Blick sogar erfolgreich genug, um ihn das Feld räumen zu lassen. Hoffentlich hast du nicht gerade den eigentlichen Trumpf verjagt, während ihr der Junge nur als Vorspeise dienen sollte. „Redet nur weiter.“ knurrte El Pezosa knapp und widmete sich scheinbar desinteressiert seinem Chili.
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Beitrag von Umbra Mi Jun 03 2015, 23:52

Father James O’Reilly war nicht unbedingt begeistert davon, gestört zu werden. Die Prärie war ein wundervoller Ort. Einsam, friedlich. Allein die Anwesenheit von anderen Menschen konnte dies zunichtemachen. Überall, wo Menschen aufeinandertrafen gab es Lärm, Streit, wenn nicht sogar Blutvergießen. Deswegen genoss Jim die Abgeschiedenheit der Wildnis, sofern sie ihm denn gewährt wurde. Dieser Abend war bisher recht angenehm gewesen – nur er, ein hochprozentiges Stück Heimat, seine Gitarre und sein pelziger Freund Moses, der sich bevorzugt, an sein Herrchen gekuschelt, zusammenrollte und die Wärme des Feuers genoss.
Nun war es mit dem Frieden wohl vorbei.
Aber genauso wenig, wie Jim erfreut war, dass er hier draußen Besuch bekam, so wenig war er über das Auftauchen des Fremden im Schein des Feuers überrascht. Moses hatte den Mann bereits durch alarmiertes Knurren angekündigt. Auch hatte sich der Kojote aufgesetzt – er war angespannt. Jim hatte ihn zumindest dazu gebracht, still zu sein, und hatte anschließend einfach mit seiner eigenen Technik, Zeit totzuschlagen, weitergemacht.
Ohne bestimmte Melodie im Kopf hatte er gerade noch der Gitarre Töne entlockt. Inzwischen war er recht gut darin. Er hatte sich das Spielen in den letzten Monaten selbst beigebracht. Allerdings brach er sein Geklimper ab, als er angesprochen wurde.
Ein Plätzchen am Lagerfeuer also…
Jim war geneigt, abzulehnen. Platz war sicherlich genug da, in räumlicher Hinsicht. Aber Jim hatte kein Verlangen nach Konversation oder menschlicher Gesellschaft im Allgemeinen. Außerdem war er stets misstrauisch, gerade wenn jemand sich in der Dunkelheit an ihn heranschlich.
„Allein und zu Fuß durchs Indianerland zu reisen“, kommentierte Jim trocken, was er sah, „spricht, entweder von Selbstlosigkeit, Verzweiflung oder erbitterter Gier – und sich einem Feuer zu nähern, ist zwar verlockend, aber sicher nicht die klügste Entscheidung hier draußen, weil es wirklich jedermanns Aufmerksam auf sich zieht.“
Er legte die Gitarre behutsam auf seinem Schoß ab und ließ seinen Gegenüber nun nicht mehr aus den Augen. Jims Stimme war neben seinem irischen Akzent bereits vom Alkohol geprägt. Er lallte zwar nicht, dazu müsste er vielleicht die ganze Flasche leeren, aber seine Wortwahl zeugte vielleicht davon, dass er schon etwas länger als ein paar Minuten hier saß und sich betrank.
„Die Sioux wissen“, erklärte Jim seinem Besucher, „dass nur der Weiße Mann ein Feuer machen würde, das man meilenweit sieht. Sie schichten ihr Holz nicht einfach auf und zünden es an, wenn sie hier draußen in der Prärie ein Lager aufschlagen“, erinnerte er sich. Er hatte viel von den Dakota gelernt, als er praktisch bei ihnen gelebt hatte. Ihre Lebensweise mochte auf die weißen Siedler primitiv wirken, aber im Grunde waren die Sioux als Bewohner dieser rauen Wildnis wahre Überlebenskünstler. Und sehr tödlich für unbedachte Reisende.
„Sie graben ein Loch in den Boden, das tief genug ist, um die Flammen zu verbergen, und heben direkt daneben auf der Windseite ein kleineres aus, das sie unterirdisch mit dem ersten verbinden“, beschrieb er und verdeutlichte dies dabei gestikulierend, „um einen Kamin zu erhalten, der das Feuer mit frischer Luft versorgt. Eine blickgeschützte Stelle, zusammen mit einer solchen Feuergrube, und selbst bei Tage bleibt das Lager verborgen, denn ein weiterer Vorteil dieser Art, Feuer zu machen, ist, dass es kaum Rauch gibt.“
Jim fand das ziemlich beeindruckend.
„Du fragst dich nun sicher, warum ich es, trotz dieses Wissens, anders gemacht habe“, nahm er an. Und auch, warum ich überhaupt so etwas erzähle…
„Die Wahrheit ist“ – war sie das? – „Ich fürchte mich nicht vor dem, was sich im Schutze der Dunkelheit an mich heranschleichen könnte. Ich habe nichts zu verbergen.“ Oder zu verlieren, sieht man einmal von meinem Leben ab. Sterben wollte Jim zwar nicht unbedingt, aber…
„Und mein Gefährte Moses, hier“, redete er weiter und tätschelte dabei den Kopf des Kojoten, der sich davon nicht von der Dunkelheit hinter Dayton ablenken ließ, „hat dich vorhin schon bemerkt. Genauso, wie er riecht und hört, dass du dort hinten etwas zurückgelassen hast.“
Wäre es anders, würde der Kojote bestimmt weiterhin den sichtbaren Besucher genau im Auge behalten und nicht so interessiert an der Prärie sein. Dort draußen war irgendwas… oder irgendwer. Jim griff nach seiner Flasche und nahm noch einen Zug von dem flüssigen, wohlig brennenden Gold. Der Alkohol des Whiskeys erfüllte ihn mit angenehmer Wärme – eine Art von Wärme, die kein Feuer spenden konnte. Sie machte diesen Moment erträglicher für Jim. Eigentlich wollte er lieber wieder allein sein und sein abendliches Selbstmitleid-Ritual fortführen.
Doch irgendetwas brachte ihn dazu, dem Fremden auffordernd zuzunicken und ihn mit den Worten „Hol dein Pferd und setz dich, mein Sohn“ einzuladen, zu bleiben. „Mein Sohn“… Dass er diese Floskel immer noch nutzte, war schlussendlich möglicherweise ein bisschen Selbstironie. Aber so zu reden, erwartete man von einem Priester. Jim hatte diese Phrase früher benutzt, ohne darüber nachzudenken. Heute benutzte er sie und es hörte sich für ihn falsch an.
„Du kannst es bei meinem anbinden“, bot Jim, fortfahrend, an. Ein Pferd, das war logisch. Niemand bei Trost wurde ohne Pferd hier draußen sein. Dennoch konnte es sein, dass der Fremde nicht nur sein Reittier zurückgelassen hatte.
„Falls du aber dort hinten Freunde hast, die dich vorgeschickt haben“, erwähnte Jim deswegen, „kannst du ihnen sagen, dass ich nichts besitze, das es zu stehlen lohnt.“
In den Augen des Fremden mochte das anders aussehen: Das Pferd, der beladene Karren… Allerdings meinte Jim das nicht derart wörtlich. Er meinte, dass jeder den Versuch, ihn zu bestehlen, bereuen würde. Der Priester senkte den Blick, als er wieder damit begann, auf den Saiten der Gitarre zu spielen, die dem Anführer der ersten Banditen gehört hatte, die ihn bestohlen hatten. Und auch das Gewehr, das neben Jim lag, besaß er seit jenem Tag.
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Beitrag von Elli Do Jun 04 2015, 13:29

"Niemals habe ich behauptet klug zu sein."War er auch nicht. Fand er. Er hatte alles verloren, weil er etwas übersehen hatte. Wäre er klüger gewesen würde er nun neben seiner wunderschönen Frau im Bett liegen und glücklich schlummern, vielleicht wäre seine einzige Sorge der wenige Regen und wie er die Pflanzen dieses Jahr durchbringen würde.
Dayton hatte nicht einmal ansatzweise erwartet, dass er von einem solchen Wortfluß überrannt werden würde. Warum hätte er, wenn er in einer Gruppe reisen sollte, vorreiten sollen? Wären sie in der Übermacht wäre es keine Schwierigkeit gewesen den einsamen Reisenden zu überfallen.
"Es war auch nicht meine erste Wahl mich zu dir zu gesellen, Pater."
Dennoch nahm er das Angebot Platz zu nehmen, wenn es auch kein wirkliches Angebot war, an und ließ sich zu Boden sinken. Er pfiff leise und die beiden Pferde kamen langsam näher. Sie anzubinden kam ihm nicht in den Sinn, hier bestand keinerlei Notwendigkeit zu.
"Ich weiß sehr genau, wie Indianer Feuer machen." Warum und woher er das wusste, wollte Dayton erst einmal nicht preis geben. Aber trotz allem wollte er zeigen, dass er vielleicht mehr wusste als es den Anschein machte, was Indianer betraf. "Deinen pelzigen Freund habe ich bereits gesehen und meine Freunde," er deutete in die Richtung in der seine Pferde standen, "haben ihn schon bemerkt, bevor ich dein Feuer sah. Indianer halten sich oft Kojoten. Sie sind gut um bei der Jagd zu helfen. Der Kojote muss gut erzogen sein, sonst kann es passieren, dass der Kojote sich mehr vom Fleisch nimmt als er darf, ich erinnere mich daran, als..." doch er stoppte. Nein die Geschichte wollte er nun nicht erzählen. Er schüttelte den Kopf und erhob sich wieder. Er nahm Snow den Sattel ab und holte etwas Trockenfleisch heraus. "Pemmikan?" fragte er und hielt etwas davon in die Richtung seines Feuergenossens.Sicher kannte er es, die Geschichte des Feuermachens von Indiandern ließ vermuten, dass er sich einige Zeit mit ihnen aufgehalten hatte.
"Ich heiße Dayton Priest. Wie lautet dein Name mein Freund?"
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Beitrag von Darnamur Do Jun 04 2015, 14:46

Nach ein paar anfänglichen Strichen begann das Bild langsam Gestalt anzunehmen. Dem pickligen, jungen Mann schenkte Noemi keine Beachtung mehr, als sie sich völlig auf ihr Bild konzentrierte. Immer mehr kristallisierte sich heraus, was sie eigentlich malte. Im Zentrum der Zeichnung stand die Tür des Weeping Cat Saloons und die Gestalt, die daneben an einer der hölzernen Wände lehnte und eine Zigarette genoss.
Noemi malte gerne Menschen. Und dabei spielte es keine Rolle, ob sie die Personen gut kannte, wenig mit ihnen zu tun hatte oder ob es völlige Fremde waren. Sie zeichnete, wen auch immer sie gerade im Sinn hatte und so wurde ihr Zeichenblock Mal um Mal durch einen weiteren Akteur ergänzt. Der Mann an der Saloontür war ihr beim Betreten aufgefallen, weil er so gedankenverloren in die Ferne gestarrt hatte. Die Finger, die die Zigarette hielten, hatten ein wenig gezittert. Irgendetwas musste dem Kerl Sorge bereitet haben…oder er hatte einfach schon zu viel getrunken. Als Noemi an ihm vorbeigegangen war, hatte sie seine Fahne riechen können.
Seine Gestalt begann Formen anzunehmen. Das kantige Gesicht mit dem Dreitagebart, die von Falten durchpflügte Stirn, die trübselig wirkenden Augen unter herabhängenden Liedern. Den Körperbau hatte sie vorher schon skizziert, doch auch er wurde nun ausführlicher ausgearbeitet. Er bekam seine Kleidung verpasst, darunter vor allem seine auffällige Lederjacke. Außerdem ein Paar Stiefel mit schon etwas mitgenommenen Spitzen.
Einigermaßen war sie schon vorangekommen, als Terry sich schließlich zu seinem Kommentar durchrang. Noemi hob den Kopf und musterte ihren Tischgefährten ein paar Sekunden lang. Was wollte der Fremde? Und vor allem…warum lächelte er sie an? Prüfend warf sie noch einen Blick auf ihr Kunstwerk. Sie war noch nicht fertig, aber der Mann mit der Zigarette war ihr alles andere als gut gelungen. Die Proportionen von Händen und Füßen schienen nicht ganz zu stimmen und insgesamt wirkte er leblos. Sie hatte seinen Geist nur sehr schlecht einfangen können. Noemi war nicht sehr zufrieden mit diesem bestenfalls mäßig gelungenen Werk. Sie ärgerte sich sogar ein wenig darüber. Normalerweise waren ihre Zeichnungen nicht so hässlich. Diese hier wirkte seelenlos und oberflächlich, auch wenn sie noch nicht fertig war.
Noemi wusste nicht recht, was dieses „Hübsch“ bedeuten sollte. Wollte sie der Kerl beleidigen? Aber sein Lächeln wirkte aufrichtig. Wollte er etwa etwas von ihr? Noemis Auge zog sich zusammen, als sie den Pickligen musste. Falls ihr der Mann zu aufdringlich wurde, hatte sie ja zum Glück noch ihre Messer bei sich. Eines im Gürtel und eines verborgen im rechten Stiefel.
„Ist es nicht“, gab sie wahrheitsgemäß zurück. Es ist genau so hübsch, wie du es bist, Dog. Aber das sagte sie dann doch nicht. Sie wollte keinen Streit anzetteln, sondern einfach nur ihre Ruhe haben. Die wenig kommunikative Antwort würde dem Kerl schon vermitteln, dass es keine gute Idee war, sich mit ihr zu unterhalten. Für den gibt es sowieso viel bessere und einfachere Auswahl, meinte Noemi, als sie zu den Saloondamen hinüber sah. Sofern der Bursche das nötige Kleingeld hatte, natürlich. Vielleicht hatte er sich erhofft, bei Noemi an jemanden Billigeren gelangt zu sein. Aber da musste sie ihn wohl enttäuschen. Was ihr nicht im Geringsten Leid tat.
Frustriert widmete sie sich wieder ihrer Zeichnung, klappte den Zeichenblock dann aber nach kurzer Überlegung zu. Im Augenblick bekam sie wohl einfach nichts auf die Reihe. Ihre Hand fand den Weg zu ihrem Bierkrug, vom dem sie sich einen großen Schluck nahm. Das war erfrischend. Noemi schloss für einen kurzen Moment ihr Auge und genoss das kühle Nass, das ihr in die Kehle strömte. Dann vernahm sie Stiefel, die sich dem Tisch näherten.
Als sie hinüberblickte, konnte sie den Mann erkennen, der er ihr schon am Tresen aufgefallen war. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Dieser verwilderte Kerl roch förmlich nach Ärger. Sie registrierte nebenbei, dass der Mann mit der Suppe die Flucht ergriff. Kannte er den Fremden etwa?
Ihre dunkelbraunen Augen bohrten sich für einen Sekundenbruchteil ineinander, dann hatte sich der Mann schon seinem Essen zugewandt. Dennoch kam ihr das ganze Verhalten etwas seltsam vor. Warum hatte sich diese verkommene Gestalt ausgerechnet zu ihnen gesellt, in einen der hinteren Winkel des Saloons, zu eher weniger ansprechender Gesellschaft?
Besser sie stellte den Mann sofort zur Rede. Egal wie bedrohlich, der Kerl vielleicht auf andere wirkte, oder selbst glaubte zu sein, Noemi würde sich wegen ihm nicht einnässen. Sie war anderes gewohnt. „Was wollen sie?“, fragte sie ihn mit ihrer immer etwas düster klingenden Stimme. Mit den Fingern der rechten Hand strich sie sich ihr rotes Haar aus dem Gesicht
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Beitrag von Leo So Jun 07 2015, 14:54

Terry legte den Kopf schief, während er das Bild des Mädchens betrachtete. Es sah eigentlich gar nicht so schlecht aus … jedenfalls besser, als wenn er den Stift gehalten hätte. Trotzdem schien der Zeichnung das gewisse Etwas zu fehlen …
Stimmt“, gab er wahrheitsgemäß zurück und sah dem Mädchen wieder ins Gesicht. An irgendwen erinnerte sie ihn … ein Mädchen aus Wells hatte so ähnlich ausgesehen, obwohl sie noch beide Augen gehabt hatte. Das Haar, das schmale Gesicht … wie eine Schablone schob es sich über die Züge des einäugigen Mädchens. Er konnte sich nicht an den Namen des Dorfmädchens erinnern, nur daran, dass sie als Kinder häufig miteinander gespielt hatten und auch später noch immer mal wieder gemeinsam die Zeit totgeschlagen hatten. An sich nichts Besonderes; damals hatten so ungefähr alle Dorfkinder zusammen herumgehangen. Doch dieses Mädchen war nicht nur nett gewesen, sondern auch hübsch; später war sie der Schwarm vieler Jungen geworden, und Terry hatte sein Bestes gegeben, sich ebenfalls in sie zu verlieben.
Vergeblich. Leider.
Dass seine Tischgenossenschaft sich verändert hatte, bemerkte er erst so recht, als die Einäugige den Mann zu seiner Linken ansprach. Dort sah er auch den Grund dafür, dass sich der Suppenmann verzogen hatte. Ein finsterer Kerl mit Hut und Topf hatte sich dort niedergelassen. Er roch nicht gut und sah auch nicht sehr gepflegt aus, und wäre er ihm auf der Straße begegnet, hätte er einen Bogen um den Mann gemacht.
Terry zog die Augenbrauen hoch; beeindruckend, dass das einäugige Mädchen den Mann so unverfroren ansprach. Doch ihre Frage war berechtigt. Wenn seine Erinnerung stimmte, hatte der Mann bis vorhin noch an der Theke gesessen, was also wollte er hier?
Ja, Greenhorn, was willste hier?“, versuchte er, seinerseits unfreundlich zu sein, doch er kam nicht umhin zu denken, dass von ihnen beiden eigentlich eher er selbst das Greenhorn war.
Egal. Ein passender Auftritt ist alles.
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Beitrag von Umbra Mo Jun 08 2015, 10:49

Jims Besucher schienen seine Worte nicht zu begeistern. Gut. Dennoch ließ sich der Fremde davon nicht abschrecken. Das wäre auch zu schön gewesen. Dem Herrn gefiel es, wie so häufig, seinen Diener auf die Probe zu stellen. Es war Jim wohl wirklich nicht vergönnt, den Abend so zu verbringen, wie er es gewohnt war: Nur dasitzen, trinken, versuchen zu vergessen (was nie funktionierte) und am Ende vollkommen betrunken einschlafen. Sich zu unterhalten und sich beglotzen lassen zu müssen, klang wenig verlockend.
Jim hörte auf, auf der Gitarre zu klimpern, als sich abzeichnete, dass seine Gesellschaft tatsächlich den Wunsch verspürte, Konversation zu betreiben.
Ich verstehe schon, Herr: Ich Sünder habe es nicht anders verdient.

Resigniert legte Jim die Gitarre neben sich auf dem Boden ab. Eigentlich wusste er selbst nicht, warum er darauf spielte. Ein richtiges Lied war derzeit nicht dabei herumgekommen. Manchmal, jedoch, spielte Jim Lieder. Dann sang er auch, wenn ihm danach war – was meist nur der Fall war, wenn er schon recht angetrunken war. Lieder waren für ihn stets ein Ausdruck von Melancholie. Sie riefen in ihm Heimweh nach Irland und seiner Familie hervor, oder aber nach Orten, die er nicht einmal kannte. Das war wohl abhängig vom Lied selbst.
Jim unterdrückte es, genervt zu seufzen und begutachtete mit nur mäßigem Interesse die beiden Pferde, die auf den Pfiff ihres Besitzers hörten und ins Licht des Feuers traten, bevor er wieder den Mann fixierte.
Bisher machte dieser Kerl einen friedfertigen Eindruck. Nicht, dass er Jim dadurch willkommen war. Allerdings war Jim wohl auch selbst schuld an dieser Situation.
Ich hätte ihn fortschicken sollen, bereute er dieses Versäumnis missmutig. Doch eigentlich war es dafür noch nicht zu spät… Wenn Jim nun nach seinem Gewehr griff…
Dieser Gedanke tauchte in seinem Kopf auf, aber er verwarf ihn sofort wieder. Möglicherweise, weil noch weniger in Stimmung für Ärger als in Stimmung für Gesellschaft war.
Stattdessen erwiderte Jim einfach den Blick des Mannes und hörte zu. Anscheinend hatte er das Ego dieses Kerls angekratzt, da dieser nun zu beweisen wollen schien, ebenfalls etwas über Indianer zu wissen.

Jim hob skeptisch eine Augenbraue, als der Fremde mitten im Satz seine Erzählung abbrach und aufstand, um zu seinen Pferden zu gehen. Nicht, dass es Jim interessiert hätte, was dieser Mann zu sagen gehabt hätte… Nicht, dass er nicht schon alles über Kojoten wusste… Nicht, dass er nicht dankbar dafür wäre, dass dieser Mann aufhörte, zu reden… Aber wenn man schon eine Geschichte begann, sollte man sie auch zuendeführen.
Allerdings brachte es auch nichts, sich darüber zu ärgern, dass dieser Mann seinen Gedankengang unvollendet ließ – weswegen Jim sich nicht ärgerte. Er nahm es kommentarlos hin.
Der Fremde durchwühlte seine Satteltasche und zog etwas hervor, das Jim im eher spärlichen Schein des Feuers nicht sofort erkannte. Moses, jedoch, stellte interessiert die Ohren auf und begann, hörbar zu schnüffeln, ohne sich vom Fleck zu rühren.
Pemmikan, also. Jim hatte es bei den Dakota kennengelernt. Sie nutzen es als haltbaren Proviant, oft auch zum Kochen. Normalerweise zerkleinerten sie zur Herstellung von Pemmikan Trockenfleisch und vermischten es mit geschmolzenem Fett, das wieder fester wurde, manchmal auch mit Beeren. Gehaltvoll, wenn auch der Geschmack für den Gaumen weißer Siedler anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Pemmikan war durchaus auch beliebter Proviant unter den Weißen hier draußen im Westen, aber da die Büffelbestände immer weiter zurückgingen, wäre es vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, wie lange das noch so blieb.

Jims Besucher bot ihm etwas von dem Pemmikan an.
„Nein“, lehnte er, leicht kopfschüttelnd, ab.
„Ich hatte schon Abendessen“, log er dann. Es wäre wohl unbedeutend gewesen, stattdessen die Wahrheit zu sagen, aber irgendwie fiel es ihm leichter, diesem Fremden nicht zu offenbaren, was er dachte. Jim aß selten etwas nach Sonnenuntergang.
Whiskey fühlt sich in einem leeren Magen wohler. Er nahm noch einen Zug aus der Flasche (warum sollte er vor einem Fremden in der Wildnis diesbezüglich Hemmungen haben?).
Aber Jims Angewohnheit lag nicht nur daran, dass er darauf aus war, sich schneller dem ersehnten Nebel  und einem idealerweise traumlosen Schlaf hingeben zu können… Manchmal aß er den ganzen Tag über oder sogar tagelang nichts. Sein Hungergefühl war recht launisch – entsprechend dünn mochte er auch aussehen. Der Alkohol forderte zusätzlich seinen Tribut. Komplett vom Fleisch gefallen war Jim allerdings noch nicht. Er konnte, wenn er mehr oder minder regelmäßig die Gelegenheit dazu bekam, sein Spiegelbild betrachten zu können, nicht sagen, dass er an Gewicht verlor. Womöglich wäre ihm aber selbst das egal gewesen. Er war bei Kräften, das zählte mehr als sein ausgezehrtes Erscheinungsbild.
Der einsame Reisende war besser genährt. Und ein gutes Stück kleiner als Jim.
Die kulturellen Wurzeln seines Gegenübers zu erraten, befand Jim als schwierig. Allerdings klang der Name „Priest“ (Welch Ironie…, fast schlich sich in Jims Gesicht ein grimmiges Lächeln), mit dem sich der Mann nun vorstellte, Englisch für ihn. Allerdings hatte er ihn „Pater“ genannt. Das würde nur ein Katholik tun. Engländer waren für gewöhnlich nicht katholisch. Vermutlich war dieser Kerl gebürtiger Amerikaner – hier auf der anderen Seite des Atlantiks mischten sich Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen eher als in der alten Welt.
„Father O‘Reilly“, beantwortete Jim die Frage nach seinem Namen, kurz und knapp. „Offiziell.“
„Mein Freund?“ Nicht unbedingt.
Ihm wäre es angenehmer, wenn der Alkohol schneller seine Wirkung entfalten würde.
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Beitrag von Fade Mo Jun 08 2015, 19:48

El Pezosa hatte bereits zu essen begonnen und war auf die Reaktion seiner beiden Turteltäubchen gespannt. Überhaupt schien die Stimmung im Saloon gut und wenn wirklich viele der hier Anwesenden, Glücksritter mit dem Traum vom großen Goldschatz waren, so war auch schnell erklärt wieso.
Als das Mädchen recht kühl und knapp das Wort ergriff, sah Pezosa schon seine Felle davontreiben. Wieso betrachtete sie ihn nun als Störenfried, nachdem sie sich vom Suppenkasper nicht hatte von ihrem Ziel abbringen lassen? Als das Präriegesicht aber seinen Todeswunsch äußerte, noch ehe Pezosa dem Mädchen antworten konnte, wurde die Welt vor den Augen des Mexikaners in ein sanftes Rot getaucht. Wenn halbe Burschen mit Beleidigungen um sich warfen, so war das entweder ein Zeichen für Dummheit oder Angst. Beide Motive rechtfertigten jedoch keine Nachsicht. Wenn er seinen Goldesel einfach über den Haufen schoss, oder ihm ein letztes Lächeln mit dem Bowiemesser in sein Gesicht stanzte, so war es nicht nur um seine Geschäftsaussichten geschehen, sondern auch um den bisher kurzen und unergiebigen Aufenthalt in der Stadt. Zudem war der Kerl den Ärger und eventuelles Chaos hier einfach nicht wert.

Der Löffel war gerade im Mund des Mexikaners versunken, doch anstatt seinen Weg zurück in die Schüssel mit Chilli anzutreten zuckte Pezosas Faust unvermittelt nach vorne auf Terrys Gesicht zu, um ihm einen ordentlichen Hieb zu verabreichen. Der junge Kerl wollte die Hackordnung am Tisch erfahren? Pezosa konnte ein guter Lehrer sein, wenn auch nicht unbedingt mit Worten. Vielleicht würde die kleine Lektion sogar heilsam für den Verstand des jungen Mannes sein. Echte Kerle fochten hier im Westen nicht mit Worten und jeder musste irgendwann lernen, dass man nichts beginnen sollte, was man nicht zu beenden bereit war.
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Beitrag von Elli Di Jun 09 2015, 10:52

Dayton zuckte mit den Schultern. Es machte ihm nichts aus, dass O'Reilly nichts von dem Pemmikan wollte. Er hatte nur freundlich sein wollen...zumindest war es ein Versuch wert gewesen. Stattdessen warf er ein Stück von dem Trockenfleisch zu dem Kojoten herüber. Auch wenn ihm das Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wohlgesonnen sein würde - zumindest war das seine Erfahrung mit Kojoten.
"Wohin geht deine Reise?" fragte er kurz. Vielleicht konnte man ja ein Stück zusammen reisen...
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Beitrag von Leo So Jun 14 2015, 22:27

Ob er zu weit gegangen war?
Terry schoss diese Frage in den Kopf, als er die Faust des Fremden sah. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde Zeit, und das reichte nicht aus, um sich eine passende Reaktion zu überlegen – der Fremde erwischte ihn im Gesicht.
Es war nicht angenehm. Überhaupt nicht angenehm. Kurz wurde Terry schwarz vor Augen, doch den Schmerz fühlte er trotzdem noch. Zum Glück hatte er den Kopf noch etwas drehen können, sonst wäre seine Nase wahrscheinlich gebrochen gewesen. Er blinzelte, und sein Sehsinn kehrte zurück. Ihm war schwindelig, und er musste sich mit einer Hand an der Tischkante abstützen, um nicht nach vorne umzufallen.
Autsch! Hey, ist schon gut, war nicht so gemeint!
Was war das denn für ein Kerl?! Kam an seinen Tisch, redete komisches Zeug, aber wenn man nachfragte, bekam man gleich eine geschallert?! Terry beschloss, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Wäre wohl auch besser für die Gesundheit.
Aus dem Augenwinkel schielte er einmal mehr aus dem Fenster (draußen alles unverändert), dann sah er den Fremden wieder an, dieses mal etwas versöhnlicher. Sein Schädel puckerte. Eigentlich hätte er dem Mann liebend gern seinerseits eine verpasst, aber er ahnte, dass das nicht gut ausgehen würde.
Also, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?
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Beitrag von Umbra Di Jun 16 2015, 17:36

Moses fing den Pemmikan, den Dayton ihn zuwarf, und schluckte ihn sofort. Dabei hatte er sich nicht von der Stelle bewegen müssen – Dayton hatte gut gezielt. Vom Kauen hielt der Kojote anscheinend sehr wenig. Allerdings schien er noch mehr zu erwarten. Er wedelte sogar mit dem Schwanz.
Jim kommentierte nicht, dass der Fremde seinen Begleiter fütterte. Er hatte nicht vor, den Mann daran zu hindern. Zum Freund würde dieser sich Moses damit nicht machen. Der Kojote mochte, außer Jim, keine Menschen… selbst nicht, wenn sie Trockenfleisch in den Taschen hatten. Diese Situation ging vermutlich nur gut, weil Dayton den Pemmikan warf und nicht näher kam, um ihn Moses aus der Hand anzubieten.
„Nach Westen“, beantwortete er Daytons Frage. „Grey Falls scheint derzeit sehr populär zu sein. Die Aussicht nach schnellem Reichtum lockt die Leute an wie Mist die Schmeißfliegen. Klingt nach einem erbärmlichen Sündenpfuhl, an dem es nötig sein wird, das Werk des Herrn zu verrichten“, beurteilte er zynisch.
Ob gerade Jim sich dieser Aufgabe annehmen würde oder sollte, wusste er selbst nicht. Sein Priesteramt machte ihn nicht unbedingt qualifizierter dafür als den nächstbesten Reisenden – wie dieser Dayton mit dem malerischen Nachnamen Priest, zum Beispiel. Mit Sicherheit hatte jeder, den es nach hier draußen zog, etwas auf dem Kerbholz. Die Spannweite reichte von kleineren Sünden bis hin Untaten, die das Fassungsvermögen der menschlichen Seele überanspruchen konnten. Selbst diejenigen, die sich unter dem Mantel der Religion versteckten, waren davon nicht ausgeschlossen. Wer wüsste dies besser als er selbst? Jedoch gehörte er zu denjenigen, die sich ihre Verfehlungen wenigstens eingestanden, anstatt Selbstgerechtigkeit walten zu lassen.
Allein du, Herr, und ich wissen, welche Schuld ich auf mich geladen habe – und ich kann nicht sagen, was noch geschehen wird.
… Vielleicht, was heute noch geschehen würde. Aber bisher störte Dayton nur sein Schwelgen in Selbstmitleid. Jim sah in diesem Mann keine Bedrohung. Natürlich konnte er sich irren; er hatte schmerzlich feststellen müssen, dass er sich in so vielen Dingen geirrt hatte… Sein Leben lang, bis zur großen, erschütternden Erkenntnis. Möglicherweise irrte er sich in diesem Moment. Allerdings konnte er sich in der Regel auf seine Menschenkenntnis verlassen. Außerhalb der Regel half ihm Moses aus. Der Kojote spürte sofort, wenn etwas im Argen lag. Gerade, allerdings, hatte Jims pelziger Begleiter seinen misstrauischen Blick durch einen äußerst interessierten ausgetauscht, mit dem er den Pemmikan in Daytons Händen fixierte.
Jim brummte, als Moses einen kurzen Seitenblick zuwarf und bemerkte, dass diesem Speichelfäden aus dem Lefzen troffen.
Verfressenes Biest.
Die aufgestellten Ohren und der starre Blick sprachen von purer Konzentration.
Jim konzentrierte sich lieber auf seine Flasche. Er nahm noch einen Schluck. Zumindest einen kleinen, der gerade so seine Zunge benetzte. In Gesellschaft war es vermutlich ratsam, die Steigerung seines Alkoholpegels mit Bedacht anzugehen. Noch fühlte er sich sehr klar im Kopf. Er nahm noch einen Schluck, diesmal einen größeren, bevor er die Flasche wieder absetzte.
„Du reist in die gleiche Richtung“, wandte Jim sich wieder Dayton zu. Das war unschwer zu übersehen gewesen. „Was führt dich hierher?“
Er blickte den Mann, die Antwort erwartend, an.
Bist du eine Schmeißfliege?



Obwohl es laut im Saloon war und die meisten seiner Besucher ihren eigenen Beschäftigungen nachgingen, blieb das Geschehen am Tisch von Noemi, Terry und El Pezosa nicht unbemerkt. Die Faust des Mexikaners traf seinen Beleidiger hart im Gesicht – worauf Terry selbst ziemlich diplomatisch, wenn nicht sogar unterwürfig reagierte. Wer von beiden das Greenhorn war, war denjenigen, die etwas von der Situation aufgeschnappt hatten, klar: der pickelgesichtige Farmersohn. Auf den Schlag selbst reagierten einige mit amüsiertem Gelächter, andere wandten sich einfach nur neugierig den Streitenden zu, um den weiteren Verlauf der Ereignisse verfolgen zu können. Dass Terry keine Anstalten machte, sich zu wehren stieß auf Enttäuschung.
„He, du Schlappschwanz!“, forderte einer – dessen Tischkumpanen lachten. „ Wehr dich!“
Ein anderer war eher auf Pezosas Seite: „Los, Bohnenfresser“, wieder eine Bezeichnung, die zu Gelächter führt, „worauf wartest du? Der hat noch nich‘ genug!“
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Fade Mi Jun 17 2015, 20:21

El Pezosa sah sich in der klassischen Opferrolle. Die Leute hier schienen ihn nicht verstehen zu wollen. Sowohl das Mädchen als auch sein etwas lädiertes Gegenüber fragten ihn, was er von ihnen wolle, dabei hatte er doch sogar noch angekündigt, sie gar nicht stören zu wollen und sich auch brav seinem Essen gewidmet. Ein wenig freute es den Mexikaner doch, dass der freche Ton des Mannes so schnell zum verstummen gebracht werden konnte, jedoch war er immer noch unschlüssig, ob er etwas schwächer oder stärker hätte zulangen sollen.
Respektvoll sprach man hier mit ihm. Sowohl das Greenhorn, als auch das Mädchen, wobei letztere womöglich auf erkennbar schmerzhafte Weise zu Respekt erzogen worden war. Die Lage war nun alles andere als locker und kontrolliert, wie es sich Pezosa so schön ausgemalt hatte. Er konnte zumindest versuchen, mit dem alten Plan eisern weiter zu machen und dem offensichtlich unerfahrenen Goldgräber seine Hilfe und Schutz aufschwatzen, wobei er fast sicher war, die Kleine neben sich inzwischen gegen sich aufgebracht zu haben. Vielleicht konnte er ihr wieder in die Hände spielen, wenn er eine gute Vorlage lieferte, durch die sie den jungen Kerl mit einer rührseligen Geschichte über ihren schlimmen Leidensweg zum dahinschmelzen bringen konnte.
Aufgeschoben. Nach sekundenlanger Verzögerung, in der Pezosa kühl das Verhalten seines Gegenübers beobachtet hatte, ob noch Vergeltung drohte, hatte sein kleiner Schlag mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als es geplant gewesen war. Sein Zeigefinger zuckte leicht, als er von irgendwo hinter sich den 'Bohnenfresser' vernahm. Dies war die falsche Gelegenheit, ohne Rückendeckung unterwegs zu sein und El Pezosas Laune war weit unter das gewöhnliche Saloonwetter gesunken. Ein Blick in die Augen des jungen Mannes verriet, dass dieser offensichtlich genug von Streitigkeiten hatte und durch die Rufe eher weiter eingeschüchtert wurde, da er nur schwer ahnen konnte, wie sein Gegenüber darauf reagieren würde.

El Pezosa drehte den Kopf zur Schulter und spähte mit verengten Augen in die Richtung, aus welcher der Bohnenfresserr Ruf gekommen war. Mit einer fließenden und blitzschnellen Bewegung, in der er sonst seine Revolver zu ziehen gewohnt war, fuhr seine Hand ans Bowiemesser und zog und rammte den glänzenden Stahl mit einem gut vernehmbaren 'Plop' in die Tischplatte. Wie ein Luchs, hatte er dabei das Publikum von Schaulustigen beobachtet um zu sehen, ob jemand unter ihnen mit seinem Zucken signalisierte, zu irgendwelchen Dummheiten bereit zu sein. Knurrend und gerade so laut, um in der näheren Umgebung trotzt Saloongeräuschen vernehmbar zu sein, versuchte er die Situation zu entschärfen. „Keine Show an diesem Tisch!“ Er war bedacht, die Klinge wieder flach auf den Tisch zu legen, sofern keine verdächtigen Regungen der Schaulustigen etwas anderes erzwangen.
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Beitrag von Darnamur Do Jun 18 2015, 17:53

Noemi sah die Eskalation schon vorher, als der Pickelgesichtige das Wort Greenhorn in den Mund nahm. Dämlicher ging es wohl wirklich nicht. Wer auch immer dieser schnauzbärtige, zwielichtige Kerl war. Er war niemand, den man einfach beleidigen sollte. Und sie behielt Recht. Schon schnellte die Faust des Mexikaners vor, um die Gesichtszüge des Pickligen neu zu formatieren. Der schien immerhin standfester, als sie es erwartet hätte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass ihn der Hieb vom Stuhl fegen würde.
Dennoch…es war besser von hier zu verschwinden. Schon wurden die ersten Unruhestifter laut, die sich an Chaos und Blut begeisterten. So waren Männer. Für Noemi war das ein klares Signal von hier zu verschwinden. Zu viele Augen starrten gierig zu ihrem Tisch herüber. Schon war sie erblickt worden und man würde sich ihr auffälliges Gesicht merken. Ihr dunkelbraunes Auge schweifte düster durch die Menge. Ihre zierliche rechte Hand, deren Rücken von drei langen Messernarben verunziert war, tastete nach ihrem Messer. Sie wollte keinen Ärger. Wenn sie jetzt in ein Gerangel käme, könnte das unangenehme Folgen für sie haben.
Wieder kehrten ihre Gedanken zurück in die Finsternis. Blut triefte von ihrer Kleidung, als sie sich auf den Rücken des fremden Pferdes schwang und davonritt über Staub, Stein und Gras. Im Hintergrund die riesige, unheilvolle Fratze der Fletcher-Farm, mit ihren dämonischen Augen und ihrem gierigem Schlund, der schon die Leben so vieler junger Mädchen geschluckt hatte. Das Gewehr hatte sie auf dem Rücken getragen, die Röhre noch warm, wie das Blut, in das seine Geschosse eingeschlagen waren. So hatte sie das düsterste Kapitel ihres Lebens hinter sich gelassen, das Gesicht hinter einer brennenden Maske aus Blut verborgen.
Doch ganz hatte sie es nicht beenden können. Das Schicksal straft dich stets für deine Hoffnungen. Sie war in diese Welt hineingeboren worden, um zu leiden. Das hatte sie drei Monate später festgestellt.
Weg von hier, Kleine, flüsterte ihr ihr Bruder ins Ohr. Noemi blickt zu ihm hinüber. Neben ihr saß er auf einem der vorher noch freien Stühle. Unter dem roten Haar funkelten sie freundliche, braune Augen an, die den ihren so sehr glichen. Man hätte sie austauschen können, ohne dass ein Unterschied bemerkbar geworden wäre. Aber wo soll ich hin? , fragte sie ihn, während sie einen kräftigen Schluck von ihrem Bier nahm. Sie spürte den Alkohol, ja. Aber nicht schnell genug. Sie würde mehr brauchen. Viel mehr und viel schneller würde sie ihn trinken müssen, damit sie vergessen konnte. Aber dafür war es nicht der richtige Augenblick. Es war nie der richtige Augenblick. Noemi biss zornig die Zähne zusammen. Sie erhob sich wortlos vom Tisch. Sollten die Männer die Angelegenheit unter sich klären. Sie wollte nicht in diesen fremden Streit hineingezogen werden. Nicht, wenn so viele verschiedene Augen in der Nähe waren.
Auf dem Weg leerte sie ihr Bier vollständig aus. Sie hatte es vor gerade mal zehn Minuten gekauft. Nimm dir eine Auszeit, riet ihr Tommy. Er ging nun gelassen neben ihr. Warte bis sich die Lage im Raum beruhigt hat. Das war eine gute Idee.
Noemi stellte ihr Getränk an der Theke ab und schritt dann wieder aus dem Weeping Cat Saloon heraus. Draußen war es schon merklich dunkler und sie konnte die frische Nachtluft einatmen. Jetzt erst einmal eine Zigarette. Danach könnte sie überprüfen, ob die Männer wieder zur Vernunft gekommen waren. Allerdings war es allgemein eine fragliche Idee sich nochmal zusammen mit dem Mexikaner an einen Tisch zu setzen.
Sie holte aus ihrem Rucksack eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug hervor. Mit einem Ruck hatte sie die Klappe zurück gerissen und ihre Fingernägel bohrten sich in den nächstbesten Stängel. Mit gierigem Blick klemmte Noemi sich die Zigarette zwischen die rosanen Lippen und entzündete sie. Sie wollte endlich wieder den schweren, kratzenden Geschmack des Rauches in ihrer Kehle spüren. Als sie inhalierte, schloss Noemi ihr verbliebenes Auge. In ihrem Mund spürte sie ein angenehmes, warmes Brennen. Das war gut. Entspanne dich ein wenig, Schwesterherz, hörte sie ihren Bruder. Und ohne ihr Auge aufzuschlagen, wusste sie, dass er wieder verschwunden war.
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Beitrag von Elli So Jun 21 2015, 14:22

Auch wenn Dayton zuhörte, hörte er auch mit einem Ohr nach seinen Pferden. Doch trotz des Kojoten schienen sie ruhig zu bleiben und sich zumindest mit der Situation anzufreunden. Oder sie zumindest zu akzeptieren. Er griff zu seinem Getränkevorrat und trank etwas Wasser, Alkohol konnte er schon lange nichts mehr abgewinnen. Er setzte den Wasserschlauch wieder ab und warf dem Kojoten noch ein Stück Fleisch zu. Sie würden keine Freunde werden - oh nein. Aber zumindest hatte Dayton nun ein etwas besseres Gefühl heute Nacht nicht angeknabbert zu werden, sollte er am Feuer Schlaf finden. Im Grunde schlief er wenig und wenn er Schlaf fand, war es keiner der erholsamen Sorte...
"Nun, da führt auch meine Reise mich hin. Ich suche dort jemanden...oder sagen wir ich hoffe nicht zu suchen, sondern zu finden."
Er fischte aus einem Beutel etwas Tabak und drehte sich eine Zigarette. Ein wohliges Gefühl ergriff ihn, als er spürte wie der beißende Rauch in seine Lungen fuhr.
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Beitrag von Umbra Fr Jun 26 2015, 00:49

El Pezosas Machtwort wirkte sofort – er war kein Mann, mit dem man sich gern anlegte. Seine grollende Stimme brachte, zusammen mit dem plötzlichen Aufblitzen seiner Klinge, den Pöbel zum Schweigen und jedes noch so zahnarme Lächeln zum Verschwinden. Doch dann, als derjenige, der dem Mexikaner am nächsten war, zurückwich, fegte plötzlich ein starker, trocken-heißer Luftstrom durch den Saloon und riss an allem, was sich ihm entgegenstellte. Laut toste diese seltsame Böe auf zu einem wahren Sturm und wirbelte kratzenden, die Sinne trübenden Staub auf. Es war mit Mühe und Not noch zu erkennen, was unglaublich war: Es handelte sich um die Saloonbesucher, die wortwörtlich aufgerieben und Teil der staubigen, wirbelnden Wolke wurden. Sie lösten sich vor Terrys und Pezosas Augen auf wie Überreste eines erkalteten Lagerfeuers, das in der Prärie vom Wind davongetragen wurde.
Als sich, nur einen kurzen Moment später, der Wind so plötzlich legte, wie er aufgekommen war, und damit auch die umherwirbelnde Dreck, waren Terry und El Pezosa allein im Saloon. Die Musik, die Stimmen – das alles war verstummt. Von allen anderen, die soeben noch den gesamten Raum gefüllt hatten, war keine Spur mehr zu sehen. Selbst der Barkeeper war verschwunden. In den Regale hinter dem Tresen, vor wenigen Momenten noch gut bestückt mit allerlei alkoholischen Vorräten, herrschte gähnende Leere… wenn man einmal von einer zerbrochenen Flasche absah, die dort, einsam und verlassen, eine dicke Staubschicht angesetzt hatte. Da ging es diesem kläglichen Ding nicht anders als dem Mobiliar: Es war, als hätte der Luftwirbel an der Einrichtung genagt, wie es sonst nur einige Jahre Zeit vermochten. Alles Holz war rauer, grauer… Viele Stühle standen auf den Tischen, ganz wie man es zu tun pflegte, wenn man nach Zapfenstreich einmal durchfegen wollte. Andere lagen kreuz und quer am Boden verteilt, teils in Trümmern; wie auch von einigen Sprossen des Treppengeländern nur noch bereits leicht verwitterte Splitterstümpfe übrig waren. Niemand, der es nicht mit eigenen Augen gesehen oder zuvor eine Kostprobe genommen hatte, hätte wohl geglaubt, dass von dem süffigen Bier und dem deftigen Chili auf Terrys und El Pezosas Tisch mit einem Mal nur noch Staubkrümel im angelaufenen, ewig unberührt wirkenden Geschirr hätten übrig bleiben könnten – doch so war es.
Totenstille legte sich über den Saloon. Nun wehte kein Lüftchen mehr.

Auch Noemi, vor dem Saloon, hatte den Windzug bemerkt, der mit einem Mal aufgekommen und ihren Körper umstrichen hatte. Sanft war er gewesen, überraschend warm, jedoch nicht für sich nicht wirklich auffällig. Allerdings gab der jungen Frau der Umstand, dass er an ihr vorbei, mitsamt dem Straßenstaub, in den Saloon gezogen war, woraufhin auf einmal alle Geräusche hinter ihr verstummt waren (von dem Tosen hatte sie nichts gehört), Grund genug, darauf aufmerksam zu werden.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Fade Fr Jun 26 2015, 18:42

Natürlich war der Mexikaner während dem schaurigen Schauspiel nicht ruhig auf seinem Stuhl sitzen geblieben. Mit einem erstaunten Grunzen sprang El Pezosa auf, als sich die ersten Umstehenden aufzulösen begannen und warf dabei seinen Stuhl um. Reflexartig waren die Hände an den Pistolen, nur sah er beim hastigen umsehen nichts, worauf er hätte feuern können. Eine verdammte Geisterstadt?! Er hatte schon Geschichten darüber gehört, gar nicht wenige sogar. Aber an so einem verwunschenen Ort hatte es ihn sein Leben lang noch nicht verschlagen.

Nur er und das Greenhorn waren übrig. War das ein schlechter Scherz? Der andere wirkte nicht minder überrascht als Pezosa, sonst hätte ihm nun auch die gesamte Aufmerksamkeit des Mexikaners gehört. So jedoch hieß es zumindest nach außen hin Selbstsicherheit vorzugeben, um etwas mehr aus dem Anderen herausbekommen zu können. El Pezosa verharrte einige Augenblicke unbeweglich wie eine Statue mit beiden Schießeisen in den nahezu leeren Raum gerichtet und brummte dann in mürrischen Tonfall. „Feiglinge.“ Sein Schicksalsgenosse musste nicht wissen, dass er hier der Feigling war und der kalte Angstschweiß im Nacken machte die Sekunden der Stille nicht weniger unerträglich. Die klobige Nase schnüffelte unschlüssig in den Raum. Keine Anzeichen von Verwesungsgeruch, nein. Hätte er nur mehr Wiskey bestellt, den besten der vorrätig war. Was war überhaupt aus dem Geld geworden? Einen Moment dachte er ernsthaft darüber nach, das Gebäude nach verwertbaren abzusuchen, jedoch genügte der grobe Überblick über den Raum, um diesen Gedanken schnell wieder zu verwerfen. Mit Geistern verspaßte man es sich besser nicht leichtfertig und außerdem war ja auch noch gar nicht klar, ob der ganze Spuk schon vorbei war.
El Pezosas Blick richtete sich wieder auf den verbliebenen im Raum und wartete seine Reaktion ab. Womöglich war auch er ein Bild aus der Vergangenheit, auch wenn sein Kinn sich vorhin noch richtig echt angefühlt hatte. Das Essen hatte es schließlich auch.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Leo Sa Jun 27 2015, 00:59

Terry war noch damit beschäftigt, seine Kopfschmerzen auszukurieren, und bekam nicht so recht mit, was um ihn herum geschah. Stimmengewirr erhob sich, sogar Gelächter, und wahrscheinlich war er gemeint, doch das kümmerte ihn nicht so recht. Außerdem bemerkte er, wie sich das Mädchen vom Tisch zurückzog, doch er machte keinen Versuch, sie aufzuhalten; vermutlich tat sie das einzig Richtige. Eher noch hatte er den Drang, ihr hinterherzugehen, sich einfach auf sein Pferd zu setzen und irgendwo draußen in der Prärie zu nächtigen.
Doch daraus wurde vorerst nichts.
Als Terry den Windstoß spürte, sah er auf – und erstarrte, als das folgende Spektakel sich vor seinen Augen erhob.
Die Gäste verschwanden vor seinen Augen, verwandelten sich einfach in Staub und wurden von dem Wind davongetragen wie welkes Herbstlaub. Wie in einem aberwitzigen Traum verfiel der Saloon vor seinen Augen, als wäre er soeben und Jahrzehnte gealtert; selbst der Stuhl, auf dem er saß, fühlte sich mit einem Mal ungemütlich und morsch an. Die fröhliche Musik wurde jäh unterbrochen, nicht einmal die Instrumente der Musiker blieben zurück.
Nur Einer war noch da.
Fassungslos starrte Terry den Mexikaner an. Der wirkte ähnlich verwirrt. Trotzdem zweifelte er nicht an, dass der zwielichtige Kerl etwas damit zu tun haben musste. Sonst wäre er doch auch verschwunden, oder etwa nicht? „Was – was hast du gemacht?
Dann fiel ihm etwas ein. Hastig warf er einen Blick über die Schulter und blickte abermals aus dem Fenster (welches nun verstaubt war und aussah, als habe man es seit Jahren nicht geputzt). War sein Pferd noch da?
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